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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Gehirn sickern, nehme ich an. In Euer Gehirn … Meint Ihr nicht Osumu?«
    Areel legte den Kelch schräg auf Osumus Stirn an. Dünne Bächlein Wein rannen in beide Augen. Die Alte zuckte mit einem Fuß, ansonsten gab es kein äußeres Zeichen ihrer Qualen.
    Da sie ihrem Zorn nun Luft gemacht hatte, wartete Areel nicht auf den Tod der Hexe, sondern wendete sich voll Abscheu von ihr ab. Sie schaute sich in der Stube um und machte sich daran, alles, was sie glaubte für ihre Zauberei brauchen zu können, in den Beutel zu stopfen. Viel in dem Raum hielt sie von keinem Nutzen für diesen Zweck, wie Ziergegenstände und dergleichen. Anderes – Kräuter, Räucherwerk, Kerzen, Dolche – konnte sie sich leicht selbst besorgen und für Zauberrituale weihen. Sie hatte aus ihres Vaters Büchern bereits genug gelernt, um zu wissen, welche der Amulette und Zauberwerke bereits mit Schwarzer Magie behaftet waren. Nur diese nahm sie mit.
    Alles steckte sie in ihren Beutel, dann verließ sie die Stube, ohne einen Blick auf die sterbende Hexe. Sie schloss die Tür sorgfältig von außen und schlich den Gang entlang.
    Aber am Fuß der Treppe, hinter der Wand, die sie vor der Sicht vom Erdgeschoßkorridor schützte, hielt sie an. Jemand – der Hauswirt höchstwahrscheinlich – brüllte zornig auf einen jungen Mann und eine junge Frau ein und verlangte, dass sie sofort ihren Kram packen und das Haus für immer verlassen sollten. Das junge Paar schien aus der Stube unmittelbar unter der Osumus auszuziehen.
    Als das Paar gegangen und der Hauswirt davongestapft war, schulterte Areel den schweren Beutel, verließ das Haus durch die Tür zur Gasse und kehrte zu ihrer Sänfte zurück. Inzwischen hatten die Straßenbewohner ihre Neugier befriedigt und sich wieder zurückgezogen, und auch keine Stadtwachen befanden sich in Sichtweite.
    Es war Mittag und die Sonne schien sengend auf die schmalen, stinkenden Straßen und Gassen dieses Viertels. Areel befahl ihren Lakaien, sie schleunigst heimzutragend. Zu Hause würde sie sich ein schnelles Mahl gönnen und. sich dann den ganzen Nachmittag den Büchern und Zauberhilfsmitteln widmen, damit sie bis zum Abend bereit war, mit ihrem Rachefeldzug gegen Nalor zu beginnen.
     
    In der Drachensaatschenke ging es an diesem Abend hoch her. Auch Sendes war da, wie fast jede Nacht, und er forderte jeden Neuankömmling zum Messerwerfen auf – sein neuester Zeitvertreib, dem er sich mit wahrer Leidenschaft hingab. Er stand in einer hinteren Ecke, griff dann und wann nach seinem Bierkrug, der überschwappte, wenn er sich vor Lachen über einen rauen Witz schüttelte. Selbst wenn er zum Werfen an den Kreidestrich trat, an dem er auch seinen Einsatz liegen hatte, konnte er sich nicht zur nötigen Ernsthaftigkeit zwingen.
    Der Abend war bereits fortgeschritten, Wein und Bier flossen schier in Strömen, und die allseits fröhliche Stimmung war noch nicht umgeschlagen, als Areel die Drachensaatschenke betrat. Selbst die rauesten Burschen machten ihr Platz, weil sie sich nicht mit jemandem aus ihrem Viertel der Stadt anlegen wollten. Sendes hatte gerade einen weiteren Krug Bier gewonnen und zog seinen besiegten Gegner lachen auf, da fiel sein Blick auf seine ehemalige Liebste. Sein Lachen verstummte, und er hob auch den Krug in seiner Hand nicht an die Lippen. Er schaute nach links und rechts, dann wieder zu Areel, ehe er aufstand.
    Sie schien auf ihn zuzuschweben und wirkte in dem rauchigen Lampenschein der Schenke noch schöner als im gedämpften Licht von Kerzen in einem feinen Gemach – so zumindest fand Sendes.
    »Bist du dran, Sen?« fragte einer seiner Freunde.
    »Werft ein Spiel ohne mich …« Er nahm seinen Krug, suchte sich einen anderen Tisch aus und bedeutete Areel dorthin zu kommen. Sie folgte der Richtung seiner ausgestreckten Hand und lächelte hold, als er ihr einen Stuhl zurechtrückte. Sie setzte sich, hob den Kopf und stützte das Kinn auf die schlanken Finger.
    Sendes betrachtete sie nicht ohne Argwohn. »Was ist es heute Abend, Areel?«
    Außer seiner ruhten viele Augen auf ihr, und Areel wusste es. Scheinbar unschuldig schaute sie sich in der Gaststube um, als überlegte sie, welchem der rauen Burschen sie in dieser Nacht möglicherweise ihre Gunst schenken würde. »Ich möchte nur mit dir sprechen, Sendes.«
    »Keine weiteren Fragen mehr über Nalor?« sagte er leise.
    »Nein. Nichts mehr über Nalor.«
    »Ich habe mich nämlich schon genug unbeliebt bei ihm gemacht, musst du wissen. Ich

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