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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Ellen North führt den Angriff im Namen der Gerechtigkeit.«
    Ihr Kopf schnellte hoch, und sie sah ihn an, all ihre inneren Alarmsysteme schrillten gleichzeitig los. Er lächelte selbstzufrieden.
    »Ich mache nur meine Arbeit, Mister Brooks. Ich bin nicht die heilige Johanna.«
    »Das ist alles eine Frage der Perspektive.«
    »Trotzdem gefällt mir dieser Vergleich nicht.«
    »Ellen, Sie sind zu bescheiden«, sagte Glendenning.
    Sie war versucht, ihn daran zu erinnern, daß man Johanna auf dem Scheiterhaufen verbrannt hatte, aber es war möglich, daß er das bereits wußte. Und bei dem Gedanken daran wurde ihr etwas übel.
    »Jay hat sein Interesse bekundet, den Fall aus der Perspektive der Anklage zu verfolgen«, sagte Glendenning. »Ich habe ihm versichert, daß Sie zuvorkommend sein werden.«
    »Wie bitte?« Ellen sah Glendenning mit offenem Mund an. »In welcher Hinsicht werde ich zuvorkommend sein?«
    »Aber Ellen«, sagte er, wieder in diesem gönnerhaftem Ton, der sie rasend machte, »wir schlagen Ihnen ja nichts Unehrenhaftes vor. Jay wird keinen Zugang zu brisantem Material bekommen. Er möchte schlicht und einfach die Gelegenheit haben, Sie bei der Arbeit zu beobachten. Dafür braucht er Ihren Segen nicht, aber er hat trotzdem aus Höflichkeit darum gebeten.«
    Eine Höflichkeit, die ihm die Gnade des Generalstaatsanwalts eintrug, was ihm, verdammt noch mal, jedweden Zugang garantierte. Nein, er brauchte keine Genehmigung, um den Fall von weitem zu beobachten, aber wenn er Glendenning um den Bart ging, öffnete ihm das Wege, auf die sich kein Reporter je wagen würde, und es brachte Ellen in die unerträgliche Position, die liebenswürdige Gastgeberin zu spielen oder zu riskieren, daß sie die Mächte brüskierte, die die Fäden ihres Jobs in der Hand hielten.
    Die Vielschichtigkeit und das Diabolische dieses Zuges trafen einen Nerv bei ihr und durchbohrten ihn wie eine Nadel. Zorn packte sie, sie biß die Zähne zusammen, um nicht zu explodieren. Bedächtig schloß sie ihre Aktentasche, das Klicken des Schlosses peitschte wie ein Schuß durch die Stille des Raumes.
    Sie schickte Jay Butler Brooks einen jener Blicke, die schon ganz andere Männer in Aschehäufchen verwandelt hatten. »Nein, Sie brauchen meine Genehmigung offensichtlich nicht, Mister Brooks. Und das ist auch gut so, ich würde Sie nämlich in Sekundenschnelle rauswerfen. Ich muß zum Gericht«, ver kündete sie mit einem kurzen Nicken zu Glendenning und Stovich. »Wenn die Herren mich bitte entschuldigen.«
    Sie rechnete mit einer Ermahnung, verließ aber unbehelligt das Büro. Oder sie hatte einfach nichts gehört, das Rauschen des Blutes in ihren Ohren war zu laut.
    Phoebe sprang mit weit aufgerissenen Augen von ihrem Stuhl auf und ließ Quentin Adler mitten in seiner Beschwerderede einfach stehen.
    »Phoebe!« jammerte er.
    Sie schnitt eine Grimasse, beachtete ihn aber nicht weiter, ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf Ellen. »Was wollten die denn?«
    »Mein Leben zur Hölle auf Erden machen«, fauchte Ellen.
    Die Phrase ließ Quentin die Ohren spitzen. Quentin, ein Mann, dessen Ehrgeiz bei weitem seine Fähigkeiten übertraf. Diese Tatsache hatte ihm einen ständigen bitteren Geschmack im Mund beschert. Er war um die Fünfzig, hielt sich krampfhaft gerade, Entspannung und Atmung wurden durch ein steifes Korsett behindert, das sein ganzes Fett in seinen hochroten Kopf zu drücken schien. Sein neuester Versuch, den Alterungsprozeß aufzuhalten, waren gefärbte, dauergewellte Haare, mit denen er aussah, als sei sein Kopf mit Schamhaaren übersät – eine Verwandlung, die zeitgleich mit Gerüchten über eine Affäre zwischen Quentin und Janis Nerhaugen, einer Sekretärin im Büro des County Assessors, zur Kenntnis genommen wurde.
    »Ellen, ich muß mit Ihnen über diese Fälle sprechen, die Sie auf mich abgeladen haben«, sagte er.
    »Ich kann jetzt nicht, Quentin. Ich muß ins Gericht. Wenn Sie die Fälle nicht übernehmen wollen, reden Sie mit Rudy.«
    »Aber Ellen . . .«
    Phoebe drängte sich vor ihn und holte eine Handvoll rosa Notizzettel aus einer Flickentasche ihrer Tunika. »Ich habe Nachrichten für Sie. Jeder Reporter der westlichen Hemisphäre möchte ein Interview, und Garrett Wright hat seinen Anwalt gefeuert.«
    »Das ist aber eine große Überraschung«, murmelte Ellen.
    Denny Enberg war von Anfang an nicht mit dem Herzen bei diesem Fall gewesen. Sie fragte sich, ob Wright ihn wirklich gefeuert hatte oder ob Enberg einen

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