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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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ich brauche eh einen neuen Duschschlauch. Holen Sie mich ab?“ Was hätte er denn sagen sollen? Nein, lassen Sie mich in Frieden mit Ihrer Mir-fällt-die-Decke-auf-den-Kopf-Panik? Ja, etwas in der Richtung hätte er erwidern können, zumal er genau wusste, was Schäfer von Einkaufszentren hielt, dass es ihm nicht um den Duschschlauch ging, dass er sich an den Rockzipfel seines Untergebenen hängen wollte, weil ihm sonst die Leere seines Wochenendes unerträglich würde. Und natürlich überschritt hier das Berufliche die Grenze zum Privaten, hatte der Major die Befehlskette aus dem Büro mitgenommen und schepperte seinem Chefinspektor damit ins Telefon, aber das würde er nicht tun, wenn er Bergmanns Gesellschaft nicht als angenehm empfinden würde, und genau das war der Punkt, an dem Martins Eifersucht zumindest teilweise berechtigt war.
    „Wir arbeiten seit zehn Jahren zusammen“, sagte Bergmann trotzig, „ich habe mehr Zeit mit ihm verbracht als mit sonst einem Menschen … wie würdest denn du an meiner Stelle reagieren?“
    „Ich weiß, wo mein Beruf aufhört und das Privatleben anfängt …“
    „Ja … weil dich auch niemand um Mitternacht anruft und sagt, dass da ein Mann auf der Straße liegt, dem die Eingeweide heraushängen …“
    Der Kellner trat an den Tisch, stellte die Teller ab und erklärte ihnen, was sie zu essen im Begriff waren.
    „Guten Appetit.“
    „Ja, dir auch.“
    Als Bergmann das Lokal um kurz vor zwölf verließ – nach dem so finalen wie peinlichen Satz, dass sie sich vielleicht einmal zwei Wochen nicht sehen sollten, um Abstand zu gewinnen, bla, bla, bla –, hatte er einen Schwips. Drei Gläser Wein in knapp vier Stunden, da putzte Schäfer zwei Flaschen weg, murmelte er, als er in sein Auto stieg. Ich sollte mich einmal so richtig volllaufen lassen, in eine dieser verrauchten Spelunken im Zweiten gehen und saufen, bis die Funkstreife kommt. Doch allein beim Gedanken daran zog sich sein Magen zusammen. Dankbar muss ich sein, dass ich nicht so bin, jetzt redete er in Gesprächslautstärke, entgeht mir irgendwas, wenn ich darauf verzichte, am Vormittag zwei Stunden auf ein Glas zu starren, in dem sich eine Alka-Seltzer-Tablette nach der anderen auflöst? Sicher nicht.
    Ein heftiger Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Wie war das denn möglich? Er hatte die Einfahrt zur Tiefgarage bestimmt schon tausendmal genommen, da fand er rückwärts und blind hinein, das konnte nur an dem Wagen liegen, dessen Kotflügel er zerstört hatte, der stand bestimmt einen Meter über die Begrenzungslinie hinaus. Er stellte den Motor ab, stieg aus und betrachtete den Schaden. Tja, da würde einer die nächsten Tage die Öffentlichen oder einen Leihwagen brauchen. Und die Schuldfrage war eindeutig zu beantworten, der beschädigte Wagen stand keinen Zentimeter über den zugewiesenen Parkplatz hinaus.
    Bergmann nahm sein Handy, suchte die Nummer eines Kollegen von der Sicherheitswache und bestellte einen Streifenwagen inklusive Alkoholmessgerät.
    „Wo ist er denn?“, war die erste Frage des Beamten, als er selbstbewusst auf Bergmann zuging.
    „Vor Ihnen.“
    „Sie? Sie schauen mir aber nicht sehr betrunken aus … das da der Schaden?“
    „Ja … überprüfen Sie bitte meinen Atemalkohol und nehmen Sie einen Bericht auf …“
    „Ist das Ihr Ernst?“
    „Ja, wieso?“
    „Stecken Sie ihm eine Visitenkarte unter den Scheibenwischer und die Sache ist geregelt.“
    „Nein … was ist jetzt mit dem Alkomaten …“
    „Wenn Sie meinen … und wenn Sie drüber sind?“
    „Muss ich Ihnen jetzt das Gesetz erklären …“
    „Nein … aber blöd wäre es halt, wegen dem Führerschein …“
    0,6 Promille – im Aufzug lächelte Bergmann kopfschüttelnd sein Spiegelbild an; seinen Führerschein war er nicht los, dennoch schämte er sich. Betrunken Auto zu fahren fiel für ihn in die Kategorie Fahrlässige Körperverletzung; dieses Verhalten verachtete er zutiefst, nicht erst seit dem Mädchen, dessen Gehirnmasse auf diesem Zebrastreifen im 19. Bezirk allzu deutlich zu sehen gewesen war. Er schloss die Tür auf, ging direkt ins Badezimmer, duschte und setzte sich danach an den Esstisch. Vier Wochen würde er den Wagen jetzt nur mehr für Dienstfahrten verwenden, sagte er sich, irgendwo im Keller stand ja noch sein verstaubtes Fahrrad.

4.
    Der Mann, der sich für den einundzwanzigjährigen Johannes Schäfer – gebürtig in Kitzbühel, wohnhaft in Innsbruck – hielt, saß an eine alte Buche gelehnt

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