Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
die Frau fünfzig oder sechzig ist oder zwanzig.“
„Du hast wirklich Glück mit Carl.“
„Ich kann es kaum erwarten, ihn dir vorzustellen“, gestand Vivian. „Ich war gar nicht auf der Suche nach einem Mann. Ich hatte genug zu tun mit Franci und Rosie. Außerdem war er mein Chef. Ich arbeitete schon für ihn, als er noch verheiratet war. Doch dann starb seine Frau – Gott hab sie selig. Gemeinsam mit den anderen aus der Praxis habe ich ihn in seiner Trauer begleitet. Ein Jahr oder so nach ihrem Tod fragte er mich dann, ob ich mal mit ihm ausgehen würde. Ich war total überrascht.“
„Aber du kanntest ihn doch, du musst dich mit ihm wohlgefühlt haben.“
„Na ja … Wenn ein toller Mann daherkommt, ist man es sich selbst schuldig, dass man ihn zumindest ansieht.“
Maureen schüttelte wieder den Kopf. „Ich muss zugeben, und das sage ich nur dir, dass das der einzige Lebensbereich ist, in dem ich mich so angreifbar fühle. Glücklicherweise passiert es so gut wie nie, dass jemand mich anspricht. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte zu …“
„Dann sage ich es dir“, unterbrach Vivian sie. „Wenn ihr ausgeht und er gute Manieren hat, freundlich zu dir und der Bedienung ist, außerdem nicht langweilig – dann ist das ein Anfang. Mehr nicht. Freundschaft, Zuneigung, eins nach dem anderen. Frauen in unserem Alter und mit unserer Lebenserfahrung haben keine Zeit für Unsinn. Wir brauchen etwas mit Substanz. Falls eine Beziehung uns nicht hundertprozentig zusagt, gibt es immer noch ein gutes Buch!“ Sie lächelte und betrachtete Maureens Handarbeit, die auf dem Beistelltischchen neben dem Sessel lag. „Oder etwas zu sticken.“
Maureen nippte an ihrem Wein, der schon fast leer war. „Ich denke, du weißt, wovon du sprichst.“
„Ich bin Arzthelferin. Ich sehe Patientinnen in unserem Alter mit allen möglichen Wechseljahrerscheinungen. Einige leben sich plötzlich sexuell komplett aus und verschleißen ihre Ehemänner, andere trauern ihrer früheren Libido nach und suchen nach Möglichkeiten, sie wiederzuerlangen. Andere wünschen sich, ihre Männer würden sie in Ruhe lassen. Mit einer Frau besprechen sie diese Themen natürlich lieber als mit einem männlichen Arzt, deswegen nenne ich ihnen gern ein paar Gynäkologinnen, wo sie mit solchen Themen besser aufgehoben sind. Ich rede hier nicht von meinen eigenen Erfahrungen mit Männern, die in den letzten Jahren doch relativ eingeschränkt waren.“ Vivian warf einen Blick auf Maureens Weinglas. „Komm, wir trinken noch ein halbes Glas. Wir haben ja heute Abend nichts mehr vor.“
„Gute Idee“, stimmte Maureen ihr zu. „Denn jetzt habe ich noch ein paar Fragen. Und übrigens, Freunde von früher nennen mich Mo.“
„Wirklich? Du siehst gar nicht wie eine Mo aus! Und auf deine Fragen bin ich sehr gespannt!“
„Wie wär’s damit: Wie kann ein Mann, egal wie alt, sich von einer Frau angezogen fühlen, deren Brüste bis auf ihren Schoß hängen? Das ist doch eine nachvollziehbare Frage!“
„Er fragt sich wahrscheinlich, wie eine Frau, egal wie alt, seinen Hängehintern oder Bierbauch geflissentlich übersehen kann. Aber weißt du, bei welchem Thema Männer am meisten befangen sind? Wenn es um ihre Haare geht! Sie haben alle Angst vor einer Glatze!“
Als Franci und Sean vorbeikamen, um ihre schlafende Tochter abzuholen, saßen Maureen und Vivian auf dem Teppich vor dem Kamin, jede eine Tasse dampfenden Kakao vor sich, und kicherten wie zwei Schulmädchen, die sich ertappt fühlten.
13. KAPITEL
J ean verbrachte inzwischen jede Nacht bei Franci, und sie fühlte sich wohl dabei. Sie war überzeugt davon, dass Rosie kein Trauma davontragen würde, wenn sie wusste, dass sie beide in einem Bett schliefen. Ohnehin kuschelte sie sich gerne zwischen sie.
Während Franci und Rosie bei der Arbeit beziehungsweise im Kindergarten waren, half Sean Luke mit den Hütten. Manchmal gab es auch Besorgungen zu erledigen, und er kümmerte sich auch um Francis Haus. Er wollte, dass dort alles in Schuss war, bevor er nach Thanksgiving zurück zum Stützpunkt fuhr. Falls ihm ein Auslandseinsatz bevorstand, würde Luke die Reparaturen übernehmen.
„Ich bin bisher prima alleine zurechtgekommen“, sagte Franci zu ihm. „Ich weiß sogar, wie man einen Handwerker anruft.“
„Du kannst genauso gut meinen Bruder anrufen“, erwiderte Sean. „Das ist nicht nur billiger, sondern er wäre auch beleidigt, wenn du es nicht tätest.“
An diesem
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