The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
PROLOG
Alles hat sich verändert. Mein Körper, meine Begierden, mein Appetit.
Meine Seele.
In siebzehn kurzen Jahren habe ich viel zu viele Tragödien erlebt – und selbst noch mehr verursacht. Die Erinnerung an meinen Tod und an den meines Bruders lastet schwer auf meinen Schultern. Mich verfolgt das Rasseln unserer letzten Atemzüge in den moosbedeckten Wäldern von Mystic Falls, Virginia, und das Bild des leblosen Körpers meines Vaters in seinem Arbeitszimmer auf Veritas, unserem prächtigen Gut. Ich rieche noch immer die verkohlten Überreste der Kirche, in der die Vampire der Stadt verbrannten. Und ich kann das Blut, das ich getrunken, und die Leben, die ich nach meiner Verwandlung aus reinem Hunger und aus reiner Gleichgültigkeit ausgelöscht habe, fast schmecken. Am deutlichsten sehe ich den neugierigen Träumer vor mir, der in dem Jungen steckte, der ich einst war, und wenn mein Herz schlagen könnte, würde es brechen bei dem Gedanken an die abscheuliche Kreatur, zu der ich geworden bin.
Aber obwohl jedes einzelne Molekül meines Seins bis zur Unkenntlichkeit verändert ist, dreht die Welt sich weiter.
Kinder werden älter, ihre rundlichen Gesichter mit der Zeit schmaler. Junge Liebende schenken sich ein heimliches Lächeln, während sie über das Wetter plaudern. Eltern schlafen, solange der Mond Wache hält, und erwachen, sobald die Strahlen der Sonne sie aus dem Schlummer kitzeln. Sie essen, arbeiten und lieben. Und dabei schlagen ihre Herzen, stetig, rhythmisch, laut, hypnotisch; ihr Blut lockt mich an wie die Melodie eines Schlangenbeschwörers die Kobra.
Einst verspottete ich mein langweiliges menschliches Leben; ich glaubte, die Macht, die ich besaß, mache mich zu etwas Größerem. Katherines Beispiel hat mich gelehrt, dass die Zeit Vampiren nichts anhaben kann – also löste ich mich davon, lebte von Augenblick zu Augenblick und von einem fleischlichen Vergnügen zum nächsten, ohne Furcht vor den Konsequenzen. Während meines Aufenthalts in New Orleans war ich berauscht von meiner neuen Macht, von meiner unbegrenzten Stärke und Schnelligkeit. Ich fiel über Menschen her, als sei ihr Leben bedeutungslos. Jeder einzelne warme Tropfen Blut gab mir das Gefühl, lebendig zu sein, stark, furchtlos und mächtig.
Es war ein Strudel der Blutgier. Ich tötete so viele, so beiläufig. Ich kann mich nicht einmal an die Gesichter meiner Opfer erinnern. Bis auf eines.
Callie.
Ihr flammendrotes Haar, ihre klaren grünen Augen, ihre weichen Wangen, die Art, wie sie dastand, die Hände in die Hüften gestemmt … Jedes Detail hat sich mit schmerzlicher Klarheit in mein Gedächtnis eingebrannt.
Es war Damon, mein Bruder und ehemals bester Freund, der Callie den Todesstoß versetzt hat.
Ich habe Damon das Leben genommen, als ich ihn zum Vampir machte, daher nahm er mir das einzig Lebendige, was ich hatte – meine neue Liebe. Durch Callie habe ich wieder gespürt, was es heißt, menschlich zu sein, und was es bedeutet, das Leben wertzuschätzen. Ihr Tod lastet schwer auf meinem Gewissen.
Jetzt ist meine Stärke eine Last, das ständige Verlangen nach Blut ein Fluch, das Versprechen der Unsterblichkeit ein furchtbares Kreuz. Vampire sind Ungeheuer, Mörder. Das darf ich nie, niemals mehr vergessen. Ich darf dem Ungeheuer in mir niemals mehr die Kontrolle überlassen. Ich werde auf ewig die Schuld für das tragen, was ich meinem Bruder angetan habe – die Entscheidung, die ich für ihn getroffen habe –, und muss zugleich den dunklen Pfad meiden, dem zu folgen er so fest entschlossen ist. Er genießt die Gewalt und Freiheit seines neuen Lebens wie in einem Rausch, während ich das nur bedauern kann.
Bevor ich New Orleans verließ, habe ich mit dem Dämon gekämpft, zu dem mein Bruder geworden war. Jetzt, da ich hoch oben im Norden neu anfange, weit fort von allen, die mich als Mensch oder Vampir gekannt haben, ist der einzige Dämon, mit dem ich ringen muss, mein Hunger.
KAPITEL EINS
Das Schlagen eines Herzens drang an mein Ohr, die Musik eines einzelnen Lebens, nicht allzu weit entfernt.
Alle anderen Geräusche der Stadt traten in den Hintergrund, als dieses eine nach mir rief. Es kam von einem weiblichen Wesen, das sich von seinen Freunden entfernt und die ausgetretenen Pfade verlassen hatte.
Gerade war die Sonne über dem Central Park untergegangen, wohin ich mich seit meiner Ankunft in New York vor vierzehn langen Tagen selbst verbannt hatte. Jetzt wurden die Farben dieser weiten
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