Endlich verheiratet?
besessen.”
“Ein Beweis dafür, dass die Medien gelegentlich sogar die Wahrheit berichten.”
“Haben Sie noch nie gehört, dass man von zu viel Arbeit versauert?”
“Ist mir egal”, erwiderte er und zuckte mit den Schultern.
“Welches Image strahlen Sie denn Ihrer Meinung nach als Kandidat aus?”, erkundigte sie sich interessiert.
Richard hatte soeben die Kartoffeln in den Herd schieben wollen, zögerte jedoch. Über diesen Punkt hatte er bisher noch nicht nachgedacht, obwohl das nötig gewesen wäre. Die Entscheidung für eine politische Karriere basierte auf dem Lebensplan, den sein Vater für ihn erstellt hatte, als er wahrscheinlich noch in den Windeln gelegen hatte.
“Die Leute sollen wissen, dass ich ehrlich bin”, begann er nachdenklich. “Sie sollen glauben, dass ich hart arbeite und mich um ihre Probleme kümmere.”
“Das ist gut”, stellte Melanie fest. “Haben Sie eine öffentliche Schule besucht?”
“Nein.”
“Hatten Sie jemals finanzielle Probleme, oder waren Sie arbeitslos?”
“Nein.”
“Hat man Ihnen jemals aufgrund Ihrer Hautfarbe verweigert, an einem bestimmten Ort zu wohnen?”
“Nein”, räumte er verlegen ein.
“Verfügen Sie über eine gute Krankenversicherung?”
“Natürlich, auch meine Angestellten.”
“Mussten Sie jemals auf ein Medikament verzichten, weil Sie es sich nicht leisten konnten?”
“Nein.” Er merkte deutlich, worauf sie abzielte, und das störte ihn.
“Wieso glauben Sie dann, die Leute könnten annehmen, dass Sie ihre Probleme verstehen?”, fragte Melanie scharf.
“Hören Sie, ich kann nichts für mein privilegiertes Leben, aber ich möchte mich um Menschen kümmern, die nicht so leben. Ich finde neue Wege, um Probleme zu lösen. Ich kenne mich gut im Geschäftsleben aus, und manche der dort geltenden Grundsätze kann man auch in der Politik anwenden.” Es fiel ihm schwer, seinen Ärger zu überspielen. “Eines verstehe ich nicht: Wenn Sie mich für einen dermaßen schlechten Kandidaten halten, warum wollen Sie dann überhaupt für mich arbeiten?”
“Um Ihnen zu zeigen”, erwiderte sie lächelnd, “wie Sie ein guter und vielleicht sogar ein großartiger Kandidat werden können.”
Über derart viel Zuversicht konnte er nur den Kopf schütteln. “Sie sind sehr selbstbewusst.”
“Nicht mehr als Sie. Sie glauben an sich. Ich glaube an mich. Dies könnte der Beginn einer tollen Zusammenarbeit sein.”
“Oder einer drohenden Katastrophe”, erwiderte er. “Zwei Menschen mit ausgeprägten Standpunkten, die bei jeder Gelegenheit aneinandergeraten.”
“Möglich, aber wenn wir nie vergessen, dass wir dasselbe Ziel verfolgen, überstehen wir das.”
Das ließ Richard sich durch den Kopf gehen, während er den Grill an dem hochmodernen Herd einschaltete, den er gekauft hatte, als er Kochen als entspannende Tätigkeit entdeckt hatte. “Wie möchten Sie es?”, fragte er und legte die Steaks auf den Grill.
“Was denn?”, fragte Melanie verwirrt.
“Ihr Steak”, entgegnete er amüsiert.
“Durch.”
“Das hätte ich mir denken können.”
“Sie essen es bestimmt blutig”, bemerkte sie leise.
“Roh”, verbesserte er sie.
“Klingt auch sehr nach Macho.”
“Vermutlich finden Sie, ich sollte auf Fleisch verzichten, um die Vegetarier unter den Wählern für mich zu gewinnen.”
“Unsinn. In der Gegend um Washington herum gibt es unzählige Steak-Restaurants. Dort finden Sie Ihre Wählerschaft.”
“Ich möchte auch gern bei Leuten ankommen, die am liebsten Hummer essen.”
“Genau die richtige Aufgabe für mich”, meinte sie lachend.
“Noch haben Sie den Auftrag nicht in der Tasche”, warnte er.
Sie trat neben ihn und fischte ein Stück roter Paprika aus der Pfanne mit dem Gemüse. “Aber ich bekomme ihn”, versicherte sie voller Überzeugung.
In Richards Magengrube setzte jenes Gefühl ein, das er stets auf einer Achterbahn bekam, wenn der Wagen den höchsten Punkt erreichte, kurz bevor er in die Tiefe stürzte. Die Art, wie Melanie etwas Olivenöl von ihrer Fingerspitze leckte, löste die gleiche Mischung aus Erregung und Angst aus. Einem solchen Risiko hatte er sich schon seit Jahren nicht mehr ausgesetzt gesehen – wenn überhaupt jemals.
Diese Tante Destiny! Na schön, er musste sich eben beherrschen und durfte den Köder nicht schlucken. Das Problem waren allerdings Melanies große braune Augen. Zu schade, dass sie nicht zu jenen schicken Frauen gehörte, die auch im Haus und sogar
Weitere Kostenlose Bücher