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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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trösten.
    Amalia ist erstaunt über Marias heftige Reaktion. Immerhin liegt die Sache fünf Jahre zurück.
    «Aber Maria, das ist doch jetzt alles schon lange vorbei», und sie streichelt ihr sanft über das Haar.
    Jetzt reisst sich Maria los, mit einem Ruck steht sie vom Bett auf, ihr verunstaltetes Gesicht gleicht durch Schmerz und Trauer einer hässlichen Fratze. Ihr Kopftuch hängt schräg herunter. Maria starrt beide Frauen an. Dann geht sie zu Weva hinüber und krallt sich in ihre obere Schürze, zerrt kräftig daran.
    «Du, du!», presst Maria hervor, wie von Sinnen.
    Weva, nicht mehr so beweglich, versucht, sich abzustützen, greift hinter sich und erwischt eine Teekanne und die Stuhllehne. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt mit Stuhl, Tischchen und Teegeschirr und lautem Gepolter hinterrücks auf den Boden. Maria, die sich an ihr festhält, landet auf ihr.
    Amalia schreit entsetzt auf, hält die Hände an ihre Schläfen und tritt zu den beiden hinzu. Sie kann gerade noch die kleine weisse Kerze packen, die auch umgefallen ist. Heisses Wachs tropft ihr auf die Finger, und sie flucht und wirft die Kerze zu Boden.
    Maria klammert ihre Hände um Wevas Hals. Weva keucht und ringt nach Luft.
    «Maria!», schreit Amalia und packt ihre Cousine an einer Schulter, um sie zurückzuziehen. Doch Maria ist stärker, lässt nicht ab von ihrer Tante. Amalia packt härter zu.
    «Aber meine Damen!», ruft Doctor Feelgood, der soeben das Zimmer betreten hat.
    Die Situation verkennend, packt er Amalia an den Schultern, doch diese keift ihn an.
    «Nein, nicht, Doctor, hier, helfen Sie mir doch, Maria!»
    Mit gemeinsamer Kraft reissen sie Maria von Weva los. Doctor Feelgood betrachtet die drei konsterniert. Weva stützt sich langsam auf, hält sich eine Hand an den Hals und hustet ein paarmal. Amalia ist bereits wieder aufgestanden und streicht sich den Rock glatt.
    Maria dreht sich von den anderen weg, kauert auf dem Boden und fängt bitterlich an zu weinen. Sie packt ihren schwarzen Rock und verbirgt ihr Gesicht darin. Ihr Weinen geht in ein Schluchzen über, und schliesslich wimmert sie wie ein verwundetes Tier. Mehrmals flüstert sie:
    «Ich wollte das nicht, ich wollte das doch nicht.»
    Weva hat sich inzwischen mit Amalias Hilfe aufgesetzt, bleibt aber ebenfalls auf dem Boden. Sie schüttelt langsam den Kopf und sagt enttäuscht:
    «Maria, was hast du dir denn angetan?»
    Doch damit giesst sie Öl ins Feuer, und Maria keift wieder los:
    «Du, wenn du dich nicht eingemischt hättest! Was musst du auch immer den lieben Gott spielen! Ein Kräutlein hier, ein Wässerchen dort, und die Sünden der Welt sind getilgt!»
    «Aber Maria», Weva ist nun doch etwas kleinlaut geworden, «ich wollte doch nur das Beste für dich. Er wäre nicht mehr gekommen.»
    «Woher in aller Welt willst du das so genau wissen?»
    Maria schreit jetzt richtig und springt auf. Amalia macht einen raschen Schritt auf sie zu, um zu verhindern, dass sie Weva noch einmal angreift.
    Doctor Feelgood blickt von einer zur anderen und versteht nicht im Geringsten, was hier abläuft:
    «Ich bitte Sie noch einmal eindringlich, meine Damen», sagt er jetzt energischer, «der Patient braucht Ruhe!», und leise murmelt er: «Hysterische Weiber!»
    Doch Maria reagiert nicht darauf. Sie blickt wieder hinüber zum Professor, spricht jetzt weniger laut und mehr zu sich selber:
    «Wenn ich das gewusst hätte, Weva, dass du es warst, die ihm abgeraten hat! Er wäre gekommen. Ich weiss es.»
    Und wieder zu Weva gewandt, sagt sie jetzt mit tonloser Stimme: «Ich habe deinen Tee damals nicht getrunken. Ich konnte es nicht tun.»
    «Aber», Weva schluckt, «du warst doch…?»
    Maria hält sich selber fest umklammert, ihr Blick wirkt verloren, ihre Stimme ist erloschen, als sie sagt:
    «Es ist mit mir in den Abgrund gestürzt.»
    Leise beginnt sie nun zu summen, ein paar Wortfetzen und die Melodie eines alten Wiegenliedes sind knapp vernehmbar. Sie blickt in die Ferne.
    Die anderen stehen nur da, unfähig, etwas zu tun. Sie lassen Maria auch gewähren, als sie sich langsam erhebt, unsicheren Schrittes auf das Bett zuwankt und sich auf den Bettrand sinken lässt. Maria hebt die rechte Hand, streichelt sacht über James McGregors Wange und haucht:
    »Mein Liebster, wir werden vereint sein …»
    In diesem Moment reisst James die Augen auf, er starrt Maria an, dann zum Fenster, versucht noch, sich zu erheben, keucht mehrmals laut und lässt sich ein letztes Mal in die

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