Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)
dich.«
»Danke, aber das wird nicht nötig sein.« Selbst wenn Nimra versuchen sollte, ihn loszuwerden, würde Noel nichts davon wissen wollen. Im Augenblick war sie so furchtbar verwundbar, und da Fen ihre Geheimnisse nun nicht mehr vor jenen behüten konnte, die ihre Trauer ausnutzen würden, um ihr zu schaden, brauchte sie jemanden, der ihr den Rücken freihielt. Beruhigt begann er damit, genau das zu tun: die Mitglieder des Hofs, die alten wie die jungen, zu Nimras Vorteil einzusetzen.
Die schlaue, treue Asirani begriff es als Erste. »Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass wir nicht den wahren Noel kennengelernt haben«, sagte sie mit einem Glitzern in den Augen, ehe sie ihm einen dünnen Ordner reichte. »Darum solltest du dich kümmern.«
Es handelte sich um einen Bericht über eine Gruppe junger Vampire in New Orleans, die über die Stränge schlugen, nachdem sie Wind davon bekommen hatten, dass Nimra durch ihre Trauer abgelenkt war. Bei Einbruch der Nacht war Noel in der Stadt. Die Vampire waren allesamt unter hundert und ihm nicht annähernd gewachsen – selbst in der Gruppe. Er war nicht nur älter als sie, sondern für sein Alter auch unglaublich stark. Bei Vampiren verhielt es sich wie bei den Engeln: Einige gewannen mit zunehmendem Alter an Macht, während andere ein bestimmtes Niveau erreichten, von dem aus sie sich nicht mehr weiterentwickelten.
Noel war seit seiner Erschaffung immer stärker geworden, einer der Gründe dafür, dass er in der Wache direkt unter Raphaels Sieben aufgestellt worden war. Da die Vampire dumm genug waren, zu glauben, sie könnten es mit ihm aufnehmen, ließ er seine aufgestaute Energie und seinen Beschützerzorn darüber, dass er Nimra nicht vor dem Schmerz über Fens Verlust bewahren konnte, an diesen Idioten aus.
Als sie blutend und abgeschlagen vor ihm auf einer verfallenen Straße lagen, die nur notdürftig vom schwachen, gelben Licht einer Straßenlaterne erhellt wurde, verschränkte er die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. »Habt ihr etwa geglaubt, niemand würde euch beobachten?«
Der Anführer der kleinen Bande stöhnte, als sein Auge eine hübsche lila Farbe annahm. »Scheiße. Keiner hat etwas von einem beschissenen Vollstrecker gesagt.«
»Pass auf, was du sagst.« Mit Befriedigung sah Noel, wie der Mann erbleichte. »Das war eine Warnung. Beim nächsten Mal werde ich mich nicht zurückhalten. Verstanden?«
Die jungen Vampire nickten allesamt.
In den frühen Morgenstunden, während die Welt noch still und dunkel war, kehrte Noel in sein Zimmer zurück, duschte, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging in sein Schlafzimmer, um sich etwas zum Anziehen zu holen. Eigentlich wollte er zu Nimra. Seit Fens Tod hatte sie nicht mehr geschlafen, und er vermutete sie im Garten, aber der verblassende Bluterguss auf seiner Wange – einer der Vampire hatte es geschafft, ihm einen Schlag mit dem Ellbogen zu versetzen – hätte sie auf sein Unternehmen aufmerksam machen können. Er wollte sich erst noch einige Zeit in seine neue Rolle einfinden, bevor er … »Nimra.«
Die Flügel hinter sich ausgebreitet, saß sie auf seiner Bettkante. Sie trug ein langes, fließendes Gewand in tiefstem Blau, in dem sie so majestätisch wirkte wie seit Tagen nicht mehr. Ein Engel, der über ein Territorium herrscht. »Wo bist du gewesen, Noel?«
10
»New Orleans.« Er würde sie nicht anlügen.
Sie zog die Brauen zusammen. »Verstehe.«
»Willst du die Einzelheiten wissen?«
»Nein, nicht heute Nacht.« Ihr Blick blieb an den Konturen seines feuchten Körpers hängen, bevor sie sich vom Bett erhob, wobei ihre Flügel über die Laken strichen. » Bonne nuit. «
Seit der Nacht, in der er von ihrem heißen, süßen Blut getrunken hatte, war es zwischen ihnen nicht mehr zu intimen Berührungen gekommen, doch nun durchquerte er das Zimmer, um sie aufzuhalten, indem er die Hände auf ihre seidig warmen Oberarme legte und seine Brust an ihren Rücken presste – und an ihre Flügel. »Nimra.« Als sie reglos stehen blieb, schob er ihre lockigen, ebenholzfarbenen Haare beiseite, um seine Lippen auf ihren Puls zu drücken.
Sie streckte den Arm hinter sich und legte die Hand an seine Wange. »Hast du Hunger?«
Eine einfache Frage, deren Großzügigkeit ihm den Atem verschlug, ihn jedoch nicht mehr überraschte. Nicht mehr, seit er die Wahrheit über die Frau in seinen Armen kannte. »Bleib bei mir.« Einen Kuss nach dem anderen drückte er auf ihren schlanken Hals,
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