Engel der Schuld Roman
Reporter hatte mit ihm um die Benutzung dieses Autos hier geschachert – exklusive Kommentare gegen die gelegentliche Benutzung des dreckigen, unauffälligen Wagens.
Karen war der Mensch, zu dem er gehen wollte. Er hatte heute abend versucht, sie anzurufen, nur um ihre Stimme zu hören, wenn sie sich am Telefon meldete. Aber die Nummer war geändert worden, und die neue war geheim. Er konnte nicht in ihr Haus gehen, weil Garrett da war. Karen wollte nicht zu ihm kommen, weil sie Angst hatte.
Es lag nicht daran, daß sie ihn nicht liebte. Er wußte, daß sie das tat. Er dachte an das letzte Mal, als sie sich geliebt hatten, eine Woche nach Joshs Verschwinden. An dem Tag, an dem sie Joshs Jacke draußen in Ryan's Bay gefunden hatten. In dieser Nacht hatte er mit Hannah gestritten. Er hatte mit Mitch Holt gestritten. Holt fand, Paul sollte Hannah mehr unterstützen, ihr nicht die Schuld aufbürden. Hannah, Hannah, Hannah. Er hatte sich auf seine Weise gerächt, indem er zu Karen gegangen war. Karen verstand ihn. Karen liebte ihn. Karen verursachte ihm keinerlei Schuldgefühle.
Sie trafen sich selten in ihrem Haus, weil das Risiko zu groß war. Aber in dieser Nacht war er zu ihr gegangen. Sie hatte ihn ins Gästezimmer gebracht, und sie hatten sich auf sauberen, pfirsichfarbenen Laken geliebt. Sie machte die ganze Arbeit, machte ihn geil, neckte ihn, liebkoste ihn, ritt ihn, bis er sie packte und fickte, daß ihm Hören und Sehen verging. Sie nahm alles, was er ihr gab, und klammerte sich hinterher an ihn.
» Ich w ü nschte, du k ö nntest bleiben. «
» Ich kann nicht. «
» Ich wei ß . Aber ich w ü nschte, du k ö nntest es. « Sie hob den Kopf und sah ihn an. » Ich w ü nschte, ich k ö nnte dir all die Liebe und Unterst ü tzung geben, die du brauchst. Ich w ü nschte, ich k ö nnte dir einen Sohn schenken . . . Ich w ü rde dein Baby austragen, Paul. Ich denke st ä ndig daran. Ich denke daran, wenn ich in deinem Haus bin, wenn ich Lily im Arm halte. Ich stelle mir vor, da ß sie mir geh ö rt - uns. Ich denke jedesmal daran, wenn wir zusammen sind, jedesmal, wenn du in mir kommst. Ich w ü rde dein Baby austragen, Paul. Ich w ü rde alles f ü r dich tun. «
Aber natürlich konnte sie das, was er jetzt am meisten brauchte, nicht für ihn tun. Sie konnte nicht bei ihm sein, konnte ihn nicht unterstützen, konnte ihn nicht von seinen Sorgen ablenken – wegen Garrett. Es war die Schuld von diesem Dreckstück North, daß Garrett Wright auf Kaution freigelassen worden war. Er hätte bis zum Prozeß im Gefängnis bleiben müssen. Nach dem Prozeß wäre er ein für allemal aus dem Weg.
Daran würde sich nichts ändern. Durfte sich nichts ändern. Alles mußte gut für ihn werden, dachte Paul. Er hatte es verdient.
25
Sonntags war das Gerichtsgebäude offiziell geschlossen. Das bedeutete nicht nur, daß sie das Büro für sich allein haben würden, sondern auch, daß die Presse aus dem Gebäude ausgesperrt blieb. Dem Himmel sei Dank für die kleinen Gnaden, dachte Ellen. Gestern nacht waren die Reporter wie tollwütige Hunde gewesen. Zuerst waren sie über das Lakeside-Viertel hereingebrochen, nach der Entdeckung von Dustin Hollomans Wollmütze, dann waren sie ins Krankenhaus weitergezogen, in das man Brooks nach seiner wilden Jagd eingeliefert hatte. Sie hatte nicht geglaubt, daß sie unversehrt aus dem Krankenhaus herauskommen würde, sie hatten sie mit Worten zerfleischt, und das auf einem Lärmpegel, der eher einem Fußballstadion als dem Wartezimmer eines Krankenhauses angemessen war. Und draußen hatte wie ein Wachhund Adam Slater in der Kälte des Parkplatzes gewartet.
»Bereit, mir meine cojones für einen Kommentar abzufrieren«, sagte er grinsend und tänzelte von einem ramponierten Nike-Schuh auf den anderen.
»Kein Kommentar.« Ellen verlangsamte nur kurz ihr Tempo und ging um ihn herum.
»Ach, kommen Sie, Ellen«, winselte er. »Nur ein paar Sätze für die Leute daheim in Grand Forks. Nur eine schnelle Zeile über die verrückte Brillanz des Bösen.«
»Wie wär's mit der Perversität, mit der sich die Medien das Deckmäntelchen eines Dienstes an der Öffentlichkeit umhängen«, sagte sie. »Ich habe meine Arbeit zu erledigen, Mister Slater, und ich habe endgültig die Nase voll davon, ständig über einen von euch zu stolpern, sobald ich mich nur umdrehe. Ich bin Ihnen keinen Kommentar schuldig, und nein, Sie dürfen mich nicht Ellen nennen.«
Das hatte ihm nicht gefallen. Kein
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