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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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Wölkchen, die das Blau noch intensiver machen. Ein schönes Bild! Finden Sie nicht? Ich werde Edouard Seagull bitten, diese Ansicht für mich zu malen – für daheim, über meinem Bett, zum Anschauen während der kalten Nebelwinter. Ach, Amalia, Sie wissen gar nicht, wie schön Sie es hier haben!»
    Amalias Gedanken sind ganz woanders. Wilde Fantasien schiessen ihr durch den Kopf. Der Doctor hat von einer allergischen Reaktion gesprochen, aber seine Miene war so ernst. Und Amalia muss sich eingestehen, dass der Professor ganz und gar nicht gut ausgesehen hat. Sie darf gar nicht an die Konsequenzen denken! Die Hauptversammlung des London Alpine Club, der wichtigste Teilnehmer ernstlich erkrankt, es wird alles verschoben werden müssen. Die ganze Planung über den Haufen geworfen! Und wenn es noch schlimmer kommen sollte? Vor Amalia tut sich ein schwarzer Abgrund auf. Sie hält sich an einer Stuhllehne fest.
    «Madam Amalia, hören Sie mir überhaupt zu?»
    «Aber gewiss doch, Lady Farthing, gewiss, ich war in Gedanken nur schon beim Festessen heute Abend, verzeihen Sie bitte.»
    «Oh, wie interessant, was gibt es denn nun?» Lady Farthing giesst sich Tee nach. «Ich habe schon versucht, das Menü ausfindig zu machen, aber die Küchenmädchen waren dauernd so beschäftigt. Es muss wohl ein ganz besonderes Festmahl sein, habe ich Recht, Madam? Machen Sie wieder Gisti? Oder wie heisst das meckernde Alpenvieh nochmals?»
    «Sie meinen Gitzi 6 . So ist es, und Müoma Weva knetet schon seit Tagen erlesene Kräuter in das Fleisch. Sie dürfen sich freuen!»
    «Duncan hat mir erzählt, er habe vor einem Monat in der Gegend von Chamonix etwas vorgesetzt bekommen, das wie ein geröstetes Kind aussah. Man weiss ja nie, oder? Er hat also nachgefragt, und sie haben ihm erklärt, es handle sich um Murmeltier. Den Appetit hat es ihm trotzdem verdorben», Lady Farthing senkt verschwörerisch den Kopf, «Amalia, kommen Sie her, ich muss Ihnen etwas erzählen.»
    Amalia beugt sich zu Lady Farthing vor.
    «Stellen Sie sich vor, ich glaube, die verängstigte Lady Penelope hat mich angesteckt mit ihrem Horror. Imaginatio horribilis , kann ich da nur sagen, oder so ähnlich, ich weiss nicht mehr. Ich habe letzte Nacht von Bergdämonen geträumt, und eine Frau wurde von ihnen verfolgt und hat sich vor Angst über eine Klippe gestürzt. Was halten Sie von solchen Träumen, Amalia?»
    «Ach, ich weiss nicht, die Leute träumen hier oben immer sehr intensiv. Das kann es geben. Das ist die Bergluft. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken darüber.»
    Amalias Blick streift den Nebentisch. Dort sitzt Sir Benjamin Butterworth, Eisenbahningenieur aus London und Präsident des London Alpine Club, wie gewohnt schon am Morgen in perfekte Eleganz gekleidet.
    «Guten Morgen, Madam Amalia, wie geht es Ihnen?», er steht auf und verneigt sich leicht.
    «Aber bleiben Sie doch sitzen, Sir Butterworth, machen Sie sich keine Umstände», erwidert Amalia.
    «Was meinen Sie dazu, Madam Amalia? Der Signore hier und ich streiten uns gerade darüber, ob es gut wäre, in der ganzen Schweiz Eisenbahnlinien zu bauen. Dann könnten die Gäste nämlich fast bis hier hinauf fahren. Oder wenigstens bis unten ins Tal.»
    «Guten Morgen, Signor Peffirelli, haben auch Sie gut geschlafen? Wie geht es Ihrer Gattin?», erkundigt sich Amalia, ohne auf Sir Butterworths Frage einzugehen.
    « Grazie mille , Signora, danke, danke, sie schläft un po’ piu a lungo , eh, länger heute. Aber sonst, alles wohlauf, sì, sì , danke», und wieder zu Sir Butterworth gewandt: «Wer soll denn das pagare , wie sagt man, bezahlen, caro collega ? Und wer, bitte schön, sollte damit herumfahren und den orribile Fahrpreis entrichten? Mi scusi, ma , nur wegen euch Engländern wird hier keine Bahn rentieren.»
    «Wir werden sehen. Uns ist schon so manches geglückt.» Sir Butterworth blickt selbstsicher in die Runde.
    «Sehr wohl, Sir Butterworth», mischt sich Duncan Farthing ein, der inzwischen den Speisesaal betreten hat, «unsere Queen hat das schon 1851 erkannt: Wie sagte sie doch so schön? ‹ We are capable .› Denken Sie nicht auch, es gibt so etwas wie eine natürliche Überlegenheit gewisser Völker? So, wie es die Überlegenheit der Reichen gibt. Gottgewollt, meine Herren, alles gottgewollt.»
    «Ach, der gute alte Duncan Farthing! Guten Morgen», lächelt Sir Butterworth, «Sie wissen, dass die anderen Gäste hier das nicht gerne hören werden.»
    «Kommen Sie schon, die Wahrheit

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