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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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ich nichts tun. Sie haben ihm die Medikamente also am Morgen gegeben oder am Abend?»
    Doch Penelope atmet nur heftig, steht auf, hebt ihren linken Handrücken an die Stirn, verdreht die Augen und gibt ein kurzes, leises Stöhnen von sich. Amalia kann sie gerade noch auffangen, bevor sie auf den Boden fällt. Mit Marias Hilfe bettet sie den federleichten Körper der Engländerin neben den Professor. Dann löst Amalia ihr das Brusttuch und fächelt ihr Luft zu.
    Und wieder hustet der Professor fürchterlich. «Ich hatte eine starke Reaktion auf die … die Medikamente. Sie hatten einen komischen Geschmack heute. Was zum Teufel…», doch er kann nicht richtig sprechen. Hustenanfälle schütteln seinen Körper.
    Amalia spürt tief in sich ein unangenehmes Gefühl aufsteigen. Sie versucht es zu ignorieren, schluckt noch einmal leer.
    «Maria, rasch! Geh ins Zimmer 2 zu Doctor Feelgood, und hol ihn her. Sag ihm, es handle sich um einen Notfall. Zwei Gäste fühlen sich schlecht. Er soll sofort kommen! Aber mach bitte keinen Lärm, und sieh zu, dass niemand dich bemerkt. Ich will nicht, dass jemand aufwacht.»
    Maria blickt ihre Cousine mit grossen Augen an, bleibt einen Moment unschlüssig im Türrahmen stehen. Erst als Amalia sie unsanft in die Rippen stösst, macht sie sich unverzüglich auf den Weg.
    Es dauert fast eine Viertelstunde – der Doctor war noch im Nachtgewand –, bis Maria mit Doctor Theodore Feelgood zurückkommt. Der Landarzt aus Cheshire ist ein Freund von Sir Butterworth, dem Präsidenten des London Alpine Club, und weilt auf dessen persönliche Einladung im Hotel Belalp.
    «Na endlich! Doctor, schnell, kommen Sie!», Amalia zieht den Arzt ins Zimmer.
    Maria schlägt vor, Weva dazuzuholen, die wisse vielleicht auch einen Rat, und sie eilt hinunter in die Küche.
    Der Doctor sieht sich um. «Was hat es gegeben, gleich zwei Patienten?»
    «Nein, nein, Doctor Feelgood», Amalia zeigt auf Lady Penelope, «ich wurde von der Lady geholt, ihrem Mann gehe es nicht gut. Sie hat dann von Medikamenten gesprochen, ist aber selber ohnmächtig geworden. Ich habe sie aufs Bett gelegt. Sie ist gerade eben wieder zu sich gekommen. Aber sie redet noch nicht. Ich glaube, sie hat einen Schock. Aber Sie sollten sich zuerst um den Professor kümmern!»
    Der Doctor untersucht James McGregor mit einigen kundigen Handgriffen und legt das mitgebrachte Stethoskop an. Prüfend blickt er zu Penelope und fragt, was sie ihm denn heute Morgen gegeben habe. Penelope liegt noch immer schwach in ihren Kissen. Sie antwortet mit müder Stimme. Sie würde dem Professor immer die Medikamente richten. Jedenfalls seit sie verheiratet seien, also seit drei Monaten. Hierauf verfällt sie in ein stilles Schluchzen. Amalia reicht ihr ein Glas Wasser, die Lady nippt ein wenig daran, verschluckt sich aber und hustet. Von Glucksern unterbrochen, erklärt sie:
    «No-normalerweise nimmt er das eine Mittel am Abend, zum Einschlafen, wie gestern A-Abend a-auch. Und das in der anderen F-Flasche immer am Morgen, zur Stärkung. Ab-wechslungsweise. So hat er mir das erklärt. Und heute habe i-ich ihm wie immer … Aber Do-octor, so hat er noch nie reagiert, er bekommt kaum Luft, so tun sie doch etwas, bitte – bitte. Heute Abend ist diese Versammlung, da soll mein James auf-treten und einen Vortrag halten über die Matterhornrouten. E-er hat sich ein bisschen aufgeregt. Wei-l der Zenger auch kommt und Sir Butterw-orth auch dabei ist. Irgendetwas hat ihn aufgebracht, er w-war nicht wie sonst.»
    «Was für Medikamente haben Sie ihm gegeben?», fragt Dr. Feelgood mit emotionsloser Stimme, gewohnt, sich Fakten berichten zu lassen, um dann eine objektive Diagnose zu fällen.
    «Hier, diese beiden Flaschen, wie immer, Chloral, das ist für am A-Abend, und Magnesium eben am Morgen fürs Herz, so hat es mein James mir erklärt. Aber heute hat er so komisch reagiert, wie nie zuvo-or.»
    James stöhnt wieder lauter, und Dr. Feelgood schaut zu ihm hinüber. Dann geht der Doctor zu dem kleinen Tischchen vor dem Fenster und betrachtet prüfend die Arzneiflaschen. Er ergreift jene, auf deren Etikett «Chloralhydrat» geschrieben steht, hebt den Glaspfropfen ab und riecht daran. Er runzelt die Stirn, riecht nochmals und stellt sie wieder hin.
    «Sie müssen Tee bringen, viel heissen Schafgarbentee, haben Sie das, Frau Germanier?»
    «Schon gemacht, Doctor, hier», lässt sich Weva vernehmen, die soeben das Zimmer betreten hat.
    Dr. Feelgood misst Penelope den Puls.

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