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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Rückzieher gemacht und Wright gestattet hatte, das zu nennen, wie er wollte, um ihm in den Augen der Presse nicht zu schaden. Sie würde Denny später besuchen, um das herauszufinden, obwohl sie nicht damit rechnete, viel zu erfahren. Was sich zwischen einem Klienten und seinem Anwalt abspielte, war vertraulich, daran änderte auch eine Trennung nichts. »Weiß man schon, wer seinen Platz einnehmen wird?«
    »Noch nicht.« Phoebe senkte verschwörerisch die Stimme. »Er hat eine wirklich explosive Aura.«
    »Wer? Denny?«
    »Jay Butler Brooks. Das deutet auf innere Turbulenzen und unverblümte Sexualität.«
    »Ellen, es ist wichtig«, jammerte Quentin.
    »Erzähl das Richter Franken, wenn er mich wegen Mißachtung des Gerichts verurteilt«, sagte Ellen und gab Phoebe die Zettel zurück. »Seine Aura deutet auf Intoleranz. Ich bin weg.«

7
    »Miss Bottoms«, ächzte Richter Franken. »Haben Sie die Anklagepunkte, die gegen Sie vorgebracht wurden, verstanden?«
    Ellen hatte den Verdacht, daß viele Bereiche des Lebens für Loretta Bottoms ein Geheimnis waren. Die Frau gaffte den Richter an wie ein gestrandeter Karpfen. Loretta, eine exotische Tänzerin mit dem Bühnennamen Lotta Bottom, hatte in allen Stripteaseclubs entlang der Autobahn zwischen Des Moines und Minneapolis gearbeitet. Als sie wegen Prostitution am Big Steer Truck Stop im Außenbezirk von Deer Lake verhaftet worden war, hatte sie behauptet, sie hätte sich »das Fahrgeld nach Hause« verdienen wollen.
    Sie stand in einem zebragestreiften Strickkleid vor dem Rich ter, das als Testobjekt für die Dehnbarkeit von Lycra sicherlich Furore gemacht hätte. Eine Figur wie eine Sanduhr, leicht schwankend auf zwölf Zentimeter hohen Stilettos, die Brüste fast bis unters Kinn geschnürt. Franken war von dem Anblick wie hypnotisiert. Wenn er sprach, redete er ihre Brüste an. Ellen war der Meinung, daß seine Chancen, von ihnen eine intelligente Antwort zu bekommen, mindestens genauso groß waren wie bei jedem anderen Teil Lorettas.
    »Miss Bottoms, haben Sie die Anklagepunkte mit Ihrem Verteidiger besprochen?« fragte der Richter.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Und was?« Loretta versenkte einen langen roten Fingernagel in ihr Vogelnest gebleichter Haare, um sich am Kopf zu kratzen. »Das kapiere ich nicht.«
    Ihr Anwalt, Fred Nelson, der neben ihr saß, rollte die Augen und schlug sich mit der Faust gegen die Schläfe, als versuche er, ein paar Steine zu lockern, um eine Erklärung dafür zu finden, warum er Loretta zur Klientin genommen hatte.
    »Loretta« – er sprach mit ihr wie mit einem begriffsstutzigen Kind, das zehnmal zu oft »warum« gefragt hatte – , »wir haben den Polizeibericht gehört. Der Beamte sagt uns, daß er Sie in der Männertoilette des Big Steer Truck Stop erwischt hat, bei einer sexuellen Handlung, mit einem Zwanzigdollarschein in ihrer Hand.«
    Loretta stemmte die Hände in ihre fülligen Hüften. »Ich habe keine sexuelle Handlung mit einem Zwanzigdollarschein gemacht. Sein Name war Tater.«
    Die Zuschauer grölten vor Lachen. Ellen biß sich auf die Lippe.
    Richter Franken schlug seinen Hammer auf den Tisch. Sein ganzer mißgebildeter kleiner Kopf wurde kastanienrot – ein Zeichen, daß seine Geduld am Ende war und sein Blutdruck in direktem Verhältnis dazu rasant anstieg.
    »Wollen Sie sich schuldig oder nicht schuldig bekennen?« fragte der Richter.
    »Ja, also, Freddy hier sagt, ich soll mich schuldig bekennen, aber ich verstehe nicht, warum. Das geht doch keinen was an, wessen Schwanz ich im Mund hatte.«
    Franken ließ seinen Hammer auf den Tisch sausen, um den neuerlichen Heiterkeitsausbruch zu unterdrücken. »Wir haben das jetzt dreimal durchgekaut, Miss Bottoms«, krächzte er, zitternd vor Ärger. »Sie brauchen sich nicht schuldig zu bekennen, wenn Sie es nicht wollen. Sie können auf nicht schuldig plädieren, aber dann müssen Sie von Des Moines zum Prozeß wieder hierherkommen. Wollen Sie einen Prozeß?«
    »Also, eigentlich nicht, aber . . .«
    »Dann wollen Sie sich schuldig bekennen?«
    »Nein.«
    Fred Nelson kniff die Augen zu. »Euer Ehren, ich bin das wirklich mit meiner Mandantin durchgegangen. Wir haben über die Möglichkeit gesprochen, daß Miss Bottoms auf nicht schuldig plädiert, das Gericht ein Datum für den Prozeß festsetzt und eine Kaution um die zweihundertfünfzig Dollar in bar verlangt. Dann kann Miss Bottoms nach Hause fahren und sich die Sache durch den Kopf gehen lassen.«
    Zweihundertfünfzig

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