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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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Sack könnte ja auch irgendein’ Kadaver da hingelegt haben. Is dein Schloss aufgebrochen? Guck doch mal!«
    Meine Tür war abgeschlossen. Ich sperrte sie auf.
    »Bleib dran, Hotte, ja?«
    Ich schlich auf Zehenspitzen in die Wohnung. »Rosa?« Inspizierte die Küche. Nichts. »Röschen, meine Süße, wo steckst du?« Fand sie weder im Schlaf- noch im Arbeitszimmer. »Röschen?« Ging zurück in die Küche und schüttete Brekkies in eine Schale.
    »Hotte, biste noch dran?«
    »Ja, klar.«
    Ein neuer Schrecken fuhr mir durch die Glieder. »Hotte, ist Sunny bei dir?«
    »Ja.«
    »Pass gut auf ihn auf, ja?«
    »Mach ich.«
    Ein leises Maunzen. »Rosa!« Sie stolzierte in die Küche, inspizierte die Brekkies, sah kurz zu mir hoch, als wollte sie sagen: »Was ist denn mit dir los?«, langte sich eines mit der rechten Vorderpfote, spielte ein wenig damit herum und verdrückte sich wieder.
    »Isse da?«
    »Ja, danke!« Ich spürte, wie mir die Tränen hochkamen, mein Hals war zugeschnürt, ich musste mich hinsetzen. »Hör mal, Hotte, lass Chantal aber trotzdem bei Mary.«
    »Ja klar. Und den Sunny drück ihr auch aufs Auge.«
    Kaum hatte ich eingehängt, klingelte mein Handy.
    »Katja«, sagte Tina, »das tut mir so schrecklich …«
    »Es ist nicht Rosa!«, unterbrach ich sie. »Sie ist in der Wohnung, ich hab sie gerade gefunden.«
    »Gott sei Dank!«, seufzte Tina. »Hör mal, Katja, wir sind bei Grimme, ich kann jetzt hier nicht weg. Aber ich schicke dir die Spusi und einen von meinen Kollegen, der ist heute aus dem Urlaub gekommen, ich habe ihn kurz gebrieft. Fass bitte nichts an. Ich melde mich wieder.«
    Ich machte mir einen starken Tee, legte mich aufs Sofa und zündete mir eine Zigarette an. Dachte darüber nach, was ich tun beziehungsweise womit ich mein Geld verdienen könnte, wenn ich aufhörte, journalistisch zu arbeiten. Oder worüber ich arbeiten könnte, wenn ich die »harten« Themen aufgab, die meine Spezialität waren. Mir fiel nichts ein. Niente. Nada.
    Das Handy riss mich aus meinen Überlegungen.
    »Die Chantal is fott!«
    Ich schoss hoch. »Wie fott?«
    »Die is nie bei der Mary angekommen. Hörma, wir müssen die finden!« Hotte keuchte vor Aufregung.
    »Ich ruf sofort Tina Gruber an, wann sollte Chantal bei Mary sein?«
    »Um elf.« Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor halb zwölf. »Okay, ich informiere Tina, die soll die Suche anleiern. Ich muss hier auf die Bullen warten wegen der toten Katze, danach komme ich zu dir.«
    Schweigen.
    »Hotte, wir finden sie.«
    »Mhm.«
    Tina hatte wieder nur die Mailbox an. Ich ging über die Vermittlung und verlangte Polizeioberkommissar Meyer von der Mordkommission. Er war nicht da. Oder nicht zu sprechen. Ich wählte die 110 und sagte der Polizistin, die den Hörer abnahm, ein Mädchen sei in Lebensgefahr, sie müssten sie sofort suchen. Sie wollte wissen, seit wann Chantal abgängig war. Seit einer halben Stunde, sagte ich, aber … Sie unterbrach mich und meinte leicht genervt, dann sei es für eine Suchaktion noch zu früh.
    »Geht’s noch?« Ich schrie so laut, dass Rosa, die es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, fluchtartig das Zimmer verließ. »Das Mädchen ist entführt worden!«
    »Haben Sie eine Nachricht von den Entführern?«, fragte sie im Tonfall eines Pflegers auf der Geschlossenen.
    Ich hängte ein, zitternd vor Wut. Und Angst. Als es klingelte, riss ich die Tür auf und wollte gerade loslegen. Aber da standen nicht Tinas Kollege und die Spurensicherung. Da stand der Typ vom Hausflur. Und vor ihm Chantal.
    »Mach Platz«, wies er mich an und schob Chantal in meinen Flur. Er hielt eine Pistole in ihren Rücken gedrückt. Chantal sah mich konzentriert an, so als wollte sie mir etwas vermitteln. Ich begriff bloß nicht, was. Der Typ stieß mit dem Fuß die angelehnte Tür zu meinem Arbeitszimmer auf. Schubste Chantal aufs Sofa und blaffte: »Ausziehen!«
    »Fick dich!«
    Er schlug ihr ins Gesicht. Sie zuckte zurück und biss sich auf die Lippen. Blut lief ihr aus der Nase. Sie sah mich wieder mit diesem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Der Typ wandte sich jetzt mir zu. Chantal machte kurz ein Handzeichen, es war das Zeichen für Telefonieren. Ich verstand immer noch nicht.
    »Ich fange mit ihr an«, sagte der Typ und strich mit der Hand über Chantals noch kaum vorhandene Brüste. »Dann bist du dran.« Er musterte mich von oben bis unten und grinste abfällig. »Vielleicht. Vielleicht bist du mir aber auch zu alt und

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