Endlich verheiratet?
fuhr Destiny fort. “Alle anderen Menschen um dich herum springen doch schon, wenn du nur mit den Fingern schnippst.”
“Du nicht.”
“Stimmt, aber ich bin ja auch deine Tante. Ich gehe dir auf die Nerven, und du verzeihst es mir.”
“Jetzt nicht mehr, nachdem du mir Melanie auf den Hals gehetzt hast”, verkündete er.
Destiny lachte unbekümmert. “Wenn du sie nicht engagierst, wirst du es bereuen.”
Richard war vielmehr überzeugt, es zu bereuen, wenn er nicht mit Melanie schlief, doch das vertraute er seiner Tante natürlich nicht an. Darauf hatte sie es ja schließlich abgesehen. Er musste unbedingt Mack und Ben anrufen und sie davor warnen, dass Tante Destiny sich neuerdings als Kupplerin versuchte. Die beiden kamen bestimmt an die Reihe, wenn Destiny bei ihm keinen Erfolg hatte.
“Warum mischst du dich nicht in Macks Leben ein?”, schlug er vor. “Oder in Bens?”
“Wie kommst du darauf, dass ich das noch nicht getan hätte?”, fragte Destiny fröhlich, segelte aus seinem Büro und ließ ihn mit offenem Mund zurück.
Düster betrachtete Melanie die Unterlagen für Carlton Industries, die auf ihrem Schreibtisch lagen, und geriet in Versuchung, den ganzen Ordner in den Aktenvernichter zu stecken. In diesem Moment kam Becky mit zwei Tassen Kaffee und Brötchen aus dem Café nebenan herein.
“Das bekommst du aber nur, wenn du mir alles über dich und Richard Carlton an diesem Wochenende erzählst”, sagte sie.
“Kein Wort”, erwiderte Melanie und nahm ihrer Freundin die Tasse aus der Hand. Auf das Brötchen konnte sie verzichten.
“Gereizt? Also ist es nicht gut gelaufen.”
“Kommt darauf an, was man unter “gut” versteht”, erwiderte Melanie und trank einen Schluck. “Er hat mich jedenfalls nicht ins Schneetreiben gejagt.”
“Interessant”, stellte Becky fest. “Dann hast du dort das ganze Wochenende über festgesessen?”
“Ja.”
“Und trotzdem hast du ihn nicht dazu gebracht, dir den Vertrag zu geben?”
“Er hat nicht mal meine Vorschläge gelesen”, gestand Melanie grimmig ein. “Ich wollte die Papiere gerade in den Aktenvernichter stecken.”
“Was soll das denn?”, fragte Becky betroffen. “Du gibst sonst nie auf.”
“Doch, wenn ich nicht gewinnen kann.”
Becky betrachtete sie prüfend. “Hat er dich verführt?”
“Nein”, antwortete Melanie finster.
“Hat er es wenigstes versucht?”
“Es war etwas verwirrend”, gab Melanie zu.
“Dann hat er es also versucht”, folgerte Becky. “Und weiter?”
“Ich habe natürlich Nein gesagt.”
“Und weiter?”
“Wieso glaubst du, dass es weitergegangen ist?”
Becky betrachtete sie wissend. “So ein Wochenende ist lang.”
“Also gut, ich habe mich ihm an den Hals geworfen.”
“Interessant.”
“Nicht interessant, sondern dumm. Und ich habe diesen Fehler fast sofort wiedergutgemacht.”
“Nur fast sofort?”
“Schnell genug”, beteuerte Melanie. “Ich habe nicht mit ihm geschlafen, sondern ihn bloß ein Mal geküsst. Also keine große Sache.”
“Ach so? Der attraktivste und reichste Mann von Alexandria und vielleicht sogar im Großraum Washington küsst dich, und das ist keine große Sache?”
Melanie seufzte. “Schön, der Kuss war schon eine große Sache, aber weiter ging es nicht, und es wird auch nie mehr dazu kommen. Gestern Morgen konnte er mich jedenfalls nicht schnell genug loswerden.”
“Wahrscheinlich, weil du ihn in Versuchung geführt hast”, nahm Becky an. “Männer sind so. Wenn sie die Kontrolle verlieren, benehmen sie sich komisch und irre.”
Melanie hörte in der Stimme ihrer Freundin einen Unterton, der verriet, dass Becky jetzt nicht mehr von dem Wochenende im Landhaus sprach. “Ist etwas mit dir und Jason?”, fragte sie. Jason war Beckys große Liebe. Das redete sie sich wenigstens ein. Er war zwar in diesem Jahr schon Beckys vierter Schwarm, doch sogar Melanie glaubte, dass er in Ordnung war.
Becky bekam feuchte Augen. “Wir haben Schluss gemacht. Das heißt, er hat mit mir Schluss gemacht.”
Das war neu. Für gewöhnlich zog Becky sich zurück. “Ach, das tut mir leid. Ich weiß, wie sicher du dir warst, dass er der Richtige ist.”
“Er ist auch der Richtige”, behauptete Becky. “Er ist nur stur, ängstlich und dumm!”
“Dagegen kommt man schwer an, und du solltest das wissen”, erwiderte Melanie. “Du selbst warst oft genug stur, ängstlich und dumm.”
“Aber wenn man etwas haben will, muss man darum kämpfen, nicht
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