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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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primitiv der
gesamte Innenraum des Gefährts ausgestattet war. Nicht die
Spur einer Verkleidung, kein Quadratzentimeter aufgebrachter
Farbe. Aber, und darüber sinnierte er nach, die Luke hatte sich
automatisch geschlossen. Gänzlich aus der Fassung wurde er
gebracht, und nicht nur er, als sich das Fahrzeug in Bewegung
setzte und offenbar schnell an Fahrt gewann. Die Menschen
nahmen es heiter. Sie lachten und riefen sich Scherzworte zu.
Und auch die ständige Suche nach einem Halt löste Späße aus.
Jede Bodenunebenheit, über die das Vehikel rollte, übertrug
sich, wie es schien, völlig ungedämpft auf die Insassen. Sie
wurden emporgeschleudert, durch Fliehkräfte aneinandergepreßt. Als es aufhörte, Spaß zu sein, man die Tortur als solche
empfand, ließ das Gerüttel etwas nach. Offenbar hatte das
Gefährt den Platz verlassen und einen befestigten Weg
eingeschlagen. Aber es blieb schlimm genug, so daß jede
Unterhaltung verstummte, man bemüht war, durch Muskelanspannungen die größten Schläge abzufangen. Aber eigenartig
leise verlief die Fahrt. Weder ein Motorengeräusch ließ sich
vernehmen noch ein überlautes Rollen der Räder. Gernot
begriff nicht. Er vermutete, daß vielleicht auch dieses Fahrzeug
durch einen Antigravitationsmotor angetrieben wurde. Und
jeder Mensch wußte um den hohen technischen Stand der
Centauren. Wie also ließ sich da erklären, daß daneben eine
solche Primitivität existierte?
Es war eine Erlösung, als das Fahrzeug endlich hielt.
Sie stiegen aus, reckten, dehnten sich, Worte gingen hin und
her. Dann, als sie sich umsahen, verstummten sie: erdrückende,
trostlose Öde. Gernot schien, sie sei körperlich fühlbar.
Der graue Himmel hatte sich nicht um eine Nuance verändert. Die hundert Menschen standen in einem verlorenen
Häuflein inmitten einer Anzahl grauer Pyramidenstümpfe, die
vielleicht zweihundert Meter im Quadrat am Fuße maßen und
zwanzig Meter hoch waren, die Begrenzungsflächen stark
abgeschrägt. Rings um diese Bauwerke wieder Ödnis.
Die Menschen hatten eine große Anzahl Filme gesehen,
Berichte gelesen, hatten eine Vorstellung vom Leben auf
Centaur. Diese Vorstellung hatten sie nicht. Nicht ein Bild
hatte eine solche niederschmetternde Eintönigkeit, dieses
erdrückende Grau vermittelt.
Gernot sah es den Gefährten an, daß auch sie mehr als verwirrt dieser Umgebung gegenüberstanden, daß sie sich wie er
verloren und irgendwie hintergangen fühlten. Dann zwang er
sich zur Vernunft, mahnte sich, nicht vorschnell zu urteilen. Ich
bin keine Stunde auf dem Planeten. Und er muß an anderen
Stellen anders sein. Aber wenn irgendwer auf der Erde Besuch
bekommt, empfängt er ihn dort, wo man sich am unwohlsten
fühlt? Gernot durchströmte Wärme, als er an seine Großmutter
im Ungarischen dachte. In ihrem kleinen Häuschen gab es eine
gute Stube, die das ganze Jahr zu drei Ereignissen genutzt
wurde: Zu Weihnachten, bei Familienfeiern im engsten Kreise
und – wenn Besuch kam.
Als Gernot in der Menschengruppe den drei vermummten
Centauren folgte, überfiel ihn eine maßlose Enttäuschung. Er
war sich der Größe des Augenblicks bewußt geworden.
Dreihundert Menschen fliegen sechs Jahre durch lebensbedrohende schwarze und kalte Einsamkeit, betreten zum erstenmal
einen anderen bewohnten Himmelskörper voller freundlicher
Erwartung. Und nun? Gernot wußte, daß sich nun schon
Großes ereignen müsse, um diese Wunde in ihm zu schließen.
Es ereignete sich nicht.
Sie schritten auf einen Eingang zu, der zunächst zwischen
zwei senkrechten, höher werdenden Wänden in die Pyramide
hineinführte.
Erneut umfing sie Düsternis. Gernot sah Jercy und Nora vor
sich schreiten, gewahrte, wie Nora ängstlich nach Jercys Hand
griff.
Dann passierten sie ein Tor, das sich offenbar aus dem
niedrigen Gang in die linke Seitenwand versenkte. Übergangslos standen sie in einer erschütternd profanen Halle. Das
einzige Tröstliche war, daß vor ihnen, zusammengerückt wie –
Gernot drängte sich dieser Vergleich auf – eine in die Enge
getriebene Tierherde, die übrigen zweihundert Gefährten
standen.
Es herrschte nach wie vor Halbdunkel. Wenig Licht fiel aus
einer Wand diffus in den Raum, machte, daß die Menschen, die
im Blickfeld vor dieser Wand standen, wie Scherenschnitte
wirkten.
Gernot war fassungslos. Das sind also die Wesen, dachte er
bestürzt, die mit einer riesigen Flotte modernster Raumschiffe
vor zwanzig Jahren auf dem Mars landeten, deren

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