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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Genie enthalten. Ein brillanter Verstand kann einen tödlichen Makel haben.«
    »Und was davon trifft Ihrer Meinung nach auf den Entführer zu?«
    Ein Lächeln berührte seine Mundwinkel. »Das kann ich nicht sagen. Menschliches Verhalten ist Dr. Wrights Fachgebiet, nicht meines.«
    »Aber Sie haben gemeinsam an diesem Projekt gearbeitet, richtig?«
    »Wir arbeiten gerade an einem gemeinsamen Projekt, das, wie es der Zufall will, mit Lernen und Auffassung zu tun hat.«
    »Sie beide kennen sich schon lange, Dr. Wright und Sie?«
    »Wir haben beide an der Penn State unterrichtet.«
    »Aber Sie kannten sich doch schon davor, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Priest vorsichtig.
    Jay spielte den Unschuldigen. »Na ja, wissen Sie, ich habe da so ein bißchen gewühlt. Hintergrundrecherchen und so. Habe mit einem Ihrer alten Kollegen von der Penn geredet, der erwähnt hat, Sie wären alle in derselben Stadt aufgewachsen.«
    »Ich bin in Chicago aufgewachsen.«
    »Hm, wissen Sie, das habe ich gelesen«, sagte er und kratzte sich den Kopf. »Seltsam, daß sich ein Freund ausgerechnet bei so was irrt, finden Sie nicht auch?«
    »Nichtsdestotrotz«, sagte Priest ungeduldig. »Ich habe Indiana vielleicht als Junge besucht, aber ich bin nicht dort aufgewachsen.«
    »Sie haben also Dr. Wright nicht gekannt?«
    »Wir haben uns auf der Penn angefreundet.«
    »Sie sind gute Freunde. Solche, die alles teilen, einer für den anderen den Kopf hinhalten, sich gegenseitig helfen.«
    »Verfolgen Sie einen besonderen Zweck, Mister Brooks?«
    Jay zog die Schultern hoch und lächelte. »Ich fische nur ein bißchen, Professor. Suche nach Hintergrundmaterial. Ich weiß nie, was ich finden oder wohin es mich führen könnte. Zum Beispiel könnten Sie einfach sagen, daß Sie alles für Professor Wright tun würden. Wer weiß, wohin eine solche Antwort führen kann?«
    »In eine Sackgasse.« Priest erhob sich. »Tut mir leid, wenn ich jetzt abbrechen muß, aber ich habe eine Klasse, auf die ich mich vorbereiten muß, Mister Brooks.«
    Jay sah auf die Uhr. Nach Auskunft der hilfreichen jungen Dame im Hauptbüro hatte Priest erst abends wieder eine Vorlesung.
    »Ich werde wohl den Hintergrund mit der harten Methode überprüfen müssen«, sagte er und stand auf. »Danke, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Professor.«
    Er wandte sich zur Tür und ertappte Priest dabei, wie er ihn mit diesem ausdruckslosen Gesicht anstarrte. »Der Student, der an dem Abend, als Josh entführt wurde, diesen Unfall hatte – arbeitete er an dem gemeinsamen Projekt von Ihnen und Dr. Wright mit?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Ich frage mich, wie wohl seine Meinung zu diesem Zufall sein würde.«
    »Ich fürchte, das werden wir nie erfahren«, sagte Priest. »Ich erhielt heute morgen die Nachricht, daß er von uns gegangen ist.«
    Jay spürte, daß ihn die Nachricht mehr traf als den Professor. Ein Tod – nebenbei erwähnt, mit einem Maß an Bedauern, das gesellschaftlich korrekt war.
    Er trat in den Korridor, und sein Kopf summte. Der Autounfall hatte alles ins Rollen gebracht. Jetzt war der Student, der für Priest eine Besorgung erledigt hatte, tot. Todd Childs war ein Student von Wright und Priest. Olie Swain, bis zu seinem Selbstmord im Gefängnis der Hauptverdächtige, hatte Vorlesungen beider Männer als Gasthörer besucht. Megan O'Malley hatte Priest verdächtigt. Sie war im Garten von Priests abgelegenem Landhaus angegriffen worden.
    Christopher Priest schien genauso ein Teil der Geschichte zu sein wie Garrett Wright, und trotzdem hatte scheinbar niemand etwas gegen ihn in der Hand. Er war sauber, seine Bemühungen waren für jedermann sichtbar. Zuerst hatte er sich bemüht, Josh zu finden, und jetzt unterstützte er seinen Kollegen.
    Wir haben an einem, gemeinsamen Projekt gearbeitet . . .
    Er hatte einen Lügendetektortest bestanden.
    » Ist es nicht alles eine Frage unserer Auffassung? «
    Priest und Wright kannten sich schon eine Ewigkeit. Man konnte sich ohne große Mühe vorstellen, daß die beiden Partner bei mehr als nur einem Schulprojekt waren. Zwei scharfe, berechnende Köpfe. Wright attraktiv und charmant; Priest gesellschaftlich unbeholfen, in Hannah Garrison verliebt. Ein Motiv war bei diesem Verbrechen von Anfang an schwer zu erkennen gewesen. Es hatte keine Lösegeldforderung gegeben. Niemand schien etwas gegen Hannah und Paul zu haben. Die Verhöhnung, die untergeschobenen Beweise deuteten an, daß es hier um

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