Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
auftauche.“
„Und du?“, erkundigte sich Aiden. „Hast du es auch so leicht weggesteckt?“
„Na ja. Ich war so erschöpft, dass ich auf ihrem Kinderbett eingenickt bin und erst wieder aufwachte, als es schon dunkel war. Ich habe drei Stunden mit ihr gespielt – imaginäres Hühnchen mit Brokkoli musste ich essen, was sie auf ihrem Kinderherd gekocht hat, ihr vorlesen, mit ihr aufräumen, über ihre Freunde und Hunde und Spielkameraden reden. Ich war vollkommen erschossen. Sie trägt übrigens gern Spielzeugstöckelschuhe, die sie auch mitnimmt in den Kindergarten, wo sie dann ihr Freund Jason anzieht.“ Er stöhnte. „Und während ich schlief, hat sie mir das Gesicht mit Filzstift bemalt.“
Aiden wollte sich schier totlachen.
„Ja, lach du nur. Ich lasse sie gern mal auf dich los.“
„Sehr gerne“, sagte Aiden. „Wann lerne ich sie kennen?“
„Gib mir noch ein bisschen Zeit, Aiden. Ich hinke eh schon hinterher. Ich habe null Ahnung von Kindern, und es gibt so viel zu lernen. Du kannst es dir nicht vorstellen.“
„Sie ist nur ein Kind, Sean. Grübel nicht zu viel. Genieß sie.“
„Wusstest du zum Beispiel, dass du den Hintern eines Kindes kontrollieren musst, wenn es groß auf Toilette war? Ob es sich gut abgeputzt hat?“
Aiden lachte. „Natürlich wusste ich das, Sean.“
„Wo lernt man denn so was?“
„Ich hatte mal eine Beziehung mit einer Frau, die kleine Kinder hatte. Warst du nie mit einer Single-Mutter zusammen?“
Sean schwieg kurz. „Nein, nicht wirklich.“
„Wie ist denn das möglich?“
„Klar bin ich schon mit Frauen ausgegangen, die ein Kind hatten. Doch ich war nie mit den Kindern zusammen. Ich habe zwar auch Freunde mit Kindern – aber die Kleinen interessieren mich eigentlich nicht.“
„Franci wird dir schon helfen. Wie geht es ihr denn?“
„Sie ist vorsichtig. Ich habe ihr vorgeschlagen, zu heiraten, doch sie möchte es langsam angehen lassen. Sie will sich erst sicher sein, dass das der richtige Schritt ist.“
„Unsinn! Sie will sicher sein, dass du sie liebst! Und dass du ihr Geliebter und trotzdem ein Familienvater sein kannst. Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung von Frauen, oder?“
„Offensichtlich nicht so viel, wie ich dachte“, musste Sean zugeben.
„Mein kleiner Bruder, der Playboy“, kommentierte Aiden. „Ab jetzt musst du das Leben wohl ein bisschen ernster nehmen, was? Ich will Rosie kennenlernen. Gib mir Bescheid, wann das geht. Und Franci würde ich auch gerne mal wiedersehen.“
„Weißt du, nur weil Rosie mich akzeptiert hat, ohne mit der Wimper zu zucken, heißt das nicht, dass der gesamte Riordan-Clan über sie herfallen kann. Das würde sie dann doch überfordern, denke ich“, mutmaßte Sean. „Wir müssen sie ja nicht gleich total verschrecken.“
„Rote Haare und grüne Augen hat sie, ja?“, sagte Aiden. „Genau wie Mom und Paddy und die Hälfte unserer Cousins und Cousinen. Das muss doch ein Schock gewesen sein!“
„Ich wusste es in dem Augenblick, als sie vor mir stand. Es konnte nicht das Kind eines anderen sein! Franci und ich waren damals unzertrennlich.“ Er schwieg kurz. „Bis es vorbei war.“
„Aber du Glückspilz erhältst eine zweite Chance. Ruf mich an, wenn du mit Mom gesprochen hast. Ich will unbedingt wissen, wie sie die Neuigkeiten aufgenommen hat.“
„Wegen Mom … Ich will es ihr lieber selbst sagen. Sie wird stinksauer auf mich sein und dann Hals über Kopf nach Kalifornien fliegen wollen und sich auf Rosie stürzen. Das kann ich auf keinen Fall zulassen, Aiden. Was soll ich mit Mom machen?“
„Versuch, vernünftig mit ihr zu reden“, meinte Aiden leichthin. „Sag ihr einfach, dass sie Rosie sehr bald kennenlernen wird, doch dass sich unsere große, weitverzweigte Familie noch etwas gedulden muss. Sag ihr, dass du erst mit Rosies Mutter sprechen musst. Bleib hart! Sie wird es schon verkraften. Und melde dich, wenn du meine Hilfe brauchst.“
„Ich gebe dir zweitausend Dollar, wenn du nach Phoenix kommst und das für mich übernimmst.“
Aiden lachte. „Wir sprechen uns morgen, kleiner Bruder. Viel Erfolg!“
Sean landete am nächsten Vormittag in Phoenix. Er fuhr mit einem Mietwagen zu dem Apartmentkomplex, in dem seine Mutter wohnte.
Sie hatte die Wohnung vor knapp zehn Jahren gekauft. Ihre Söhne waren alle in Chicago geboren und in einem der Vororte aufgewachsen, doch nach dem Tod ihres Ehemanns beschloss Maureen Riordan, dass sie genug hatte von den kalten Wintern
Weitere Kostenlose Bücher