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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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letzte Prozeß von Bedeutung, den Sie dort hatten.«
    »Einige Opfer anderer Verbrechen sind da vielleicht anderer Meinung. Ich habe nach Fitzpatrick noch eine ganze Reihe von Fällen verhandelt.«
    »Aber keinen so hochkarätigen. Ein prominenter Geschäftsmann, der eines häßlichen Verbrechens beschuldigt wird. Es war allgemein bekannt, daß Sie die Niederlage sehr schwergenommen haben.«
    »Ein Vergewaltiger ist ungeschoren davongekommen. Und um genau zu sein: Ich war nicht der leitende Ankläger im Fall Fitzpatrick. Es war Steve Larsens Fall. Ich war seine Assistentin. Darf ich fragen, warum und wie Sie diese Information ausgegraben haben?« Was genau wußte er über den Fall Fitzpatrick? Wußte er von ihrer Beziehung zu Costello? Von Costellos Verbindung zu Fitzpatrick?
    »Das gehört zu meinem Job«, erklärte er. »Ich weiß, Sie halten mich für stinkend faul, für phantasielos und schlampig, um eigene Plots zu erfinden; Sie glauben, daß ich einfach mitten in eine Story hineinspaziere und Zeitungsausschnitte sammle. Tatsache ist aber, daß ich meine Hausaufgaben mache, Ellen, genau wie jeder andere gute Journalist.«
    »Warum machen Sie dann nicht Ihre Hausaufgaben im Fall Wright? Warum wühlen Sie in meiner langweiligen Vergangenheit herum, wenn Sie diesen Mann als das Monster entlarven könnten, das er ist? Sie könnten wirklich etwas Gutes tun.«
    »Sie wollen doch nicht, daß ich mich in den Fall einmische – außer, es ist zum Vorteil der Anklage. Meinen Sie das?«
    »Sie in meine Arbeit einspannen und riskieren, daß mein Urteil per Berufung gekippt wird? Nein danke. Ich würde nur gern glauben, daß Ihnen an mehr gelegen ist als am Geld.«
    »Woran zum Beispiel?«
    »An Gerechtigkeit.«
    »Das ist Ihre Sache, Counselor. Ich bin nur ein Beobachter.«
    »Und diese Entschuldigung befreit Sie von jeglicher Verantwortung und Menschlichkeit, von Mitleid und allen anderen Emotionen? Wie können Sie Josh und seinen Eltern in die Augen sehen, ohne etwas zu fühlen?«
    Er hatte jede Menge Gefühle. Bedauern, Mitgefühl, Sympathie. Er war hergekommen, um einem Gefühl der Niederlage zu entrinnen, das ihn zu zerreißen drohte. War absichtlich hergekommen, um Menschen zu studieren, die mehr verloren hatten, um sich damit gleichzeitig zu trösten und zu bestrafen.
    »Sie wissen nicht, was ich fühle«, sagte er leise.
    »Und Sie werden es mir nicht sagen.«
    »Nicht heute nacht.« Er holte tief Luft, rang sich ein müdes Lachen ab und stand schwerfällig auf. »Was Sie brauchen, ist Schlaf.«
    Er reichte ihr seine Hand, um ihr von der Couch aufzuhelfen. Sie sah sie zweifelnd an.
    »Ist das eine Anmache, Mister Brooks?« fragte sie trocken, nahm aber trotzdem seine Hand.
    »Verflucht, nein.« Er zog sie nahe an sich heran, ihre Blicke trafen sich mit voller Wucht. »Ich bin verdammt anständig. Wenn Sie mit mir ins Bett gehen, Schätzchen, dann wird Schlaf das letzte sein, was Sie kriegen.«
    Ellen ertappte sich dabei, daß sie über seine Unverfrorenheit lächelte. »Sie sind unverbesserlich, Mister Brooks«, murmelte sie. »Unter anderem.«
    Sie ging mit ihm zur Tür, wo er sich mit seinen Schnürsenkeln und den Reißverschlüssen seines Parkas beschäftigte.
    »Ich verstehe nicht, wie Leute in dieser Gegend wohnen können«, beklagte er sich. »Es ist einfach viel zu umständlich.«
    »Der Winter ist die Methode der Natur, die Feiglinge und Schlappschwänze auszumustern«, sagte sie. »Noch einmal danke fürs Heimfahren.«
    »Sie sollten da draußen einen Polizisten sitzen haben«, warnte er sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bei dem ganzen Trubel kann nicht auch noch einer den Babysitter spielen. Ein Streifenwagen patrouilliert in der Nachbarschaft, und ich habe eine Fangschaltung an meinem Telefon. Und ich habe Harry. Er wird alle Einbrecher zu Boden werfen und ihre Gesichter lecken, bis Hilfe kommt.«
    »Ich könnte die ganze Nacht bleiben«, bot er ihr mit einem unverschämten Grinsen an.
    »Ich denke nicht.«
    »Wie ich schon sagte«, murmelte er und legte einen Finger unter ihr Kinn. »Sie denken zuviel.«
    Ellen hielt den Atem an, erwartete, daß er sie küßte. Hoffte es fast. Aber er drehte sich um und verließ das Haus. Und sie blieb allein zurück, um sich eine Närrin zu schimpfen.

19
    Bis zum Freitag morgen hatte Mutter Natur achtzehn Zentimeter Neuschnee über dem Süden von Minnesota ausgeschüttet, und von Saskatchewan war ein Sturm heruntergefegt, der hohe Wolken aufwirbelte, die die Sicht auf

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