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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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rutschte über das feuchte Gras.
    Sendes stürzte auf die Seite, rollte auf den Rücken, seine Füße zuckten, und er hatte die Augen weit aufgerissen. Feuchtigkeit benetzte eine Gesichtshälfte. Eine Hand, schmerzverkrampft riss an seinem Wams über dem Herzen, die andere zog Furchen durch den aufgeweichten Boden.
    Er krächzte: »Ihr Götter …«
    Dann fiel sein Kopf ganz zurück und er war tot.
    Areel wandte sich Lera zu. »Du! Du hast es die ganze Zeit gewusst! Heimtückisches kleines Biest! Was hattet ihr vor?«
    Leras Schreie gellten zum Mond, als sie zurückzuweichen versuchte, sich mit den Beinen vorwärtsschieben wollte und mit der Hüfte über den Boden schleifte.
     
    Durch das Tor rannte Sonja, die Mitternachtsluft feucht im Hals, fort vom gedämpften Licht der Stadt, über das unebene, grobe Kopfsteinpflaster, das sie fast zum Stolpern brachte.
    Der Hain erhob sich unmittelbar voraus. Sonja rannte schneller, ihr Herz pumpte, die Beine waren nahezu gefühllos, das Haar flatterte um ihre Ohren, die Augen brannten vom Schweiß, der über die Stirn rann, und die Kettenrüstung klebte an ihr …
    Dort! Zwei Gestalten in Umhängen, eine davon auf dem Boden – wo war Sendes? Mitra und Hotath! Hatte sie ihn bereits getötet?
    Im Laufen riss sie das Schwert aus der Scheide. Im gleichen Moment zerriss der Schrei eines Mädchens die Luft.
    »Areel!« brüllte Sonja.
    Die Hexe drehte sich um, groß im Mondschein, schattengrau gegen den schwarzen Hintergrund der Bäume und Büsche. Lera lag schreiend auf dem Boden.
    »Du!« kreischte Areel und hob einen Arm.
    Ohne zu überlegen warf Sonja sich zur Seite, als sie sah, wie Areels Arm glühte. Etwas wie ein Blitz verfehlte sie nur knapp. Mit der freien Hand zog sie den Talisman aus dem Gürtelbeutel und hob ihn, während sie langsamer rannte.
    Er glühte wie eine weiße Kohle im Mondschein und warf sein Licht auf Areels Gesicht, Busen, die Arme .
    Areel zischte, hob die Hände und wich zurück.
    »Steh auf, Mädchen!« rief Sonja und rannte zu Lera. »Auf die Füße mit dir!« Neben ihr, die keuchend hochzukommen versuchte, blieb sie stehen. Auch ihr Atem kam rasselnd, während sie sich der Hexe stellte. Das Schwert in ihrer Rechten zitterte leicht, und der Talisman glühte in ihrer erhobenen Linken.
    Er glühte immer noch und hüllte Areels schönes Gesicht in sein Licht.
    »Gib – ihn – mir!« knurrte Areel. Ihre Hexenaugen funkelten wie gelbe Brillanten.
    »Lera – hinter mich! Schnell!«
    »Er gehört mir – mir!« schrie Areel. Offenbar konnte sie das Glühen des Talismans nicht ertragen, denn sie wich noch einen Schritt zurück und einen weiteren, und ihre Beine zitterten sichtlich.
    »Geh rückwärts, Lera! Beeil dich! Verschwinde von hier! Ich komme nach!«
    Areel stolperte, fiel fast, und schirmte ihre Augen ab.
    »Tut es dir weh?« fragte Sonja die Hexe angespannt. Aber sie wartete auf keine Antwort, denn wenn die Wächter auf der Mauer etwas gehört hatten, war bestimmt bereits eine Streife hierher unterwegs. »Denk daran, wer den Talisman hat, Hexe! Und denk daran, was ich damit tun kann!« Sie drehte sich kurz zu Lera um. »Lauf, Mädchen!«
    Dann wich sie selbst zurück, ging rückwärts zur Straße, während Areel im nassen Gras kauerte, nur wenige Schritte von Sendes’ Leiche entfernt.
    Lera schluchzte. »Sonja, ich …«
    »Schon gut, sieh nur zu, dass du weiterkommst!«
    Areel verschwand in der Dunkelheit, als das Licht des Talismans sie nicht mehr erreichte, nur noch ihre gelb schimmernden Augen waren flüchtig zu sehen, dann auch sie nicht mehr, als hätte sie die Lider geschlossen. Aber Sonja nahm an, dass die Hexe durch die Bäume geflohen war: ein Schatten verschlungen vom größeren Schatten der Nacht.
    Schließlich, als sie bereits dicht am Tor und die Bäume des Hains nur noch eine schwarze Masse waren, drehte Sonja sich um, steckte den Talisman in den Beutel und das Schwert in die Scheide zurück, und griff nach Leras Arm. »Schnell, komm mit mir – zu meiner Kammer. Areel wird bestimmt versuchen uns zu folgen. Und ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt!«
     
    Chost und fünf Freunde hatten es sich in Sonjas Kammer bequem gemacht, nachdem sie kurz nach Mitternacht durch das Fenster hineingeklettert waren. Da zu essen und trinken – Wein, Käse, Brot und feiner Honigkuchen – auf dem Tisch war, bedienten sich Chost, Stive und die vier anderen.
    Sie zündeten keine Lampe an. Während sie aßen, beschlossen sie, auf Sonjas

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