Engelsasche
ich schon heute Morgen bei dir anrufen, aber ich habe noch gewartet, weil ich dachte, ihr wärt vielleicht noch nicht wach.“
Bei den Worten wurde ihr ganz übel. Irgendwo in der Wohnung hörte sie den Kleinen weinen. Ashley zog sie herein und schloss die Tür hinter ihr.
„Warte mal kurz, ich bin gleich wieder da.“ Ihre Schwester lief über den Marmorboden des breiten Flurs in einen Raum, den sie als Kinderzimmer benutzte.
Ein paar Minuten später erschien sie mit dem kleinen Robbie im Arm, der sich in eine weiche blaue Decke gewickelt an sie schmiegte.
„Jason hat mir ein Babyfon besorgt, damit ich ihn von überall her höre. Diese Wohnung ist so groß, dass man sich fast verlaufen kann.“ Sie wiegte den Kleinen, bis er aufhörte zu weinen. Dann rieb sie ihre Nase an seiner, und schließlich strahlte er. „Deine Tante Maggie ist hier. Sie will dich mal auf den Arm nehmen, Süßer.“
Maggie betrachtete das Baby und verspürte tatsächlich den Wunsch danach. Sie brauchte das warme, tröstliche Gefühl des winzigen Körpers in ihren Armen. Etwas, das sie von ihrer Verzweiflung ablenkte, die sie befallen hatte, nachdem Trace aus dem Haus gegangen war.
Er war in der letzten Nacht nicht zurückgekommen. Lediglich einen Zettel hatte er auf dem Küchentisch hinterlassen.
Schalte dein Handy ein und sorge dafür, dass der Akku immer geladen ist. Wenn irgendwas passiert, IRGENDWAS, ruf mich an. Ich helfe dir beim Umzug, wenn du so weit bist.
„Ich habe ein paar echt gute Neuigkeiten“, sagte Ashley strahlend und führte Maggie über den weichen Teppich im Wohnzimmer.
Maggie kuschelte sich an das Baby in ihrem Arm. „Gute Neuigkeiten kann ich gebrauchen.“
„Ich behalte meinen Job im Café, während ich zur Kochschule gehe.“ Ashley grinste. „Mrs Sparks hat alles arrangiert. Und sie hat eine Bleibe für mich und Robbie, eine Wohnung über dem Café. Wir werden dir also nicht mehr zur Last fallen.“
Maggie streckte eine Hand aus und strich ihrer Schwester eine glänzende blonde Locke aus dem Gesicht. „Ihr seid mir nicht zur Last gefallen. Ich habe es richtig genossen, mit dir und Robbie zusammenzuwohnen. Aber ich freue mich für dich, Ashley. Wirklich.“
Ihre Schwester sah sich um. „Ich werde dieses Apartment schon vermissen, aber ich bin auch ziemlich aufgeregt, weißt du?“
„Das kann ich mir vorstellen. Wolltest du mich deshalb anrufen?“
„Nein. Gestern Abend ist mir und Jason was aufgefallen. Komm mal mit, ich zeig’s dir.“ Ashley führte sie aus dem Wohnzimmer in einen fensterlosen Raum. Es war ein riesiges Fernsehzimmer mit einem großen Bildschirm und Dolby-Soundsystem, in dem sechs breite Ledersessel standen.
„Jason hat mir gezeigt, wie das Ding hier funktioniert.“ Sie ging zum DVD-Spieler hinüber und schaltete ihn an. „Gestern Abend haben wir uns The Prince and the Maiden angesehen. Das war doch das Lied, das der Stalker dir am Telefon vorgespielt hat, oder? Wir dachten uns, dass wir vielleicht irgendeinen Hinweis finden könnten.“
Maggie drückte dem Kleinen einen Kuss auf den Kopf. Mit einer kleinen Hand hielt er einen ihrer Finger umklammert, und ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie sah auf den großen Bildschirm. „Du meinst also, ihr hättet was gefunden?“
„Ich bin mir nicht sicher. Es ist nur so eine Vermutung.“ Ihre Schwester startete den Film, ließ ihn mit Highspeed durchlaufen und hielt ihn ein paarmal an, bis sie die gesuchte Stelle fand. „Hier singen sie das Lied.“ Die schöne Jungfrau begann mit dem gut aussehenden Prinz zu tanzen. Das Paar sang die Verse gemeinsam. „I … saw … you … I knew you would be my one true love. I … saw … you … a vision so pure and sweet, my only true love …“
„Ein schönes Lied“, sagte Maggie wehmütig. Sie versuchte nicht an Trace zu denken oder an seinen Gesichtsausdruck, als sie ihm eröffnet hatte, dass sie ausziehen würde. Verzweifelt versuchte sie den Schmerz zu ignorieren. Sie hatte eine Beziehung zerstört, die für sie so wertvoll geworden war wie nichts anderes.
„Du hast doch gesagt, der Typ ist in dein Haus eingebrochen, oder? Dass er eine Porzellanstatuette bei dir gelassen hat.“
„Das stimmt.“ Sie sah sich den Film an, bis Ashley die Pausetaste drückte.
„Also es ist Folgendes: Die Porzellanfigur war ein tanzendes Paar, hast du gesagt, richtig?“
„Ja.“ Maggie wiegte den kleinen Robbie in ihren Armen hin und her und beobachtete, wie er die winzigen Fäuste ballte
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