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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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nicht was er meinte. Klagte Eva aber auch nicht abermals an.
    „ Was geschieht mit ihr?“, fragte ich und sah Samiel an, der zusammenzuckt, als hätte ich ihn geschlagen.
    „ Was meinst du?“ Seine Frage klang fasziniert, als hätte ich ein Thema angesprochen, über das er selber schon lange nachdachte.
    „ Was geschieht nach dem Tod?“
    Samiel zuckte mit den Schultern und ich sah, dass er überlegte, wie er sich aus dieser Unterhaltung winden konnte.
    „ Tiere sterben, Menschen sterben und was geschieht dann mit ihnen? Kehren die Teile zu Jahve zurück?“, fragte ich und ließ ihm keine Ausflucht aus diesem Gespräch. Wenn ich ein Teil von Jahve war, waren sie es doch auch. Und so erschien mir meine Schlussfolgerung nur logisch. Irgendwie.
    Samiel blickte mich ernst an. Ich spürte, dass diese Frage einer der Gründe war, warum er Eva und den von ihr ausgelösten Sündenfall so sehr ablehnte. Er wollte nicht darüber reden, aber er wollte mich auch nicht anlügen.
    „ Er ist erst jetzt wiedergekommen, weil er versucht hat, vor dem ersten toten Menschen zu fliehen. – Vor der Tatsache, dass der Tod existiert“ , mutmaßte meine innere Stimme und vermutlich hatte sie Recht.
    Als hätte Samiel meine Gedanken gelesen, strich er mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste meine Nasenspitze. „Ich verstehe es selber nicht Lilly!“
    „ Erklär es mir!“, forderte ich ihn leise auf. „Erzähl mir, was geschieht, bitte!“
    Unsicher ob er es wirklich tun sollte, setzte er sich vor Evas Grab und zog mich mit nach unten, auf seinen Schoss. – In seiner Berührung lag keine Erotik, sondern nur Liebe.
    „ Wenn Pflanzen oder kleine Tiere sterben, löst sich Energie von ihnen ab. Je größer und komplexer die Lebewesen werden, desto komplexer wird diese Energie. Aber sie kehrt nicht zurück zu Jahve.“
    Ich blickte ihn seitlich an, obwohl ich mich wunderte. Soviel zu meiner Logik. Samiel sah traurig aus. Wenn ich ihn nicht bereits lieben würde, hätte ich mich spätestens jetzt in ihn verliebt.
    „ Diese Lebensenergie bleibt in der Nähe der Erde und kehrt wieder zurück in andere Lebewesen.“

„ Und die Menschen? Was ist mit Abel und Eva? Werden auch sie zurückkehren?“ Der Gedanke erschien mir weder abwegig, noch grausam. Wiedergeburt könnte durchaus erstrebenswert sein. Und hätte auch eine gewisse Logik.
    Samiel nickte. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich noch nicht!“ Er sah mich an. Ich musste kein Wort sagen, damit er begriff, dass ich mit dieser Antwort nicht zufrieden war.
    „ Die andere Lebensenergie ist eher ...“, er suchte nach dem richtigen Wort, „... unbestimmt.“. Er warf mir einen Blick zu, um zu sehen, ob ich verstand. „Die beiden sind immer noch Wesen, Energiewesen, Einzelwesen.“
    Fasziniert drehe ich die Worte in meinem Kopf hin und her und überlege, wie sie gemeint waren und was sie bedeuteten.
    „ Du kannst sie sehen?“ Ich drehte mich zur Seite und betrachtete Samiels schönes Profil.
    Er nickte mit zusammengepressten Lippen. Dann überraschte er mich, mit einem plötzlichen Gefühlsausbruch. Wie ein Verzweifelter presste er mich sekundenlang an sich, bevor er mich zu sich drehte, um mir ins Gesicht zu blicken. In seinem Gesicht las ich dieselbe Verzweiflung, die ich schon in seiner Umarmung gespürt hatte.
    Als wenn er mich zum ersten Mal sehen würde, blickte er mich an, seine Finger streichelten sanft über mein Gesicht, die Lippen, die Nase, ich schloss die Augen unter seinen Berührungen.
    Er roch nach Mohn und nach Rosen. „Nach Eden.“
    Sanft strich Samiel über meine Augenlider, die Schläfen. Als wenn er sich mein Gesicht und meinen Ausdruck für alle Ewigkeiten einprägen wollte. Dann presste er mich wieder an sich.
    „ Ich liebe dich Lilith!“, flüsterte er in mein Ohr und er klang so ehrlich, so ängstlich und so ungestüm, dass ich erschrocken die Augen aufriss.
    Ich begriff, dass er Angst hatte. Angst vor dem Tod und Angst davor, mich zu verlieren.
    „ Ich bin unsterblich!“, flüsterte ich mit beunruhigter Stimme.
    „ Ich liebe dich!“, wiederholte er.
    „ Wovor hast du Angst?“ Ich versuchte rational zu bleiben, obwohl die Flut meiner Gefühle mich zu überwältigen drohte.
    „ Sie sind so verwirrt, Lilith! So einsam und verloren und sie wissen nicht wo sie sind und sie versuchen Kontakt mit ihren Liebsten aufzunehmen und sie haben Angst und ich kann ihnen nicht helfen, sie können mich

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