Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Meer … das letzte Mal, als wir auf Hvar waren, da bin ich nur mehr am Ufer entlanggeschwommen … die meiste Zeit hätte ich sogar stehen können … gegen früher …“
„Denk dran, was diesem Foster passiert ist, in Vietnam …“
Lorenz nimmt seine Tasse entgegen, setzt sich wieder und sieht Bergmann müde an.
„Wenn du willst, kannst du bei uns weitermachen …“
„Wisst ihr schon, wer der Achte ist?“
„Nein … wir wissen nicht einmal, ob es einen Achten gibt … klar, die Amulette sind aus acht Metallen, in den Aufzeichnungen, die wir bei Eisert und Breiler gefunden haben, ist von einem Oktagon der Erzengel die Rede … aber vielleicht haben sie den achten noch gar nicht gefunden gehabt … bei diesen Wahnsinnigen ist doch alles möglich …“
„Und das BOG?“, fährt Bergmann Lorenz an, weil es ihn nervt, dass dieser dahinschwafelt, als ginge es um einen verpatzten Schlag bei einem Golfturnier.
„Willst du weiter an dem Fall arbeiten?“, erwidert Lorenz in altbekannter Schärfe.
„Nein“, sagt Bergmann nach einer Nachdenkpause, „nicht meine Kragenweite …“
„Da wächst du schnell hinein …“
„Ich meine nicht Qualifikation oder Intelligenz … da überschätzt ihr euch … wenn ihr Scheiße baut, kommt es einfach nicht an die Öffentlichkeit … ich kann mit dieser Arbeit nichts anfangen … schau dir meine Fälle an und deine … seit Schäfer verschwunden ist, habe ich einen toten Kroaten gehabt, der bei einem Hahnenkampf verunglückt ist, eine junge Frau, die aus dem Fenster gefallen ist, ein Schüler, der einen Albaner erschießt … eine Frau, die ihren Ex ersticht …“
„Schon kapiert … du bist und bleibst ein Frontschwein … nichts dagegen zu sagen … ziemlich gut bist du auch, also warum was anderes probieren …“
„Ach, leck mich … sag mir, was ihr in den letzten Monaten erreicht habt … mit euren hundertzwanzig Leuten und Datenbanken und internationaler Zusammenarbeit … das schaffe ich mit meinen Leuten auch …“
„Bergmann, was soll das … ich will mich nicht streiten mit dir … du bist angefressen, weil du wahrscheinlich glaubst, dass wir die echten Drahtzieher laufen lassen, weil sie bestens vernetzt sind und ihre mächtigen Freunde im BOG haben und was sonst noch alles bei solchen Verschwörungstheorien immer auftaucht …“
„Und? Ist es nicht so?“, Bergmann beginnt, die Schreibtischlampe mit seinen Handschellen zu malträtieren.
„Nein. Wir haben dreißig Leute drauf … und die werden mindestens noch ein Jahr an der Sache dranbleiben, das kannst du mir glauben … wenn es einen Achten gibt, dann finden wir ihn, tot oder lebendig … wir arbeiten mit den Franzosen zusammen, mit den Schweizern … die klären alle seine früheren Kontakte ab, das braucht Zeit … ob was dabei herauskommt, weiß man nie … aber wenn es im Sand verläuft, kann das genauso gut heißen, dass wir ein paar Anschläge vereitelt haben … Gewissheit haben wir nie … das ist unser Job …“
„Und was habt ihr dann bisher überhaupt erreicht? Kannst du mir das sagen?“
„Also gut …“, Lorenz legt die Hände auf die Tischplatte und betrachtet seine Finger, „wir haben zwölf Mitglieder, die engeren Kontakt zu Eisert gehabt haben, und mehrere, die Foster regelmäßig getroffen haben … bei Merz, diesem Immobilienkaiser, haben wir ein paar brisante Dokumente beschlagnahmt …“
„Inwiefern brisant?“, will Bergmann wissen, nachdem Lorenz den Faden verloren zu haben scheint oder schlichtweg nicht mehr verraten will.
„Immobilien, die sein Firmennetzwerk besitzt oder verwaltet … die bezüglich Größe und Eignung als Ersatz hätten dienen können für den Fall, dass einer oder mehrere der geplanten Anschläge stattfinden … für alle öffentlichen Gebäude, deren Pläne bei Eisert aufgetaucht sind, hätte Merz schneller als jeder andere eine Übergangs- oder Dauerlösung einbringen können … bei einem seit zwei Wochen fertigen Bürogebäude im Zwanzigsten hat er sich nie um Mieter gekümmert … da entgehen ihm mindestens Siebzigtausend im Monat …“
„Er hat darauf gewartet, dass Eisert und Co. etwas in die Luft sprengen, um damit Geld zu verdienen?“
„Wenn du mich fragst: Ja. Wenn du einen Staatsanwalt fragst: Dünne Suppe. Wenn du Merz’ Rechtsanwälte fragst: Guter Witz.“
„Genau das ist der Grund, warum ich mit dieser Arbeit nichts zu tun haben will“, Bergmann steht auf und stützt seine Fäuste aufs Fensterbrett,
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