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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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der gesellschaftlichen Umgebung an einem still
gewordenen Mann verkraftete Nora nicht. Mehr und mehr
gaukelte sie sich eine bessere, eine Scheinwelt vor, die sie,
wäre sie in den Staaten geblieben und ihren eigenen Weg
gegangen, sich hätte aufbauen können. Und mehr und mehr, in
den letzten Monaten häufiger, erinnerte sie sich an diesen Fakt
und brachte in Varianten das Thema in den Dialog ein.
„Du bist ein Idiot“, sagte Nora, „ein Trottel, Jercy!“ Sie sagte
das in aller Ruhe, wie beiläufig.
„Ja, ich weiß“, erwiderte er, ohne sie dabei anzusehen. Und
er winkte müde ab.
„Merkst du nicht, daß das deine Chance ist?“
„Laß mich in Frieden, Nora!“ Seine Worte waren nicht ohne
Schärfe. „Ich glaub schon, daß ich weiß, was ich mache.“ Und
jetzt sah er sie an. „Es ist meine Angelegenheit!“
„Es ist nicht deine Angelegenheit…“
„Nun ist’s gut, Nora“, unterbrach Jercy. Er stand auf und
ging in den Garten. Schon an den Hecken drehte er sich um
und sagte laut zu seiner verdutzten Gefährtin hin: „Ich spreche
nachher allein mit ihm. Bitte respektiere das!“
Er drehte sich um und ging weiter in den Garten hinein. Er
sah nicht mehr das Erstaunen und die Empörung, die Noras
Gesicht entstellten, gewahrte nicht, wie sie in einer Art
ohnmächtigen Zorns die Hände vors Gesicht schlug und in ein
krampfiges Schluchzen ausbrach.
Als pünktlich nach einer Stunde der Rochen abermals landete, paßte Jercy es so ab, daß er sich in der Nähe des Platzes
befand. Men konnte so sitzen bleiben, Jercy mit ihm durch den
geöffneten Schlag sprechen.
Men vermißte Nora, die sich im Haus aufhielt, offenbar
nicht. Er fragte nicht nach ihr, ließ lediglich einmal aufmerksam den Blick über Garten und Terrasse gleiten. Er sprach
auch nicht, als er die Tür von innen geöffnet hatte, sondern sah
Jercy erwartungsvoll an.
Jercy sprach sehr bestimmt, gesammelt und in einem Tonfall,
der Widerspruch ausschloß: „Ich wäre bereit, mitzuarbeiten
und das, was ich aufgeschrieben und – eventuell noch…“, er
tippte sich an den Kopf,
„hier habe, beizusteuern. Aber,
verstehe mich nicht falsch, ich möchte dazu den Auftrag
meiner Verwaltung haben und fordere, daß als Grundlage die
beiden archivierten Exemplare der Vorlage – sie sind in der
Akademie – verwendet werden. Eine saubere Regelung mit
meinem Betrieb muß außerdem erfolgen.“
Men legte seine Hand auf Jercys Arm. „Mehr wollte ich
nicht, Jercy Kamienczyk. Ich danke dir!“
„Versprecht euch nicht zuviel davon“, warnte Jercy und hob
die Hand zum Gruß.
Der Fremde lächelte mit den Augen und schüttelte nach Art
der Menschen den Kopf. Dann zog er den Schlag zu und
startete behutsam, so daß Jercy nicht einmal einen Luftzug
spürte.
    Das gedämpfte Tosen war verstummt. Und obwohl in den
letzten Tagen von nichts anderem als von eben dieser Landung
gesprochen wurde, regte sich nun niemand. Jeder verharrte an
seinem Platz, als müsse er mit sich selbst einen letzten Rat
abhalten, alles nochmals überdenken, das auffrischen, was in
den sechs Flugjahren während des „Winterschlafs“ im Gedächtnis an Prägung verloren hatte. Und in irgendeiner Weise
teilte sich dieser Zustand jedem mit, übertönte die Erregung,
das Warten auf das Neue.
    Dann klang Mens Stimme über den Funk: „Wir sind da,
Freunde.“
Aber erst als die üblichen Landekommandos durch das Schiff
liefen, löste sich die Verkrampfung. Scherzworte kamen auf,
Freude. Nur hie und da konnte der Eindruck entstehen, als
spräche man sich gegenseitig Mut zu. Das Deprimierende der
langen Reise durch den leeren Raum, beim Start sehr optimistisch angegangen, und die Gewißheit einer ebenso tristen
Rückreise konnten von der Freude, das Ziel endlich erreicht zu
haben, nicht mit einem Schlag weggewischt werden.
Das Aussteigen verlief gemäß Instruktion zügig, aber ohne
Eile.
Jercy Kamienczyk und Nora befanden sich in der letzten
Hundertschaft. Jercy betrat die Schleuse mit gemischten
Gefühlen. O ja, die lange Reisezeit war gut genutzt worden.
Das Projekt überarbeitet, berechnet auf centaurischer Basis,
Bauablaufpläne, Objektlisten, endlose Register für Material
und Ausrüstungen, Pläne des Arbeitskräftebedarfs und der
Qualifizierung. All das bestand nunmehr, geprägt von seinem
Willen. Schon in den nächsten Tagen würde sich eine Flut
Informationen über den Planeten ergießen als zweite Etappe
der konkreten Vorbereitung.
Und dennoch fühlte Jercy sich nicht

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