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Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Titel: Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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auf dem Fußboden, beschäftigt mit den Holzklötzchen, die mein Vater uns zurechtgesägt hatte, als Christopher auftauchte, um mit mir zu spielen. Er setzte sich direkt vors Feuer und sagte mir, dort sei es zu heiß für mich, aber ihm mache das nichts aus, denn er spüre die Hitze nicht. Indem wir abwechselnd Klötzchen auf Klötzchen stapelten, errichteten wir gemeinsam einen Turm. Dieser hatte schon eine beachtliche Höhe erreicht, da trafen sich plötzlich unsere Hände. Ich war verblüfft, weil Christopher sich so ganz anders anfühlte als alle anderen Menschen, die ich kannte. Die Berührung erzeugte bei ihm Funken – wie ein kleiner Sternenregen. Im selben Augenblick ging ich in ihn über (vielleicht auch er in mich); es war, als verschmölzen wir miteinander und würden eins. Vor lauter Schreck stieß ich unseren schönen Holzturm um!
    Ich brach in Gelächter aus und fasste ihn von neuem an. In diesem Augenblick habe ich wohl zum ersten Mal
wirklich begriffen, dass Christopher nicht aus Fleisch und Blut bestand.
    Doch habe ich ihn nie irrtümlich für einen Engel gehalten – denn die Engel um mich herum trugen zwar gelegentlich menschliche Züge, aber selbst dann besaßen die meisten von ihnen Flügel. Ihre Füße berührten den Boden nicht und aus ihrem Inneren drang ein helles Leuchten. Gelegentlich fehlte »meinen« Engeln jegliche Menschenähnlichkeit, dafür erschienen sie in Form scharf umrissener glühender Lichter.
    Christopher tauchte häufig im direkten Umkreis meiner Mutter auf. Mitunter hielt sie in einem Stuhl am Feuer ihr Nickerchen, da lag er dann in ihren Armen und sie wiegte ihn. Ich hatte keine Ahnung, ob sie sich seiner Anwesenheit bewusst war, also fragte ich ihn: »Soll ich Mam erzählen, dass du hier bist?«
    »Nein, das geht nicht«, gab er zurück, »weil sie es nicht verstehen würde. Aber manchmal kann sie mich fühlen. «
    Eines Wintermorgens, die Sonne ging gerade auf, schwebten die Engel an mein Bett. Ich lag noch eingerollt unter der Decke, während meine Schwester Emer, mit der ich das Bett teilte, bereits aufgestanden und hinausgelaufen war. An ihrer Stelle hatte Christopher sich neben mir zusammengekuschelt. Er kitzelte mich und sagte: »Schau mal, Lorna, schau mal, da drüben am Fenster.«
    Wie schon gesagt: Engel können verschiedene Formen und Gestalten annehmen – diesen Morgen kamen sie als Schneeflocken! Die Fensterscheiben schienen sich in Dampfschwaden zu verwandeln und jede Schneeflocke verwandelte sich darin ihrerseits in einen Engel von der Größe eines Babys. Dann glitten die Engel auf einem Sonnenstrahl durch das Fenster in den Raum, jeder von ihnen wirkte wie in weiß glitzernde Schneeflocken gehüllt. Als die Engel mich berührten, stoben die Schneeflocken auf mich herunter: Sie kitzelten und fühlten sich seltsamerweise nicht kalt, sondern warm an.

    »Wäre es nicht wundervoll«, rief Christopher aus, »wenn alle Menschen wüssten, dass sie ihre Taschen mit Engeln füllen könnten? Dass in einer einzigen Tasche Tausende von Engeln Platz hätten, so wie Schneeflocken, und dass sie sie andauernd mit sich herumtragen könnten und deshalb nie mehr alleine wären?«
    Ich drehte mich nach ihm um: »Und was ist, wenn sie in den Taschen schmelzen?«
    Christopher kicherte: »Nichts! Engel schmelzen nämlich nie!«
    »Ach, Christopher, wenn du doch bloß in Mams Tasche hineinpassen würdest, wie eine Schneeflocke, und dann immer hier sein könntest!«, sagte ich ganz traurig.
    Er wandte sich mir zu und sah mich an, so wie wir beide da aneinander geschmiegt im Bett lagen: »Aber du weißt doch, ich bin immer da.«
    Erst als ich schon erwachsen war, erzählte mir meine Mutter, sie habe ein Jahr vor meiner Geburt einen kleinen Sohn mit dem Namen Christopher zur Welt gebracht, der jedoch nur zehn Wochen am Leben geblieben sei. Ich reagierte mit einem Lächeln und fragte sie dann, wo Christopher denn beerdigt worden sei, und erfuhr, sie hätten ihn – nach damaligem Brauch – anonym auf einem Dubliner Friedhof für Kleinkinder bestattet.
    Schade, dass es keine Grabstelle mit Christophers Namen gibt, die ich besuchen könnte, aber er ist auch so unvergessen. Sogar noch heute, nach all den Jahren, fühle ich Christophers Hand in meiner Tasche, er tut, als forme er Schneeflocken, um mich daran zu erinnern, dass ich nicht alleine bin.
    Eines Tages, ich war damals etwa vier oder fünf Jahre alt, brachte ich mehr über Christopher und meine Mutter in Erfahrung. Ich saß am

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