Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Sonntagabend hatte Franci zu tun. Am Montag hatte sie ein paar anstrengende Unterrichtsstunden vor sich, da das Semesterende bevorstand. Also ging Sean mit Rosie ins Bad und brachte sie ins Bett, während Franci auf ihrem Bett saß, den Laptop auf den Knien, und ihre Seminare vorbereitete.
Kaum war Rosie in der Wanne, fing sie an, das „Seifenlied“ zu singen, wie sie es nannte. „Wenn ich ein Stückchen Seife wär, würd ich alle einseifen …“ Das Lied hatte viele Strophen, die Sean mittlerweile alle kannte. Im Bett gab es dann ihre Lieblingsgeschichte: „Jeder pupst.“ Als sie eingeschlafen war, rief Sean Luke an.
„Störe ich?“, fragte er.
„Machst du Witze?“, fragte Luke zurück. „Shelby schläft schon. Es geht ihr beschissen.“
„Schon wieder? Was ist denn da los?“
„Kannst du dir das nicht denken? Sie will es noch nicht überall rumerzählen, aber sie ist schwanger.“
„Luke!“, hörte man Shelby im Hintergrund brüllen.
„Es ist Sean!“, brüllte Luke zurück. „Außerdem dachte ich, du schläfst!“
Sean lachte ins Telefon. „Mir scheint, ihr beide habt kein Problem damit, Nachwuchs zu bekommen. Darauf würde ich ein Auge haben, Luke.“
„Nein, im Ernst: Bitte sag Mom noch nichts davon. Shelby will die ersten drei Monate abwarten. Obwohl ihr jeden Morgen übel ist und sie jeden Abend um sieben wie ein Stein ins Bett fällt, will sie erst ganz sicher sein.“
„Das kann ich absolut verstehen“, meinte Sean. „Wir sehen uns dann morgen, wenn ich Rosie in den Kindergarten gebracht habe.“
Anschließend werkelte er noch ein bisschen im Haus herum, aber leise, und er schaltete auch den Fernseher nicht ein, um Franci nicht zu stören. Er brachte den Müll raus, blätterte noch einmal durch die Tageszeitung, bürstete Harrys Haare vom Sofa und genoss die häusliche Harmonie und Ruhe. Er schaute nach Rosie. Sie schlief tief und fest, mit geöffnetem Mund. Immer, wenn er sie schlafen sah, dachte er unwillkürlich: Sie ist meine Tochter! Noch vor ein paar Wochen hätte ihn allein diese Vorstellung in Angst und Schrecken versetzt, und jetzt war er voller Erstaunen. Sie war ein Wunder, das er nicht verdiente.
Bis neun Uhr ließ er Franci arbeiten, dann brachte er ihr ein Schälchen Vanilleeis ins Schlafzimmer. „Zeit für ein Päuschen?“
„Ich bin fertig“, sagte sie und klappte den Laptop zu. „Ist das für mich?“ Sie streckte die Hände nach dem Eis aus.
„Jawohl, Ma’am.“
„Du machst dich wirklich gut. Gefällt mir, einen Diener im Haus zu haben.“
Er sah traurig aus. „Leider werde ich nicht mehr lange hier sein, Süße. Aber ich rufe jeden Tag an, versprochen, und wenn ich nicht fliegen muss oder ein paar Tage hintereinander freihabe, komme ich her.“
Zärtlich berührte sie seine Wange. „Mach dir um uns keine Sorgen, Sean. Wir kommen klar. Das hier ist nur vorübergehend, ist doch klar. Sobald du weißt, was die Air Force mit dir vorhat, können wir endlich genauer planen.“
„So genau, wie ‚Uncle Sam‘ es zulässt.“
„Nicht murren. Es ist ein gutes Leben. Und ich bin stolz auf dich. Auf deiner Akte steht schon fast ‚General‘. Wenn du die Chance hast, an die Spitze zu kommen, nimm sie wahr!“
„Ich muss dir noch ein paar Dinge sagen, bevor ich zurück nach Beale fahre. Fürs Erste habe ich alles getan, was ich tun kann. Das Collegegeld ist angelegt, ich habe mein Testament geändert, eine neue Lebensversicherung abgeschlossen und bei den Jungs von der Personalstelle schön Wetter gemacht.“ Er holte tief Luft. „Ich muss Rosie aber noch erzählen, dass ich bald nicht mehr die ganze Zeit hier bin. Meinst du, sie versteht es, wenn ich ihr sage, dass ich arbeiten muss?“
Franci lächelte und nickte. „Sie versteht ja auch, dass ich arbeiten muss und ihre Großmutter auch. Und sie weiß, dass du Ferien hattest.“ Ihre Augen glänzten feucht. „Sie wird dich sehr vermissen. Und ich auch.“
„Ich denke, ich kann mit Jake über flexible Arbeitszeiten reden, vor allem, da ich jetzt jederzeit versetzt werden kann.“ Sean war in der Position, auf keine sehr langfristigen oder wirklich wichtigen Missionen mehr geschickt zu werden, weil er sie im Rahmen seiner Dienstzeit eventuell nicht mehr beenden konnte. „Franci, es ist sehr wahrscheinlich, dass ich eine Weile von euch getrennt sein werde. Du weißt ja, wie schwer es sein kann, in Kontakt zu bleiben. Meinst du, das kannst du ihr erklären?“
„Ich kann ihr helfen, damit
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