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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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einige Nachtlokale in der Nähe waren, blieb unklar. Eine Warnung an irgendwen? Dazu fehlte dem Kroaten jede Verbindung zum Milieu. Keine Vorstrafen, Arbeitserlaubnis … Raubmord schied ebenfalls aus, da der Mann Uhr, Geld und Papiere bei sich getragen hatte … vielleicht eine Verwechslung … auch Koller, dem Gerichtsmediziner, gab der Fall Rätsel auf. Die Wunde war mit einer dünnen, sehr scharfen Klinge verursacht worden, am ehesten ein Rasiermesser; doch bei einem Angriff mit einem solchen gegen den Oberschenkel hätte sich der Mann gewehrt und ohne Zweifel Abwehrverletzungen erlitten. Was bei Gesamtbetrachtung immer wieder zu absurden fiktiven Tatverläufen führte, etwa, dass sich der Mann nach der Arbeit mit Kollegen besäuft, dann auf dem Nachhauseweg in einem Park einschläft, worauf ihm ein Verrückter mit einer Rasierklinge die Oberschenkelarterie durchtrennt, literweise Blut in irgendeinem Behältnis auffängt, den Toten dann in sein Auto packt, am Gürtel parkt und sein Opfer neben die Straße legt. Das verlangte im Moment zu viel an Denkarbeit, als dass sie genügend freie Gehirne dafür hätten; ab nach hinten, rechts neben den Obdachlosen.
    Fall drei: Ein Ehepaar, das zwei Wochen zuvor erschossen im Vogelweidpark im 15. Bezirk aufgefunden worden war. Hier sprach alles für einen Doppelselbstmord beziehungsweise Tötung auf Verlangen. Die beiden waren aneinander gelehnt auf einer Parkbank gesessen, jeweils an der linken Schläfe ein Einschussloch, beide Schüsse aufgesetzt, Pulverrückstände an der rechten Hand und am Ärmel des Mannes. In der Manteltasche der Frau hatten sie einen Abschiedsbrief in ihrer Handschrift gefunden: schwer krank, können sich nicht mehr länger selbst um sich kümmern, wollen in kein Heim und schon gar nicht ohne den anderen leben, die Kinder mögen ihnen bitte verzeihen. Akte zu, Rosen auf die Särge, Asche zu Asche, zwei Menschen wandern ins Himmelreich und in die Vergessenheit – einen Augenblick bitte noch, was ist mit der Waffe, wo ist die hin? Sie war weg, höchstwahrscheinlich gestohlen; von irgendwelchen halbstarken Balkanjungs, die sich nach Einbruch der Dunkelheit ohne Einspruch der Eltern im Park herumtrieben; von einem der bulgarischen Kleinzuhälter, die sich zwischen den Besuchen im Wettbüro dort mit ihren Prostituierten zum Abkassieren trafen; von einem Drogendealer, der zwischen den Büschen seine Heroinpäckchen vergraben hat; möglicherweise auch von einem braven Bankangestellten, der die beiden Toten beim spätabendlichen Joggen entdeckt und sich gedacht hat, dass er eigentlich schon seit der Schulzeit, als er ständig drangsaliert worden war, eine Pistole haben wollte.
    So oder so würde die Waffe früher oder später wieder auftauchen. Wie wohl, fragte sich Bergmann. Würde es die besorgte Mutter sein, die sie im Zimmer ihres Sohnes unter der Matratze fände und der Polizei übergäbe? Nur zwei Kugeln daraus im Oberkörper eines ausgeraubten Juweliers? Oder die alte Walther P1 in der kalten toten Hand eines Amokläufers, der mit den verbliebenen sechs Projektilen … wie auch immer, alle Details zur Waffe waren in den relevanten polizeilichen Datenbanken erfasst, viel mehr als abwarten konnten sie auch in diesem Fall nicht.
    So, jetzt zum vierten Fall, dem beschissensten überhaupt: Suchen Sie den Mörder eines Mörders. 28. Mai, kurz nach Mitternacht: Ein Pärchen, das nach einem Lokalbesuch zur U4-Station Rossauer Lände geht, sieht auf der zum Donaukanal abfallenden Wiese einen menschlichen Körper liegen. Ungewöhnlich, aber wahr: Sie schauen nach, was es mit der Person auf sich hat, ob sie vielleicht Hilfe benötigt. Nein, jetzt nicht mehr, der Mann ist tot. Als Bergmann eintrifft – ohne Schäfer, der seit vier Tagen im Urlaub ist – und den Leichnam sieht, denkt er zuerst: nur gerecht. Dann: noch mehr Arbeit. Bei dem Toten handelt es sich um einen des mehrfachen Mordes verdächtigten Mann. Seit Anfang des Jahres soll er sieben Prostituierte stranguliert, erstochen, anschließend mit einem Brandbeschleuniger übergossen und angezündet haben, um allfällige Spuren zu verwischen. Bei seinem letzten Opfer kam ihm allerdings ein anderer Freier dazwischen, den er niederstach und den Tatort fluchtartig verließ. Gewebe- und Blutspuren unter den Fingernägeln der Toten sowie die Personenbeschreibung durch den Freier führten schnell zu einem Installateur, der wegen Körperverletzung vorbestraft war und bereits zwei Jahre in Haft verbracht hatte.

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