Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Erkenntnisse
die Menschen unter anderem befähigten, auf dem roten
Planeten ein Großkosmodrom zu errichten, überhaupt eine
neue Ära der irdischen Raumfahrt einzuleiten. Und plötzlich
hatte Gernot den seltsamen Verdacht, daß der Demonstration
dieses Widerspruchs eine bestimmte Absicht zugrunde läge.
Aber welche, zum Teufel, und warum?
Als die neuangekommene Gruppe den Anschluß an die
Wartenden gefunden hatte, blieb auch sie stehen. Gernot suchte
Jercy und Nora. Dann gewahrte er, daß sich Jercy langsam
einen Weg durch die Menge bahnte, dem linken Flügel
zustrebte. Dort standen Brad und sein engerer Stab, zu dem
Jercy gehörte. Dort, und offenbar nur dort wurde leise, aber,
wie es schien, erregt gesprochen. Die übrigen Menschen
raunten sich höchstens kurze Bemerkungen zu.
Gernot hatte Nora erreicht. Er sah, daß sie leicht zitterte. Ob
nur von der auch im Raum niedrigen Temperatur?
„Wenn ich könnte, ich würde das Josephin gern ersparen“,
sagte Gernot leise.
Nora sah ihn einen Augenblick wie geistesabwesend an,
nickte andeutungsweise, antwortete dann aber: „Warte doch
ab! Sie haben eben andere Ansichten. Damit muß man hier
rechnen.“
Gernot brummelte ein „Hm!“. Er zog dabei die Augenbrauen
ein wenig hoch. Er hatte Nora bewundert, in den Wachperioden der gemeinsamen Reise. Ihre Ausgeglichenheit, ihr
Optimismus strahlten nicht nur auf ihre unmittelbare Umgebung aus. Und des öfteren hatte Gernot bemerkt, daß sie Mut
machte, Zuversicht verbreitete, dann, wenn sich Jercy in einem
Tief befand, weil eine Detaillösung am Projekt ihn nicht
befriedigte oder sich nicht einstellen wollte oder wenn man
plötzlich gewahr wurde, daß dieses oder jenes vergessen
worden war, man jetzt gezwungen wurde, zu improvisieren.
Sie schien mehr mit dem Vorhaben verwurzelt als Jercy, der
geistige Vater. Nicht umsonst, dachte Gernot, hat der Chef sie
– außerhalb des Stellenplans – zu einer zweiten Referentin
gekürt. Aber Gernot dachte auch daran, wie sie vor wenigen
Augenblicken nach Jercys Hand gegriffen hatte, und er war
sich gewiß, daß sie mit ihrer Bemerkung lediglich ihre
Betroffenheit überspielte. Er wurde in seinen Gedanken
unterbrochen.
Die leuchtende Wandfläche reichte nicht bis zum Fußboden.
Ein Teil des darunter liegenden Sockels rollte zur Seite,
Einblick in einen hellerleuchteten Raum unbestimmbarer
Größe gewährend. Und aus diesem Raum trugen oder rollten –
so genau konnte Gernot das von seinem Standort aus
nicht
sehen – acht Centauren einen flachen Kasten, den sie unmittelbar nach Passieren der Tür absetzten oder stehenließen. Ein
Podium! Denn von hinten, ebenfalls aus dem Raum kommend,
stiegen sechs oder sieben Centauren auf den Quader, eine
Sekunde später folgten weitere. Sie traten vor bis an die Kante,
verharrten. Im Saal herrschte Totenstille. Nun werden wir ja
hören, dachte Gernot, und er wiegte skeptisch den Kopf.
    Nur allmählich besserte sich unter den Menschen die Stimmung. Nach dieser Ankunft und diesem mehr als kühlen
Empfang wollte sich die Atmosphäre, wie sie die sechs Jahre
auf dem Schiff geherrscht hatte, nicht gleich wieder einstellen.
Es hatte sogar einen offiziellen Antrag an die Leitung gegeben,
Centaur umgehend wieder zu verlassen. Und was in den sechs
Jahren nicht notwendig geworden war: Der Chef machte von
seiner Autorität Gebrauch. Er lud zu einer Zusammenkunft,
erklärte in einer kurzen Ansprache, daß die Leitung sich
bemühe, den Menschen menschlichere Bedingungen zu
schaffen, daß man aber im übrigen gekommen sei, um zu
arbeiten, und gewußt habe, daß man anderes als Gewohntes
vorfinden würde, er also ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit
und Disziplin verlange. Außerdem sollten ohnehin in den
nächsten Wochen Einsatzgruppen gebildet werden, die an
verschiedenen Punkten des Planeten die Vorbereitungen
weiterzuführen hatten, dann dort also wieder andere Verhältnisse vorfinden würden. Sie lebten in einem der weitläufigen
Pyramidenstümpfe, in einer merkwürdigen Diskrepanz
zwischen an Primitivität grenzender Einfachheit im persönlichen Bereich und nahezu verschwenderischen technischen
Mitteln in der Arbeit. Sie wohnten zu dritt oder zu viert in
einem Raum.
    Anfangs zeigten die Gastgeber kaum Verständnis dafür, daß
Partner wie Nora und Jercy miteinander wohnen wollten. Nach
centaurischem Plan sollten die Menschen buchstäblich nach
Stückzahlen auf die vorhandenen Räume verteilt werden. Es
bedurfte großer Mühe der

Weitere Kostenlose Bücher