Engelherz - Band 1-3
unglaubliches Lächeln. „Du kannst dir nicht vorstellen, welches Glück es ist, zuzusehen, wie sie groß werden und selbstständig, und wie sie ihren Weg in der Welt machen!“ Er drückte meine Hand.
„ Ja, ich werde sterben und diese Welt verlassen.“ Er sah mich mit erstaunlich klaren Augen an. „Vorher wollte ich dir sagen, dass ich dir verzeihe, Lilly!“
„ Das verdiene ich nicht!“ Ich schloss die Augen und sofort nutzte mein Gewissen die Gelegenheit mir die schönen Momente mit Adam in Eden vorzuführen. – Wie sehr er sich gefreut hatte, als ich sein Kleid angezogen habe und welche Sorgen er meinetwillen ausgestanden haben musste. „Du bist einfach weggelaufen!“
„ Sei vorsichtig, Lilith!“ Er drückte meine Hand. „Hörst du mich?“ Ich blickte ihn an. Nie zuvor hatte ich mich so elend gefühlt, nicht einmal bei Evas Tod. „Er verzeiht dir!“
„ Sei vorsichtig mit deinem Engel!“ Adam stemmte sich halb aus seiner Decke. „Er mag die Menschen nicht und hat Jahve gebeten auf unsere Erschaffung zu verzichten.“ „Ich weiß!“ „Er wollte nie, dass Menschen auf dieser Erde leben“, fuhr Adam fort. „Damit ist er unter den Engeln nicht allein!“
Ich bemühte mich zuzuhören, obwohl ich ihm gerne widersprochen hätte. Aber ich wusste, dafür würde keine Zeit mehr bleiben. – Ihm würde dafür keine Zeit mehr bleiben.
„ Lilith, am Tag nach Eden, als wir allein waren ...“ Seine Stimme verklang vor Anstrengung und seine Augen waren feucht. Ich wusste, er durchlebte den Augenblick noch einmal.
„ Er hasst uns, weil wir ihm so ähnlich sind!“ Ein trauriges Lächeln huschte über Adams Gesicht. „Er wird alles tun, um die Menschen zu vernichten. – Nur dich, dich wird er nie gehen lassen!“
Energisch schüttelte ich den Kopf. „Samiel hasst die Menschen nicht.“ „Nein, er hasst die Unvollkommenheit und was aus ihr resultiert.“
Der alte Mann blickte mich trübsinnig an, beließ es aber bei seiner knappen Warnung.
„ Und er liebt mich!“, murmelte ich leise. Selbst in meinen Ohren klang es wie ein Vorwurf an Adam.
„ Verzeih einem alten Narren, dass er die Liebe seines Lebens noch einmal sehen wollte, bevor er stirbt“, flüsterte er.
Wieder liefen Tränen meine Wangen herab, ich konnte es nicht verhindern.
„ Ja, ich liebe dich Lilly! Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben!“ Er keuchte unter der Anstrengung, die ihn das Sprechen kostete.
Ich lächelte ihm durch den Tränenschleier zu. „Ich liebe dich auch!“
Er seufzte. „Ich weiß!“
Wieder schenkte er mir ein grandioses Lächeln. „Und ich habe keine Angst zu sterben, Lilly! Ich habe das Gefühl, ich habe meine Aufgabe auf dieser Erde beendet ist! – Und ich werde Jahve wieder sehen! Nach so langer Zeit! Und ich habe so viele Fragen!“
Der Kummer schnürte mir die Kehle zu und ich bekam keinen Ton heraus. – „Aber was willst du auch sagen? Das nach dem Tod nichts mehr kommt? Dass ewige Einsamkeit und Dunkelheit auf ihn wartet?“
So schwieg ich und bettete seinen Kopf in meinen Schoss, strich über seine alten grauen Haare und weinte still vor mich hin.
„ Sssht! Es ist alles in Ordnung! Durch den Sündenfall wurde mir gestattet, Nachkommen zu zeugen und der Vater einer großen Menschheit zu werden!“, flüsterte er und ich konnte nicht verstehen, dass ihm diese Tatsache mehr bedeutete, als Eden.
Ich umarmte ihn vorsichtig, als wäre er zerbrechlich. „Du siehst immer noch so rein und unschuldig aus, als könnten dir alle Sünden der Welt nichts anhaben“, flüsterte er, bevor er sich ebenso an mich klammerte, wie Samiel wenige Stunden zuvor und mein Herz wollte, es könne sich in meinen Tränen auflösen.
„ Ich wünschte nur, du wärst meine Frau und die Mutter meiner Kinder gewesen!“, murmelte Adam.
Diese Offenbarung raubte mir den Atem, so dass ich ihn sprachlos anstarrte.
„ Unsere Kinder wären wunderschön gewesen, perfekt und den Engeln ebenbürtig“, fuhr Adam fort und schenkte mir ein Lächeln, als könne er meine Wunschträume lesen. „Gleißende Töchter und strahlende Söhne.“
Mit seiner alten Hand strich er mir zärtlich über die Wange. „Du bist alles, was ich jemals gewollte habe, kleine Lilith! Von Anfang an! Arme Lilith! Unschuldige Lilith!“, flüsterte er und berührte mit seinem Daumen sanft meinen Mund.
„ Warum hat er so etwas nie früher gesagt?“, weinte meine innere Stimme mit mir im Duett.
„ Es tut mir leid, dass
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