Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
abgeschnitten“, sagte er und war kurz abgelenkt. „Sie sieht fantastisch aus.“
Erwartungsvoll sah Maureen ihn an, und plötzlich fühlte er sich wieder wie damals im Religionsunterricht. Jeden Moment würde Schwester Thekla hinter ihm auftauchen und ihn am Ohr ziehen, weil er nicht aufpasste.
Er schüttelte sich. „Hör zu, Mom. Ich habe dir nie erzählt, warum wir uns damals getrennt haben. Obwohl ich sie sehr geliebt habe und sie mich auch, hatten wir zu einem gewissen Thema unterschiedliche Auffassungen. Sie wollte heiraten und eine Familie gründen, und für mich war Heiraten ein Grund zum Davonlaufen. Ich …“
„Meine Güte“, unterbrach Maureen ihn. „Was haben dein Vater und ich bloß falsch gemacht, dass ihr alle so eine Angst vorm Heiraten habt?“, fragte sie halb im Spaß, halb ernst gemeint. „Wir haben doch eine glückliche Ehe geführt. Dein Vater war wunderbar zu mir. Und ich habe versucht, ihm eine gute Frau zu sein, und war immer für euch Jungs da. Ich frage mich wirklich, was wir getan haben, um diese Panik vor dem Heiraten in euch auszulösen.“
„Das hat nichts mit euch zu tun, Mom. Es waren die beiden gescheiterten Ehen in der Familie und der Papst, wenn du verstehst, was ich meine. Aiden und Luke haben beide eine sehr kurze, katastrophale Ehe hinter sich, an der sie beinahe kaputtgegangen wären. Und dann dieser ganze katholische Quatsch, dass man eine zweite Ehe nicht anerkennt, falls sie sich noch mal für diesen Wahnsinn entscheiden würden. Ich bitte dich! Lukes Frau bekam ein Kind von einem anderen Mann, und Aidens verrückte Annalee war absolut durchgeknallt. Unzurechnungsfähig. Und trotzdem blieben die beiden bei ihnen – nur um dann von ihren Frauen verlassen zu werden. Und jetzt dürfen die beiden nicht mehr kirchlich heiraten. Also wirklich, man weiß doch, wie …“ Er merkte, dass er sich in Rage redete, und unterbrach sich. Wie unklug. Man sprach vor Maureen nicht schlecht über die katholische Kirche. Er ließ den Kopf hängen. „Wenn es eine Garantie dafür geben würde, dass meine Ehe genauso toll wäre wie deine und Dads, würde ich sofort vor den Altar treten. Aber wie man sieht, kann es auch ganz anders ablaufen – und das machte mir damals eben Sorgen.“
„Du hast schon immer gern überreagiert. Luke und Shelby wurden doch von einem Pfarrer getraut!“
Sean errötete und hoffte, seine Mutter würde es nicht bemerken. Nur er und seine anderen Brüder wussten, dass Luke sich nicht um eine Annullierung seiner ersten Ehe bemüht hatte. Gegenüber dem Pfarrer hatte er einfach behauptet, die Ehe mit Shelby wäre seine erste. Luke hatte deshalb kein schlechtes Gewissen, aber wenn Maureen es je erführe, würde sie für den Rest ihres Lebens Tag und Nacht für seine Seele beten.
„Ich verstehe dich ja, Sean. Selbst ich muss zugeben, dass Papa manchmal nicht gerade zeitgemäß ist“, sagte sie. Papa war ihr Kosename für den Papst. „Manchmal ist er eben ein bisschen antiquiert in seinen Ansichten. Ich bete für Veränderung. Der Priester aus meiner Gemeinde ist derselben Ansicht, den würdest du mögen. Wahrscheinlich könnte er dir helfen, deinen Seelenfrieden zu finden.“
„Ist klar. Also, zurück zu Francine. Sie hat mir damals etwas verschwiegen. Gut, sie hatte ihre Gründe dafür, dennoch … Jedenfalls stritten wir uns ziemlich heftig wegen dieses Themas. Sie wollte, wie gesagt, heiraten und Kinder kriegen, im Gegensatz zu mir. Mir gefiel unsere Beziehung so, wie sie war. Wir warfen uns Gemeinheiten an den Kopf und trennten uns schließlich im Streit. Später habe ich versucht, noch einmal mit ihr zu reden, aber das Militär hat diese Pläne vereitelt. Sie schied aus der Air Force aus, und ich wurde versetzt. Und als ich sie vor Kurzem wiedersah, war es so …“ Er verstummte, trank einen Schluck Bier und schluckte schwer.
„Mom“, fuhr er fort. „Franci war damals schwanger von mir, wovon ich keine Ahnung hatte. Sie verließ mich, weil ich sie nicht heiraten wollte. Das hätte ich natürlich getan, hätte ich gewusst, dass sie ein Kind von mir bekam – aber genau aus diesem Grund hat sie es mir verschwiegen. Sie wollte nicht, dass ich sie bloß wegen des Babys zur Frau nehme. Also beschloss sie, die Sache alleine durchzuziehen.“
Er sah zu, wie sich der Gesichtsausdruck seiner Mutter langsam veränderte. Sie verkrampfte sich, als sie das Wort „schwanger“ hörte. Bei „Ich wollte sie nicht heiraten“ warf sie ihm einen wütenden
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