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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Kommentar, und obendrein hatte sie ihn von ihrer Sekretärin weggejagt. Ohne Zweifel würde er sie im Grand Forks Herald als die böse Königin des Nordens darstellen. Und wenn schon. Sie war schon schlimmer beschimpft worden und hatte es überlebt. Die persönliche Meinung von Reportern war ihre geringste Sorge.
    Sie ging in ihr Büro und verbrachte eine Stunde mit Saubermachen. Sie wischte den schwarzen Staub weg und stellte die Sachen wieder so hin, wie es ihr gefiel, versuchte jedoch ohne Erfolg, das Gefühl zu verdrängen, daß eine Invasion stattgefunden hatte.
    Wie zum Teufel war er hier hereingekommen, ohne daß sie es bemerkte?
    Wie konnte Dustin Hollomans Wollmütze in Josh Kirkwoods Rucksack auftauchen?
    Phoebe erschien, ihre natürliche Fröhlichkeit schien immer noch von den Ereignissen am Freitag gedämpft zu sein. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Selbst ihre sonst wippende Mähne hing traurig herunter, schlaffe Schnüre, die sie in der Mitte mit einem schwarzen Band gerafft hatte. Sie ließ ihren schwarzen ledernen Rucksack auf ihren Stuhl fallen und ging schnurstracks zur Kaffeemaschine.
    Cameron kam als letzter, mit einer Packung Schokoladenkekse als Entschuldigung für die Verspätung.
    »Ich bin im Justizzentrum vorbeigefahren«, sagte er, stellte seine Aktentasche auf den Konferenztisch und streifte seinen Skianorak ab. »Die Wollmütze gehört definitiv Dustin Holloman. Seine Eltern haben sie identifiziert.«
    »Ich weiß. Ich habe bereits mit Steiger gesprochen.«
    Phoebe starrte mit gerunzelter Stirn in ihre dampfende Tasse Irish Cream Blend. »Richtig unheimlich, daß Josh die gehabt hat.«
    »Die Cops schäumen vor Wut«, sagte Cameron. »Sie werden in der Presse wie totale Idioten dastehen. Der Bösewicht ist direkt vor ihrer Nase ins Kirkwood-Haus getanzt und hat dieses Ding dagelassen. Unglaublich.«
    »Wir selbst werden auch nicht gerade brillant dastehen«, erinnerte ihn Ellen. »Garrett Wright kann es nicht gewesen sein, außer, er hat einen Tunnel durch Lakeside gegraben.«
    »Das Erbsenzählen geht weiter.« Er zog drei Akten aus seiner Tasche und legte sie auf den Tisch. Er zeigte der Reihe nach darauf: Wrights Haustelefon, Bürotelefon, Handy. »Schauen wir mal, ob wir hier irgendwo die Gewinnzahl finden.«
    Auf keiner der Listen fanden sich die seltsamen, beängstigenden Anrufe, die Hannah, Mitch und Ellen bekommen hatten. Es gab keine ungewöhnliche Nummer, die immer wieder auftauchte. Sie fanden nichts, was für Ellens Dafürhalten schon etwas war. Auf keiner der Listen fand sich ein Gespräch mit Tony Costellos Büro, was bedeutete, daß Karen Wright ihn nicht angerufen hatte. Und wenn Karen Wright ihn nicht angerufen hatte, dann blieb offensichtlich nur noch eine Möglichkeit.
    Ellen wußte, daß Costello zu rücksichtslosem Egoismus fähig war. Was er im Fitzpatrick-Fall getan hatte, war Beweis genug. Aber das hier ging einen Schritt weiter. Immer noch wurde ein Kind vermißt. Ihr wurde ganz übel bei dem Gedanken, daß er eventuell etwas über dieses Verbrechen und den Verbrecher wußte und nichts dagegen unternahm.
    Sie hatte kein Mittel, an ihn heranzukommen, sie konnte nur an seine Menschlichkeit appellieren. Sachlich gesehen hatte er nichts Ungesetzliches getan. Er würde sich mit dem Deckmäntelchen der Schweigepflicht schützen. Anklagen wegen Beihilfe würde er zerpflücken und sein Vergnügen dabei haben. Wenn sie die Presse aufmerksam machte, würde er zweifellos mit allen schmutzigen Mitteln kämpfen, um sie in Mißkredit zu bringen.
    »Aber was, wenn jemand anders etwas durchsickern läßt?« überlegte sie laut und klopfte mit dem Stift gegen ihre Unterlippe. »Was, wenn wir Wilhelm dazu kriegen könnten, Costello die Hölle heiß zu machen?«
    Cameron kicherte, seine Augen begannen bösartig zu funkeln bei der Vorstellung, Wilhelm hereinzulegen. »Ja, fragen Sie Marty. Er wird alles sagen, was wir wollen – vorausgesetzt, er glaubt, es wäre seine Idee.«
    »Alles, was er tun muß, ist, ein bißchen Lärm zu machen, darüber zu reden, daß er versucht, sich einen Durchsuchungsbefehl für Costellos Telefonaufzeichnungen zu besorgen. Es ist höchste Zeit, daß Costello spürt, wie es ist, wenn ihm die Presse auf den Fersen ist, statt sich um den Finger wickeln zu lassen.« Sie wandte sich zu Phoebe. »Sehen Sie mal, ob Sie Agent Wilhelm erwischen können. Bitten Sie ihn, später reinzuschauen.«
    Phoebe nickte und glitt aus dem Zimmer, ein stummes Gespenst

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