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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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unsere Giovanna kann sie begleiten.»
    «Wann erwarten wir übrigens den berühmten Zenger, Madame Amalia? Der muss doch heute Abend auch anwesend sein», erkundigt sich nun Sir Butterworth.
    Zenger! Den hatte Amalia ganz vergessen. Sein Besuch ist ihr etwas unangenehm, denn sie hat vernommen, dass Zenger und Professor McGregor nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein. Sie sind früher oft gemeinsam unterwegs gewesen und haben sich den Bergführer geteilt. Aber voriges Jahr hat Zenger sich ganz allein mit einem Führer aufs Matterhorn gewagt und ist so weit gekommen wie niemand vor ihm. Warum er den Professor nicht mitgenommen hat, weiss Amalia nicht. Aber ein Gefühl sagt ihr, dass die Begegnung zwischen den beiden unangenehm werden wird. Zenger scheint ihr von den beiden der schwierigere Charakter zu sein. Er ist jung und überaus ambitioniert, und er gilt als launisch – nicht gerade eine Eigenschaft, die sie an einem Bergkameraden schätzen würde. Er ist bekannt für seine Erfindungen in der Bergsteigerei. Jedenfalls haben andere sie schon mehrfach kopiert. Er hat zum Beispiel vor ein paar Jahren den Gebrauch von Leitern eingeführt, um besser über Gletscherspalten und Abgründe zu gelangen. Amalia erinnert sich, wie Zenger damals im Hotel Belalp den Einsatz der Leitern vorgeführt hat. Für den Aufstieg zerlegt er die Leiter in einzelne Teile und lässt sie von Trägern mitführen. Und oben im schwierigen Gelände stecken sie die Leiter dann wieder zusammen.
    Und auch über Seile haben sie stundenlang geredet. So genau weiss Amalia es zwar nicht mehr, aber es gab voriges Jahr in der Bergsteigergemeinde grosse Diskussionen um den Gebrauch von Seilen. Ihr selber kommt das merkwürdig vor. Wozu sollte ein Seil gut sein? Wenn einer fällt, dann fallen alle miteinander hinunter, weil sie sich gegenseitig mitziehen. Ihre Vettern, die früher auch als Bergführer gearbeitet haben, sagen immer, Seile seien für gar nichts gut. Sollen die Fremden sie sich aber nur umbinden, wenn sie unbedingt wollen. Dann fühlen sie sich vielleicht sicher. Aber sie selber haben nie Seile benutzt, genauso wenig wie alle anderen im Dorf.
    Amalia bemerkt plötzlich Doctor Feelgood bei der Eingangstüre zum Speisesaal. Er streckt unauffällig seinen Kopf durch die halboffene Tür und sucht mit seinen kleinen dunklen Knopfaugen rasch den Raum ab. Jetzt winkt er. Rasch schreitet Amalia zu ihm hinüber, nicht ohne den Gästen links und rechts ein Lächeln zuzuwerfen. Doch alle sind in ihre Gespräche vertieft, und Amalia erreicht rasch das andere Ende des Saales. Sie schiebt sich durch die Türe in den Gang und schliesst sie hinter sich. Mit beiden Händen den Metallknauf festhaltend, blickt sie Doctor Feelgood direkt an. Dieser richtet sich auf, nestelt an seinem dunkelbraunen Jackenkragen herum und flüstert: «Hören Sie, Amalia, etwas stimmt hier nicht. Ich habe die beiden Arzneiflaschen noch einmal untersucht. Es muss sich um eine tragische Verwechslung handeln, oder aber…»
    Amalia starrt den Doctor an.
    «Was meinen Sie damit?», flüstert sie, ängstlich um sich blickend, ob jemand sie hören könnte.
    «Madam Germanier, in der einen Flasche, auf der ‹Magnesium› steht, ist ganz sicher kein Magnesium drin. Das rieche ich. Und wenn Lady Penelope aus dieser Flasche drei Esslöffel abgegeben hat, in der Meinung, es sei Magnesium, dann hat sie ihm das Falsche gegeben. Ich gehe davon aus, dass sie ihm Chloral gegeben hat, ein starkes Beruhigungsmittel, das in dieser Dosis heftige Nebenwirkungen erzeugt und möglicherweise tödlich ist. Die Symptome des Professors sprechen absolut dafür.»
    «Aber Doctor, Sie wollen doch nicht sagen, dass Lady Penelope…?»
    «Ich will gar nichts. Ich sage nur, dass der Professor vermutlich eine Überdosis Chloral zu sich genommen hat. Ich habe Lady Penelope gefragt, ob die Arzneien etwa nicht richtig abgefüllt worden sind – Sie wissen, bei Leuten, die immer Medikamente nehmen, kann aus der Gewohnheit auch einmal eine Nachlässigkeit entstehen. Doch die Lady bestreitet dies aufs Heftigste. Das sei immer ihre grösste Furcht gewesen. Sie hätten in London, vor der Abreise, extra neue Medizinalflaschen gekauft und ganz sicher nichts umgefüllt. Etwas ist hier seltsam. Und, Amalia, jetzt hören Sie gut zu», bei diesen Worten zieht er Amalia näher zu sich und starrt sie eindringlich an. «Sie müssen unbedingt die Gendarmerie holen, bevor Sie

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