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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Menschenmasse legten sich.
    „ Was geschieht?“ Ich spürte, wie die Erregung der Masse auf mich übergriff. Ich betete leise zu meinem Gott, obwohl er mich nicht hören konnte, denn er näherte sich dem Gipfel von Golgatha.
    Nur noch wenige Menschen folgten dem Zug der Verurteilten weiterhin.
    Verwesende Leichen, halbzerfetzte und von den Vögeln angefressene Menschen und Knochen, überall Knochen. Der Leichengestank war bestialisch, trieb einem die Atemluft aus der Lunge und schien sich im Inneren des Körpers auszubreiten.
    Unbarmherzig schien die heißglühende Sonne auf die Szenerie, die sich für die Ewigkeit in mein Herz fräsen würde. Die Hitze durchdrang die Knochen und schien sich dort zu vervielfachen um zurück nach Außen zu strahlen.
    Währenddessen saß Jesus geduldig auf einem großen Stein und wartete, während die Wachen eine Grube für das Kreuz aushoben. „Kannst du deinen Gott sterben lassen?“
    Der klagende alte Mann neben mir, die keifenden Lahmen, die ängstlichen Jünger, der fremde Mann, die Eindrücke, Gerüche und der bleierne Geschmack meiner Knochen, welcher auf meiner Zunge lag, vermischten sich miteinander wie in einem Kaleidoskop und ließ mich zittern.
    „ Und wenn all diese Menschen tot sind, werde ich mich noch erinnern.“
    Mir wurde schwindelig. Ich kämpfte die aufkommende Übelkeit nieder, indem ich meine Konzentration auf Jesus richtete.
    Als die Wachen fertig waren, legte er sich würdevoll auf das Kreuz und streckte die Arme aus.
    „ Du hast die Wahl!“ , Jesus Stimme hallte in meinem Hinterkopf, von meinem Gewissen mit einem flehenden Unterton versehen. „Er hat sich selber entschieden!“ , kämpfte ich gegen meine Unsicherheit an.
    „ Wo ist jetzt dein Himmel?“, schrie ein Blinder. Und das Volk nahm den Ruf auf.
    „ Es ist nicht meine Schuld!“ , dachte ich leise, um mein Gewissen zum Schweigen zu bringen.
    Ich zuckte zusammen, als ich Jesus Blick begegnete. „So menschlich.“
    „ Verzeih mir!“, formulierte ich tonlos. Sein Mundwinkel zuckte kurz, doch ob es Vergebung oder Verdammnis bedeutete, konnte ich nicht erkennen, denn die Wachen zogen Jesus herum.
    Sie hielten ihn fest, als der Mann mit den Nägeln kam. Als dieser den Hammer hob und der erste Schlag dröhnte, gefolgt von dem gequälten Schrei, schloss ich die Augen.
    „ Lass sie nicht in den Himmel! Bitte lass sie nicht in den Himmel!“, betete meine innere Stimme, obwohl sie selber wusste, dass sie unfair war.
    Taumelnd löste ich mich von der Menge und fiel hinter einem Stein auf die Knie. Neben einem Beckenknochen erbrach ich übelriechende Galle, ein weiteres Fressen für die Vögel.
    „ Ich hasse euch! Hasse euch alle!“ , dachte ich und meine Gedanken schlossen die gesamte Schöpfung – nicht nur die materielle – mit ein.
    Einige Minuten hockte ich zitternd auf den Knien hinter dem Stein und versuchte zu vergessen wer ich war und was gerade geschah. – Es gelang mir nicht.
    Immer noch würgend richtete ich mich schließlich wieder auf und ignorierte den kalten Schweiß auf meiner Stirn.

    Eine Hand legte sich leicht auf meine Schulter, mitfühlend. Für die anderen Menschen unsichtbar stand Samiel neben mir und beschützte meine Gedanken, während unser Gott litt und für die Menschen starb.
    Niemand konnte ihm bei seiner Qual beistehen, niemand ihm im Tode helfen, er war ebenso allein, wie jeder andere Mensch auf dieser Welt und er wusste es. Er hatte es so gewollt.
    Ich schwankte bei dem Gedanken an die Leere nach dem Tod und nur Samiels unsichtbare Berührung war es, die mich am Kreuze ausharren ließ. Und ich war der Grund, weswegen Samiel blieb.
    Die Hohenpriester kam und verspotteten Jesus, weil er anderen geholfen hatte, sich aber nicht selber retten konnte. Die Menge hingegen war müde geworden, etliche gingen nach Hause, nur seine größten Feinde und engsten Freunde blieben bei ihm zurück. Und mit ihnen die Wachen.
    Jesus bekam von alle dem nichts mit. Ergeben in sein selbstgewähltes Schicksal hing er mit geschlossenen Augen in der glühenden Sonne und wartete auf den Tod. – Und wir mit ihm.
    Nach mehreren Stunden in der prallen Sonne „Oder sind es schon Tage?“ , ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, stöhnte Jesus leise auf.
    Sofort kam Bewegung in die Menge. „Was hat er gesagt?“ Ich fühlte mich zu matt, um aufzustehen und es war mir egal. Ich wollte nur noch, dass er endlich starb und alles vorbei war. Die ganze Propheten-Sache, die

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