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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
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gerade Kuchen rein und nickte bloß.
    »Sie hat das Handy angestellt. Sie hat meine Nummer gewählt, und wir konnten alles mithören«, erklärte Tina Hotte und mir mit unverhohlener Bewunderung in der Stimme.
    »Wow«, sagte ich ergriffen.
    »Boah!«, fügte Hotte hinzu und drückte Chantals Arm noch fester.
    Meyer baute einen Rekorder vor Chantal auf und stellte ihn an. »Wann und wo hat der Mann dich entführt, Chantal?«
    »Ja, aufm Ebertplatz, wie ich da in der langen Unterführung war, wo man hochgeht zum Eigelstein. Ich hab nix gemerkt. Weil ich dauernd überlegt hab, ob die Mary mich jetzt noch nimmt, wenn ich so zu spät bin. Weil die Scheißbahn mal wieder nicht gekommen is. Ey, ich hab da gestanden, Florastraße, ja? Viertelstunde oder keine Ahnung, ewig!«
    Sie blickte wütend in die Runde.
    Ich nickte. »Ja, mir ging’s vorhin an der Christophstraße genauso.«
    »Und ich konnte die nicht anrufen, die Mary, weil ich der ihre Nummer nicht hab. Wir haben uns immer verabredet, wenn ich da war, fürs nächste Mal. Ne?«
    »Klar«, meinte Tina beschwichtigend. »Und was ist dann passiert am Ebertplatz, in der Unterführung?«
    »Ja, da hat der mich von hinten gepackt und gesagt: ›Halt’s Maul, ich hab ‘ne Knarre.‹ Und dann hat der mir was in ‘n Rücken gedrückt, und dann hab ich gedacht, boah, Scheiße, das is echt. So. Und dann bin ich halt mitgegangen, ne.« Sie sah Hotte an. Er nickte.
    »Und dann is der mit mir runter zum Rhein und inne Straße da rechts rein, und da war sein Auto. Ne? Ja, und dann is der mit mir losgefahren, und ich hab die ganze Zeit überlegt, wie ich dem die Knarre abnehme.«
    Tina stöhnte auf.
    »Ging aber irgendwie nich. Der hat dann irgendwann gesagt: ›Bau kein Scheiß, sonst geht’s dir wie deinem Bruder.‹ Und da hab ich gewusst, das is der Mörder vom Marco. Ne. Und dann is mir eingefallen, dass ich ja das Handy hab, in der Jeanstasche. Das hat mir der Opa geschenkt. Und da hat der mir die Nummer von der Tina« – Blick zu Tina – »als ›a‹ eingespeichert. ›b‹«, fügte sie erklärend hinzu, »is der Opa und ›c‹ die Katja.«
    Tina warf Hotte einen anerkennenden Blick zu.
    »Aber ich hab doch dauernd versucht, dich anzurufen«, wandte der sich an Chantal, »wieso hat der Arsch das dann nicht gehört?«
    Chantal grinste zufrieden. »Ja, weil die Mary mir gesagt hat, ich darf das Handy nicht anhaben beim Training. Und du hast mir aber gesagt, ich soll das Handy immer anhaben. Dann hab ich das auf Vibrationston gestellt, ne, dass die Mary das nicht hören kann, wenn’s mal klingelt. Ne?« Sie griff nach dem nächsten Stück Kuchen. Biss die Hälfte davon ab und brauchte eine Weile, bis sie weiterreden konnte.
    »Ich hab dich ja gehört, Opa. Also, ich hab das gespürt, wie das vibriert hat. Aber ich konnt ja nicht drangehen, ne?«
    Wir nickten einstimmig.
    »Ja, und dann hab ich den genervt«, fuhr Chantal fort, »so Fragen gestellt die ganze Zeit, laber, laber, als Ablenkung, ne. Dabei hab ich die Tastatur von dem Handy abgetastet. Also so getan, wie wenn ich ‘n Tempotuch suchen würd, ne, ich hab den gefragt: ›Haste ‘n Tempotuch für mich?‹ und so, und dabei hab ich dann ›a‹ gedrückt und Start. Und dann guckt der mich so an und sagt: Hast du ‘n Handy dabei? Sag ich: Wenn ich ‘n Handy hätt, dann würd ich mir ‘n Klingelton von Lady Gaga runterladen. Und dann meinte der, wieso ich denn keins hätte. Und dann hab ich gesagt: ›Wie denn, mein Opa is doch auf Stütze.‹«
    Sie blickte uns triumphierend an. Hotte sah aus, als würde er gleich vor Stolz platzen.
    »Und von da an«, sagte Tina, »konnten wir alles mithören. Wir haben dich geortet, und dann konnten wir den Zugriff organisieren.«
    »Wie ist denn dann Hertha dazugekommen?«, fragte ich Chantal.
    »Ja, die hat ‘n paarmal angeklopft. Und dann is die reingekommen, die Tür war ja auf.«
    Meyer stellte das Aufnahmegerät aus und verabschiedete sich, gefolgt von Sabatini, die Chantal zulächelte und den Daumen hob. Als auch Hotte und Chantal gegangen waren, brachte mich Tina auf Stand. Von sich aus, ich musste noch nicht mal darum bitten. Sie hatten bei Grimme zu Hause beziehungsweise in seinem angeblichen Institut »alles abgeräumt«. Er selbst war aber noch nicht aufgetaucht. Die Fahndung nach ihm lief, Tina und Sabatini wollten sich gleich anschließend durch den Haufen der beschlagnahmten DVD s wühlen.
    »Und Herr Dr. Völcker«, ätzte Tina zufrieden, »hat sich
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