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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Sonja. Sie sprang aus dem Bett, ergriff ihr Schwert und durchquerte die Kammer. Sie öffnete die Tür und stand nackt im schwachen Lampenschein vor dem Trupp Stadtwächter, die sich auf den Gang gedrängt hatten.
    Einen Augenblick schienen alle beim Anblick der nackten Hyrkanierin zu erstarren, die, die Schultern herausfordernd zurückgeworfen, mit dem blanken Schwert in der Hand vor ihnen stand.
    »Und jetzt sagt mir, was hier vorgeht, bei Mitras Mutter!«
    »Wir haben Euch wohl aus dem Schlaf gerissen?« fragte der vorderste Wächter, nachdem er sich gefasst hatte.
    »Sieht ganz so aus, oder nicht?«
    »Ihr tragt ein Schwert! Warum?«
    »Ich bin Söldnerin. Außerdem trage ich es für den Fall, dass irgendwelche Irren mir des Nachts die Tür einschlagen wollen. Ich bin gern vorbereitet.«
    Einer des Trupps lachte hohl, bis ein anderer ihm den Ellbogen in die Seite stieß.
    »Wie heißt Ihr?« fragte der Wachoffizier.
    »Seilissa von Stygien.«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. »Ist das Euer wirklicher Name?«
    »Nein.«
    »Dann nennt mir Euren echten!«
    »Sagt mir Euren, dann sollt Ihr meinen erfahren. So kann ich am Morgen eine Beschwerde gegen Euch einreichen. Das ist doch nicht mehr als recht und billig, oder?«
    »Junge Frau, Ihr macht Euch über einen Offizier der Stadtwache von Shadizar lustig …«
    »Wachmann, Ihr habt mich aus tiefem Schlaf gerissen und jetzt stehe ich und kriege Gänsehaut, während Eure Soldaten mich anglotzen. Also was zur Hölle wollt Ihr? Und sagt es schnell!«
    Das Gesicht des Offiziers lief vor Wut rot an. Er blickte an Sonja vorbei und schaute sich in der halbdunklen Kammer um. Mit mühsam beherrschter Stimme sagte er: »Wir suchen einen Söldner im Privatdienst – einen Verbrecher, der verhaftet werden soll. Er wurde zuletzt gesehen, als er dieses Haus betrat.«
    »Und Ihr glaubt, er sei in meiner Kammer?«
    »Wir denken, dass er irgendwo im Haus ist.«
    »Wer will denn, dass er verhaftet wird? Seine Mutter? Oder sein bedauernswertes Weib?«
    »Ich warne Euch …«
    »Und ich warne Euch! Ich habe gutes Kupfer für diese Kammer bezahlt und mag es nicht, wenn man einfach so hereinplatzt! Seid Ihr überhaupt zu dieser Haussuchung befugt?«
    Der Offizier fluchte herzhaft. »Wir brauchen keine …«
    »Lasst mich durch!« erklang eine Stimme aus dem Gedränge. Sonja erkannte sie als die des Hauswirts.
    Innerlich zitterte sie. Wenn dieser fette Narr vorhatte, diesen Hunden den Speicher zu zeigen, würde sie ihr Schwert benutzen müssen. In welche Schwierigkeiten Sendes sich auch immer gebracht hatte, sie – die sich instinktiv immer auf die Seite des kleinen Mannes gegen die Obrigkeit stellte – würde diesem törichten jungen Corinthier helfen müssen.
    »Lasst mich durch«, erklang erneut die nörglerische Stimme des feisten Hauswirts, und Augenblicke später hatte er sich in Sonjas Kammer gedrängt. Er starrte die Hyrkanierin wütend an. »Das ist mein Haus!« sagte er aufgebracht. »Ihr habt zwar für die Kammer bezahlt, aber ich für das Haus, und ich bezahle die Steuer dafür! Vergesst das nicht! Wenn ich diese Soldaten ins Haus lasse, ist das meine Sache, nicht Eure! Und ich habe auch das Recht, sie in diese Kammer zu lassen, selbst wenn Ihr die Miete dafür bezahlt habt. Verstanden?«
    Wut brannte in Sonja, aber sie beherrschte sich. Sollte es zu tätlicher Auseinandersetzung kommen, würde sie dafür sorgen, dass der Fettwanst als erster ihre Klinge zu kosten bekam. Aber wenn sie jetzt ihre Beherrschung verlor, verlor sie gleichzeitig auch ihre letzte Chance.
    »Könnte es nicht sein«, wandte sie sich an den Offizier, »dass, während ihr unbedingt in der Kammer einer nackten Frau herumschnüffeln wollt, dieser Verbrecher eure schreiende Dummheit bereits genutzt hat? Vermutlich ist er längst aus einem Fenster geklettert und inzwischen schon auf dem Weg nach Aquilonien.«
    Das konnte durchaus sein! Wütend und mit einem letzten finsteren Blick auf Sonja, drehte der Offizier sich zu seinen Männern um. »Hört auf zu starren, ihr Hunde! Schaut dass ihr hinunterkommt und euch draußen umseht! Verteilt euch in vier Richtungen und durchsucht jedes Haus und jede Gasse in dieser Gegend. Marsch! Macht schon!«
    Der Donner ihrer eilenden Stiefel erschütterte das ganze Haus. Als sie aufbrachen, blieb Sonjas fetter Hauswirt jedoch wo er war.
    »Zieht endlich was an!« knurrte er, als wieder Stille einsetzte. »Ich habe hier kein Hurenhaus!«
    »Und ich bin keine Hure! Sonst noch

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