Endlich verheiratet?
meinte er, “aber ich bin weder Ihr Chef noch Ihr Kunde.”
“Ich will diesen Beratervertrag mehr, als ich Sie haben will”, erklärte sie mit größerer Überzeugung, als sie eigentlich verspürte.
“Wenigstens räumen Sie ein, dass Sie sich zu mir hingezogen fühlen”, stellte er lächelnd fest.
“Unwichtig”, wehrte sie ab und verwünschte sich, weil sie sich ungewollt verraten hatte. “Diese Anziehung ist jedenfalls nicht stark genug, als dass ich mein Ziel aus den Augen verlieren könnte.”
“Nun, auf diese Weise gewinnen Sie ganz sicher das Herz eines Mannes.”
Zu spät merkte Melanie, dass sie womöglich sein Selbstbewusstsein verletzt hatte. “Natürlich sind Sie attraktiv”, sagte sie hastig, “außerdem reich und ein guter Fang für jede Frau.”
“Geschickt gerettet”, lobte er.
“In heiklen Situationen bin ich schlagfertig. Das wird mir bei der Abwehr der Medien helfen, wenn Sie sich zur Wahl stellen.”
“Und ich dachte, man müsste die Medien gewinnen, nicht sie abwehren.”
“Natürlich, das stimmt”, entgegnete sie gereizt, weil ihr dieser Mann die Worte im Mund umdrehte. “Aber es gibt bestimmt Dinge, über die Sie nicht sprechen wollen.”
“Gibt es nicht”, wehrte er ab.
“Keine Heerscharen von Frauen mit gebrochenen Herzen?”
“Nein”, erklärte er knapp.
“Männer?”
“Nein”, erwiderte er lachend, “es sei denn, Sie betrachten den Buchhalter als Problem, den ich wegen Veruntreuung von Firmengeldern gefeuert habe.”
“Gut, dass ich das jetzt weiß. Sie wären mein Traumkunde.”
Doch Richard schüttelte hartnäckig den Kopf. “Finde ich nicht, Melanie.”
“Ich habe aber schon einen Plan”, erinnerte sie ihn und griff nach den Unterlagen.
“Ich auch”, erwiderte er, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Prompt bekam sie Herzklopfen. “Wir sprechen im Moment nicht von derselben Sache, oder?”
Aus seinen Augen traf sie ein heißer Blick. “Sicher nicht.”
Die offensichtlich erotische Situation war ihr gar nicht so peinlich, wie sie erwartet hätte. Allerdings würde sie nicht mit Richard schlafen, um den Vertrag zu bekommen.
“Dann sollte ich Ihnen jetzt beim Aufräumen helfen”, sagte sie möglichst lässig. “Danach ziehe ich mich zurück und lasse Sie wieder arbeiten. Praktisch, dass ich stets ein gutes Buch bei mir habe.”
“Verhandlungen ausgeschlossen?”, wollte er wissen.
“Ausgeschlossen!”
“Na schön”, lenkte er ein. “Das Aufräumen übernehme ich. Nehmen Sie das Gästezimmer oben auf der linken Seite. Das Bad liegt gleich daneben.”
“Sie haben gekocht, also räume ich auf”, entschied sie.
“Wie Sie meinen.” Richard wandte ihr den Rücken zu und setzte sich an seinen Computer.
Melanie stellte das Geschirr ganz leise in die Spülmaschine, obwohl sie gern einen Höllenspektakel veranstaltet hätte. Noch hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben, Richard könnte nachgeben.
“Gute Nacht”, wünschte sie schließlich und wandte sich zur Tür, um den Raum zu verlassen.
Richards Antwort fiel undeutlich aus, als wäre er völlig in Arbeit versunken, doch sie fühlte seinen Blick auf ihrem Rücken.
Im Gästezimmer ließ sie sich auf das breite Bett mit dem alten eisernen Kopfteil sinken und dachte über den gescheiterten Abend nach.
Nicht zum ersten Mal hatte ihr ein Mann einen Antrag gemacht, und Richard hatte sie nicht bedrängt. Wo also lag das eigentliche Problem? Wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war, so hatte sie sich gewünscht, er würde sie in die Arme nehmen, sie bis zur Besinnungslosigkeit küssen und sie dann in sein Bett tragen. Zum Glück hatte ihr gesunder Menschenverstand gesiegt.
Verdrossen griff sie nach einem Kopfkissen und versetzte ihm einen Schlag. Prinzipien waren ja schön und gut, halfen ihr aber nicht viel in einer langen, einsamen und kalten Nacht.
Richard stand nach einer unruhigen Nacht schon bei Morgengrauen verdrossen wieder auf. Irgendwie hatte er das Gefühl, er sollte sich für etwas entschuldigen, doch er wusste nicht, was das sein könnte. Er hatte offen erklärt, dass er Melanie begehrte. Sie hatte abgelehnt, und er hatte das akzeptiert.
Warum war sie abgerauscht, als hätte er ihre Gefühle verletzt? Frauen! Er hatte ihr doch geboten, was sie haben wollte – eine Nacht allein in ihrem eigenen Bett.
Sicher, eigentlich wollte sie den PR-Beratervertrag, aber den bekam sie nicht. Bestimmt würde sie ihn innerhalb weniger Tage oder vielleicht sogar Stunden zum
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