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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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bringen, einer Schwertkämpferin für die gleiche Arbeit genau soviel Gold zu bezahlen wie seinen männlichen Karawanenwächtern. Um das Fass überlaufen zu lassen, hatte sie sich am Abend – als sie ein gutes Mahl in einem Gasthof zu sich nehmen wollte – von einem hitzköpfigen Studenten, der mit vielen lauten Worten seinen Mangel an Verstand aufwiegen wollte, in ein politisches Streitgespräch verwickeln lassen. Als ihr seine Dummheit zuviel wurde, hatte sie dem Kerl ihr letztes Bier über den Schädel gegossen. Das hatte zu schallendem Gelächter der anderen Gäste geführt, aber sie hatte schlechtester Laune das Gasthaus verlassen und sich auf den Heimweg gemacht, um früh schlafen zu gehen.
    Nun wollte sie nichts weiter, als sich ausziehen, in ihr Bett steigen und von weiten, frostigen Steppen, fern von allen Städten, im silbernen Mondschein träumen. Doch selbst jetzt war das Glück ihr nicht hold. Kaum hatte sie die Öllampen ausgelöscht und war unter die Decken gekrochen, als lautes Trampeln die Treppe hochkam – und jemand mit den Fäusten gegen die Tür hämmerte.
    »Mutter Mitras! Wenn dieser Irre im Gasthaus mich mit seiner Schar Dummköpfe hierher verfolgt hat …!«
    Sie sprang aus dem Bett, packte ihr Schwert und war bereit, in ihrer Verärgerung jeden vor der Tür niederzuschlagen. Es war keine Zeit, sich anzuziehen, außerdem würde der Anblick einer nackten Frau den Dummkopf lange genug verwirren, dass sie ihm ungehindert die Klinge in die Brust stoßen könnte …
    »Sonja! Sonja! Mach auf! Bitte!«
    Sie ging zur Tür, zog den Riegel zurück und riss sie auf. »Im Namen …! Sendes!«
    Er rannte in die Kammer, lehnte sich keuchend an die Wand und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Schließ die Tür!«
    »Was bei allen Höllen …?«
    »Sonja, schließ die Tür! Bitte!«
    Sie blinzelte und schlug die Tür zu.
    »Verriegle sie!« Er schnappte heftig nach Luft.
    Sie tat es. »Und jetzt sag mir, verdammt, was los ist!«
    »Sie haben mich vielleicht hereinkommen sehen«, krächzte Sendes. »Schnell, Sonja! Ich flehe dich an! Kannst du mich nicht irgendwo verstecken?«
    »Dich verstecken?«
    »Ihr Götter!« stöhnte er den Tränen nahe und vor Furcht zitternd. »Wenn sie mich finden, werden sie mich umbringen, Sonja! Bitte versteck mich, wenn du kannst!«
    »Erliks Thron …!« Sie musterte Sendes kurz. Sie zweifelte nicht, dass er glaubte, sich in Todesgefahr zu befinden – und nun hörte sie auf der Straße Pferdegetrappel, schwere Laufschritte und ein Durcheinanderbrüllen.
    »Sie haben mich gesehen!« rief Sendes verzweifelt.
    »Still!« Schnell schaute Sonja sich um. In der Kammer gab es keinen Schrank, der als Versteck für Sendes groß genug gewesen wäre, außerdem würde man ihn da ohnedies als erstes suchen. Hier gab es nichts …
    »Sendes! Da!« Sie zog einen Stuhl aus einer Ecke und blickte hoch. In der Mitte der Decke konnte man, wenn man wusste, dass sie sich dort befand, die Umrisse einer Falltür erkennen. »Da geht’s zum Speicher hinauf, glaube ich. Der Hauswirt war heute Vormittag hier, weil er irgend etwas suchte. Schnell, steig auf den Stuhl, Sendes!«
    Hastig gehorchte er, während der Lärm der Stadtwachen bereits im Haus zu hören war. Die Männer fluchten und brüllten im Erdgeschoß.
    Verzweifelt stemmte Sendes sich gegen die Falltür, bis sie in rostigen Angeln knarrend aufschwang.
    »Zieh dich hoch! Verdammt, beeil dich!«
    Er riss sein Schwert aus der Scheide und warf es durch die Öffnung. Dann sprang er und bekam den Rahmen zu beiden Seiten zu fassen. Daran schwang er sich hoch und schloss schnell die Falltür hinter sich.
    Sonja hörte die Wächter jetzt im ersten Stock, offenbar unmittelbar unter ihrer Kammer. Um keine verräterischen Geräusche zu verursachen, trug sie den Stuhl in die Ecke zurück, stieß ihr Schwert wieder in den Spalt zwischen den Bodenbrettern neben ihrem Bett, und legte sich nieder.
    Wenige Augenblicke später trampelten schwere Stiefel die Treppe hoch und den Gang entlang, Waffen rasselten, und ein Klopfen an allen Türen des Korridors begann. Als ihre Tür an der Reihe war, rührte Sonja sich nicht sofort.
    Heftiger wurde an ihre Tür gepocht. »Wacht auf, Ihr da drinnen! öffnet oder wir schlagen die Tür ein.«
    Sonja rollte sich im Bett herum, dass das alte Gestell knarrte, und gähnte laut. »Was bei Erlik geht da draußen vor?«
    »öffnet die Tür. Hauswirt! Habt Ihr einen Schlüssel?«
    »Schon gut! Schön gut!« schrie

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