Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
„bei uns gibt es einen Anfang und ein Ende … und auch wenn ich das Ende nicht finde, weiß ich, dass es eins gibt: Wenn jemand umgebracht worden ist, gibt es jemanden, der es getan hat, aber bei euch …“
„Darüber haben wir schon ein paar Mal gestritten“, Lorenz lehnt sich zurück und schließt die Augen, als hätte Bergmanns Gutenachtgeschichte jetzt schon ihren Zweck erfüllt.
„Und was ist mit diesem Vötter? … Habt ihr den gefragt, warum er in Tirol Luxussuiten mit Sicherheitsvorkehrungen baut, als hätte irgendwer Dschingis Khan geklont? … Der ist doch auch nicht sauber, oder?“
„Die Welt wird immer unsicherer, die Menschen sehnen sich nach Geborgenheit, verstoße ich etwa gegen geltendes Recht, bla, bla, bla … bitte wenden Sie sich diesbezüglich an meine Anwälte … was verlangst du von mir?“
„Ja ja, erzähl mir nichts von Anwälten … also sind mit Eisert, Foster, Breiler drei, mit Plier vielleicht vier tot, Ehrenreich und Wieland schweigen, und Schäfer …“, Bergmann räuspert sich und starrt eine Weile aus dem Fenster. Als er sich zu Lorenz umdreht, hält der das Foto von Selma und den Radfahrerinnen in der Hand.
„Oha, Midlife-Crisis? … Willst du doch noch einmal ans andere Ufer springen?“, fragt Lorenz. Und als Bergmann nichts erwidert: „Wer sind die Miezen?“
„Mögliche Zeugen in einem anderen Fall … geht dich genauso wenig an wie mich deine BOG -Scheißer … was passiert denn überhaupt mit dem Ehrenreich? Schickt ihr den jetzt in Frühpension?“, Bergmann fährt den Computer herunter und nimmt sein Jackett von der Garderobe. Noch fünf Minuten länger in diesem Raum und er wird zum tollwütigen Tier.
„Sicherheitsverwahrung … offiziell hat er den Vertrieb von Drogen im Gefängnis mit organisiert … glaube nicht, dass wir den zum Reden bringen …“
„Hat er irgendetwas über die anderen gesagt? … Wenn es wirklich acht sind, fehlt der Oberengel Michael noch …“, Bergmann dreht sich zur Spüle und wäscht die beiden Teetassen aus.
„Er hat nur versucht, sich mit seinen Brillengläsern die Pulsadern aufzuschneiden … und wenn du mich fragst, ist er tot, bevor wir auf Winterzeit umstellen … wenn sie es wirklich wollen, schaffen sie es immer …“
„Und Plier?“
„Plier … wenn er in dem Kleinlaster war: Friede seiner Asche … wenn nicht, kriegen wir ihn … früher oder später …“
„Früher oder später … sicher … ich gehe jetzt …“, Bergmann nimmt das Foto vom Schreibtisch und steckt es in die Jacketttasche. „Was ist mit dir?“
„Was dagegen, wenn ich hier ein Nickerchen mache? Glaube nicht, dass mich hier wer sucht …“
„Von mir aus … dreh das Licht ab, wenn du gehst.“
„Richte ihm einen schönen Gruß aus“, hört Bergmann noch, als er die Tür ins Schloss drückt.
63.
Bergmann parkt seinen Wagen außerhalb des Klinikgeländes und betritt das Areal durch den Seiteneingang an der Westseite. Anfangs schnellen Schrittes, verlangsamt er sein Tempo, je näher er dem Pavillon 16 kommt. Der Himmel ist graublau, ein warmer Wind bläst, eine Frau um die vierzig kommt ihm entgegen, murmelt: „Im Rosengarten, im Rosengarten, da möchte ich einst begraben sein“, Bergmann sieht ihr nach, wie sie mit ihren Frotteesandalen über den Asphalt schlurft, auf der Rückseite ihres T-Shirts steht: You missed your chance to speak to me. Er geht weiter, reibt seine Stockzähne gegeneinander und verflucht das Verlangen nach Alkohol und Nikotin, das ihn plötzlich überkommt.
„Schöne Grüße von Lorenz … und von den anderen sowieso …“
„Danke“, erwidert Schäfer und dreht den Fernseher ab.
„Und? Wie geht’s?“, Bergmann zieht sich einen Stuhl heran.
„Mein Kopf ist tatsächlich etwas beschädigt …“
„Ach …“
„Ja … die haben da ein paar Tests gemacht … ich weiß, was Ihnen jetzt auf der Zunge liegt, Bergmann: Und diese Schäden, seit wann genau existieren die? … oder etwas in der Richtung …“
„Das wäre sogar unter meinem Humorniveau … und dass Sie nicht ganz dicht sind, das muss mir kein Psychiater sagen …“
„Ist das jetzt Ihre Strategie? Unzurechnungsfähig … ab in die Geschlossene …“
„Sie waren schon unzurechnungsfähig, als ich bei Ihnen angefangen habe … aber damals hatte das noch einen gewissen Reiz …“
„Ach … der Sex war gut, aber heiraten möchten Sie mich nicht?“, Schäfer steigt aus dem Bett und zieht sich einen Bademantel über. „Gehen
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