Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
Vom Netzwerk:
schon gestern krankgemeldet.«
    »Tina«, erwiderte ich, »ich bin mir inzwischen sicher, dass Völcker nicht nur ein Arschloch ist. Er kann auch einer der Männer auf dem Video sein. Und dann kann er auch Marco und Tamara umgebracht haben. Und Maria Grimme.«
    »Bei Grimme«, sagte Tina nachdenklich, »tippe ich eher auf ihren Mann. Aber ich habe mir das mit Völcker auch schon überlegt. Wir müssen es nur beweisen können, Katja.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?
    »Jetzt nehmen wir uns den Anabolika-Heini vor.«
    Ich stand auf und umarmte sie kurz. »Halt mich auf dem Laufenden, ja?«
    »Mach ich. Und, äh, Katja?«
    »Ja?«
    »Halt dich jetzt bitte raus. Du hast schon genug abbekommen. Wir machen das jetzt, okay? Alex ist ja wieder voll einsatzfähig, der eine Kollege ist aus dem Urlaub zurück, und wir haben Verstärkung bekommen.«
    »Apropos Alex Meyer!« Ich setzte mich wieder hin. »Ich wüsste jetzt doch noch gerne, warum der so dermaßen alles vergeigt hat. Wie kann so einer dein Vorgesetzter sein?«
    Tina schob die Tassen über den Tisch und wieder zurück. »Du siehst das nur aus deiner Warte, Katja.«
    »Ach ja? Gibt es noch ‘ne andere?«
    »Ja. Wir können von Vermutungen nicht leben. Wir brauchen Beweise.«
    »Und dass Marco auf den Strich gegangen ist und die Grimme ermordet hat, das war keine Vermutung? Dafür hattet ihr Beweise?« Meine ganze Wut kochte wieder hoch, und ich konnte sie nicht im Zaum halten, Dharma hin, Dharma her.
    »Für das Strichen hatten wir einen Zeugen.«
    »Hä?!«
    Sie senkte den Blick. »Das habe ich vergessen, dir zu sagen. Es gab einen Anruf. Auf die 110. Da hat einer ausgesagt, er habe ›den Jungen aus der Zeitung‹ wiedererkannt, also Marco. Der Kollege meinte darauf, er solle die Nummer anrufen, die wir in die Zeitung gesetzt haben, aber der Typ hat erwidert, er würde das jetzt ihm sagen, und dann wär das für ihn gegessen. Also hat der Kollege ihn weiterreden lassen. Der Typ hat dann erklärt, er hätte gesehen, wie ›der Pico aus dem Express am Strichen‹ war. Der Kollege hat ihn noch gefragt, wie er darauf käme, dass es sich um ›Strichen‹ gehandelt hätte, und da meinte der Anrufer, er könne das beurteilen, er sei von Fach.« Sie nahm einen Schluck Kaffee und setzte die Tasse angewidert ab. »Ich hab mir das Band zigmal angehört. Das war eine junge Stimme. Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass der Anrufer ein Stricher war.«
    »Marco war zehn, Tina. Er war verdammte zehn Jahre alt!«
    »Ich weiß. Ich hab die Story auch nicht geglaubt, aber sie war bei den Akten. Völcker kannte sie. Und hat sie natürlich verwendet. Wenn er sie nicht sogar initiiert hat.«
    »Tina, ich rede gerade von deinem Chef. Nicht von Völcker. Dass das Grimme-Notizbuch aus den Asservaten verschwunden ist, hat ihn das nicht misstrauisch gemacht?«
    »Doch, klar. Aber zu dem Zeitpunkt war Alex nicht mehr er selbst. Katja, er ist ein anständiger Mensch und ein guter Polizist. Ich habe jahrelang mit ihm gearbeitet, ich weiß das. Aber er ist von Völcker in einem Ausmaß gemobbt worden, das ich so nicht mitbekommen habe. Der hat ihn ständig angegriffen, wie er, als Schwuler, einen Fall von mutmaßlicher Pädophilie bearbeiten könne, warum er sich da so drauf stürzen würde, warum er nicht einsehen würde, dass der ›kleine Stricher‹, so hat er Marco immer genannt, die Grimme umgebracht hat. Das ging jeden Tag ein paarmal so, in allen Varianten. Alex hat sich schließlich an den Personalrat gewandt, er wollte den Fall auch abgeben, aber das war nur Munition für Völcker. ›Haben Sie Gründe dafür‹, hat er ihn dann gefragt, ›sind Sie in die Geschichte verwickelt?‹ Das hat Alex den letzten Nerv gezogen. Der war fertig, Katja, voll fertig.« Sie holte tief Luft und lehnte sich erschöpft zurück.
    »Das nennt man, glaube ich, Psychoterror«, fuhr sie schließlich fort. »Und wie gesagt, wir konnten Völckers Argumente auch nicht wirklich widerlegen, wir hatten null Beweise. Und dazu noch die Überarbeitung, wir waren zu dritt mit drei Morden!«
    Ich war noch nicht ganz zu Hause, da klingelte mein Handy. Nele wollte, dass ich auf der Stelle nach Düren kam. Da sei eine Frau, die müsse mir etwas erzählen. Also machte ich kehrt und fuhr nach Düren.
    Am Bahnhof Düren nahm ich ein Taxi, Nele hatte sehr aufgeregt geklungen, und ich wusste nicht, wie lange die da Besuchszeit hatten. Wenigstens bezahlte ich nur fünf Euro, und die Taxifahrerin fand Station 3D nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher