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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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ziemlich beherrschen, um es nicht doch zu tun.
    »So«, sagte Nele, »und jetzt brauch ich noch die Nummer vom Hotte.«
    Schon hatte das Misstrauen wieder Oberwasser.
    »Für was?«
    »Damit ich dich erreichen kann, junge Frau. Wenn’s recht ist?«
    Darüber musste Chantal erst mal nachdenken.
    Nele hibbelte ungeduldig mit den Füßen. »Hörma, ich hab noch was zu tun!«
    »Haste was zu schreiben?«
    Nele kramte ihren Stift wieder aus der Handtasche und hielt Chantal ihren Arm hin. Das Mädchen kritzelte ihr die Nummer in die Handfläche.
    Ich lächelte Marco zu und fragte: »Wo ist denn das Haus, wo ihr wohnt?«
    »Da!« Er zeigte mit dem Finger stolz Richtung Merheimer. Oder Mauenheimer, das war so nicht auszumachen.
    »Scheiße!«, rief Chantal, »bist du bescheuert?«
    »Hörma«, sagte ich, »jetzt isses gut, ja? Wir sind nicht von den Bullen, wir sind nicht vom Ordnungsamt, und wir sind auch nicht vom Jugendamt. Also behandel uns hier nicht wie Scheiße, okay?«
    Ich bekam einen interessierten Blick. Noch einen. Dann grinste sie. Ich grinste fett und breit und unendlich erleichtert zurück.
    Nele drehte Chantal noch eine Kippe und ließ sich versprechen, dass die beiden von sich hören ließen. Wir sahen ihnen hinterher, und ich fragte mich, ob wir uns richtig verhielten. Aber wir konnten sie schließlich nicht fesseln und wegtragen. Der Junge war fast katatonisch vor Angst und traute niemandem. Chantal war eine Art Wiedergeburt der Roten Zora und vermutlich in der Lage, eine Zeit lang halbwegs klarzukommen. Und wir mussten versuchen, so schnell wie möglich ihr Vertrauen zu gewinnen. Was heißt »wir«, fiel mir ein. Ich.
    Wir setzten uns in den Garten des Altenberger Hofs. Ich bestellte mir eine Ingwer-Bionade, Nele nahm ihre übliche Cola.
    »Erzähl!«, forderte ich sie auf.
    »Tja.« Sie drehte sich erst mal eine Kippe. Da ich gerade versuchte, meinen Zigarettenkonsum etwas zu reduzieren, sah ich ihr neidisch dabei zu, verkniff mir aber den Griff nach meiner Packung. Sie nahm einen Zug, legte die Stirn in Falten und machte dann endlich den Mund auf.
    »Die zwei sind die Kiddies von der Nicole. Die Nicole war ‘ne Freundin von mir. Vom Strich. Vom Reichenspergerplatz damals noch, weißte? Die war zwar viel jünger als ich, aber ich hab mich mit der gut verstanden. Das war ‘ne Liebe. Wie die mit der Chantal schwanger war, ist sie direkt clean geworden. Genau wie ich.« Sie sah mich herausfordernd an. »Und die hat die Kleine auch behalten können. Sie ist zwar wieder rückfällig geworden, aber die hat bloß geblowed und nicht so viel, da hat keiner was gemerkt. Und dann hat die ab und an mal in ‘nem Club gearbeitet, wenn die Chantal im Kindergarten war.«
    Die Kellnerin brachte unsere Getränke, und Nele schwieg, bis ich bezahlt hatte.
    »Dann ist der Marco gekommen. Das war ihr dann ‘n bisschen viel mit den beiden Kiddies. Aber irgendwie hat die das hingekriegt. Ich hab ihr ab und an mal geholfen, hab auf die Pänz aufgepasst, wenn sie auf die Brühler ist. Weil im Club, da wollten die die nicht mehr. Die Nicole hat dann Tagesschicht gemacht, und ich bin am Abend auf die Geeste. Die gab’s da schon, aber die Nicole, die ist da nicht hin, weil die Angst hatte, die machen da Ärger wegen der Picos, die Sozialarbeiterinnen. Weil, die Nicole, die ist dann wieder richtig draufgekommen.«
    Nele seufzte, und ich steckte mir jetzt doch eine an.
    »Dabei hat die die geliebt, ehrlich, kannste mir glauben. Ich hab das selber gesehen. Denen ging’s gut. Denen hat nix gefehlt.«
    Ich ahnte, was jetzt kam. Ich konnte es aus Neles wütendem Tonfall heraushören. Und weil es ohnehin die übliche Geschichte war.
    »Dann kam so ‘ne Kuh vom Jugendamt. Die sind krank, weißte das? Die sind echt krank. Sagt die, sie muss ihr die Kinder wegnehmen. Wenn sie in die Entgiftung geht und Therapie macht, kann sie sie vielleicht zurückkriegen. Sonst nicht. Genau wie bei mir.«
    »Aber da muss doch schon vorher was gelaufen sein? Die holen die Kinder nicht gleich beim ersten Besuch.« Mir war klar, dieser Einwand kam jetzt gar nicht gut an, aber ich wollte so genau wie möglich wissen, was mit Chantal und Marco passiert war.
    »Ah ja, das weißt du, ja? Da bist du die Expertin, ja?«
    »Nele, ich will doch bloß wissen, wie es abgelaufen ist. Für die Kids.«
    Sie trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Sah auf die Uhr.
    »Nele!«
    Ein tief verletzter Blick. »Die Trulla von Lehrerin, die hat die Nicole beim

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