Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)
doch Nimra wies beide mit einem energischen Kopfschütteln zurück, weil sie ihrer Stimme nicht traute. Nichts in ihrer Welt würde wieder gut sein, solange sie nicht die Wahrheit ans Licht gebracht hatte, so furchtbar sie auch sein mochte.
Fen war nicht zu Hause, aber sie kannte seine Lieblingsplätze ebenso gut wie er die ihren.
»Ach«, sagte er, als sie ihn auf einer sonnenbeschienenen Steinbank am Rand des Seerosenteichs fand, seine beinahe schwarzen Augen blickten ernst. »Auf deinen Schultern lastet wieder Traurigkeit. Ich dachte, der Vampir würde dich glücklich machen.«
Sobald Fen in Sichtweite gekommen war, hatte Noel sich zurückfallen lassen, um ihr die Ungestörtheit zu geben, die sie brauchte. Schweren Herzens nahm sie neben ihrem alten Freund Platz, ihre Flügel hingen hinter ihnen ins Gras. »Ich habe dir etwas verheimlicht, Fen«, sagte sie, den Blick auf eine Libelle gerichtet, die über die Seerosen surrte. »Queen ist nicht an Herzversagen gestorben, sondern daran, dass sie Gift getrunken hat, das eigentlich für mich bestimmt war.«
Fen schwieg für einen langen Augenblick, unberührt vom Wind lag der Teich glatt wie Glas unter den großen, grünen Seerosenblättern. »Du warst so traurig«, sagte er schließlich. »So furchtbar traurig, tief in deinem Inneren, wo es kaum jemand sehen konnte. Aber ich wusste es. Selbst während du gelächelt, während du geherrscht hast, hast du getrauert. So viele Jahre lang hast du getrauert.«
Tränen brannten hinter ihren Augen, als er seine faltige Hand um ihre schloss, die zwischen ihnen auf der Bank lag. »Ich habe mich darum gesorgt, wer ein Auge auf dich haben soll, wenn ich nicht mehr da bin.« Seine Stimme war schwach vom Alter, und in seinen Fingern lag ein Zittern, bei dem sich ihr das Herz zusammenzog. »Ich fürchtete, du würdest in deiner Trauer ertrinken und dadurch zu einer leichten Beute für die Aasfresser werden.«
Eine einzelne Träne lief über ihr Gesicht.
»Ich wollte dir nur Frieden schenken.« Er versuchte, ihre Hand zu drücken, doch seine Kraft war nicht mehr dieselbe wie damals, als er als junger Mann mit einem unerschöpflichen Vorrat an Energie an ihren Hof gekommen war. »Es brach mir das Herz, zu sehen, wie du des Nachts, wenn alle schliefen, durch die Gärten gegeistert bist und so viel Schmerz in dir hattest. Es ist hochmütig von mir, einen solchen Anspruch zu erheben, sogar lächerlich, aber … du bist ebenso sehr meine Tochter wie Amariyah.«
Sie hob den Kopf und schloss die Finger um seine. »Hältst du mich für so zerbrechlich, Fen?«
Er seufzte. »Ich fürchte, ich habe von meiner anderen Tochter die falschen Lektionen gelernt. Sie ist nicht stark, das wissen wir beide.«
»Wenn ich nicht mehr wäre, gäbe es niemanden mehr, der sie beschützt«, sagte Nimra.
»Nein. Und dennoch konnte ich deine Traurigkeit nicht ertragen.« Er schüttelte den Kopf, ehe er sich ihr zuwandte. »Dass ich einen furchtbaren Fehler gemacht hatte, wurde mir am nächsten Tag klar, als du der Welt wieder mit Kraft und Mut entgegengetreten bist, doch da war Queen schon tot.« Auf jedem seiner Worte lastete schwere Reue. »Es tut mir leid, Mylady. Ich werde jede Strafe annehmen, die dir angemessen erscheint.«
Sie drückte seine Hand, ihre Gefühle schnürten ihr die Kehle zu. »Wie könnte ich dich dafür bestrafen, dass du mich liebst, Fen?« Die Vorstellung, ihm wehzutun, war ihr ein Gräuel. Er war kein Meuchelmörder, sondern nur ein alter Mann, der Angst um die beiden Töchter hatte, die er zurücklassen musste. »Ich werde Amariyah nicht untergehen lassen«, versprach sie ihm. »Solange ich atme, werde ich über sie wachen.«
»Für eine Frau, die über so viel Macht gebietet, hattest du schon immer ein zu großes Herz.« Er machte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge und bewegte einen arthritischen Finger hin und her. »Gut, dass dein Vampir aus härterem Holz geschnitzt ist.«
Diesmal war es Nimra, die den Kopf schüttelte. »So kann nur ein Sterblicher denken«, sagte sie. Das Wissen um den Verlust, der mit jedem Herzschlag näher kam, machte ihr das Herz schwer. »Ich brauche keinen Mann.«
»Nein, aber vielleicht täte es dir gut.« Sein Lächeln war ihr so vertraut, dass es sie zerreißen würde, es nicht mehr sehen zu können. »Dir kann nicht entgangen sein, dass die Engel, die ihre … Menschlichkeit über die Zeiten bewahrt haben, jene sind, die Gefährten oder Partner an ihrer Seite haben.«
Eine
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