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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kroehn
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eben war ihm bereits lästig und hatte sich im Werben um Felicitas aufgebraucht. Erkaltet riss er ihr nun die Kleider vom Leib, stopfte sein Glied in ihren trockenen Schoß und entzog es ihr, sobald das möglich war. Es war ihm peinlich, ihr zuzusehen, wie sie danach das Unterkleid auf ihre nässende Scham presste und wortlos aus seinem Gemach schlich.
    Bevor sie es betreten hatte, war sie eine aufrechte Frau gewesen. Jetzt war sie unglücklich und allein.
    Er muss ja so kalt sein, dachte sie und ahnte, dass er ihr zum letzten Mal etwas versprochen hatte, er muss ja so kalt sein, wenn doch sein Weib Marie sich derart wahnsinnig gebärdet.
    Fortan war Feindschaft zwischen den Frauen. Felicitas konnte Marie nicht ansehen, ohne beschämt zu erblassen. Die neue Gräfin tat ihr leid, die eigene Stellung erschien ihr schmachvoll und widersinnig ertrotzt. Um beides ertragen zu können, verachtete sie Marie, lief ihr den ganzen Tag auf dem Gutshof nach und zeigte sich höhnisch, trotzend, eitel, auf dass die andere mehr an ihr litte, als sie selbst es tat. Sie gaukelte ihr vor, die Glücklichere zu sein; sie protzte mit abfälligem Grinsen, mit feiner Kleidung und hämischen Worten.
    Wenige Monate nach der Hochzeit betrat Gräfin Marie eines Tages ihr Zimmer. Kein Mann, vor allem nicht der eigene, hatte es jemals betreten. Jetzt saß Felicitas vor ihrem Spiegel, kämmte sich mit Maries Kamm das Haar und legte den Schmuck der Gräfin an.
    Nach langer Zeit fiel Marie der Domherr wieder ein, und dass er sie verraten hatte entgegen allem Leugnen.
    »Lass das los!«, schrie Marie. »Schau, dass du auf deinen Platz kommst!«
    Ächzend, gellend, girrend stürzte sie sich auf die Geliebte ihres Mannes. Sie wollte sich nicht vorstellen müssen, dass dieser nicht aus Wollust hurte, sondern weil er vom peinlichen Handel angewidert war, den er abgeschlossen hatte.
    »Dir zeig ich’s!«, schrie Marie noch lauter. »Dir zeig ich’s, wo du hingehörst!«
    Sie packte Felicitas an den festen, braunen Strähnen, zerrte sie durch den Gutshof zu den Ställen und riss ihr – indessen sie weiter schrie – büschelweise die Haare aus. Felicitas begann zu flennen, Marie gab nicht auf. Mit aller Kraft drängte sie sie in den Kuhmist, um ihr das freche Maul zu stopfen.
    Plötzlich erstarrte sie, hielt ein, krümmte sich. Sie ächzte, gellte, girrte wieder – doch jetzt tat sie es nicht, um zu schimpfen, sondern um zu flehen.
    Felicitas erhob sich ruhig, reckte den Hals und starrte verächtlich auf Marie hinab, die zu Boden sank. »Gebär deinen Bastard allein!«, höhnte Felicitas und rieb sich das verheulte Gesicht sauber. Sie wagte nicht, die Gebärende allein zu lassen, aber sie rührte keinen Finger, ihr beizustehen, sah eine ganze Stunde lang zu, wie Marie sich im Kuhmist wälzte, ihre Röcke hochschob, ihre nasse Hose mühsam vom Leib zog und aus ihrer blau geäderten Scham ein Kind herauspresste, das blutig und mit gelbem Schleim bedeckt war.
    Das Neugeborene lag im stinkenden Mist. Als es seinen ersten widerwilligen Schrei tat, beugte sich Felicitas zu ihm hinab, musterte das verquollene, zerquetschte Gesicht und rief endlich nach Hilfe.
    Marie lag stumm und spürte, wie feuchter Dreck durch ihr schwarzes Haar bis zur Kopfhaut kroch, sich verhärtete und eintrocknete. Als Felicitas Menschen kommen sah, hörte sie auf zu rufen. Das Schreien des Neugeborenen verglomm im leeren Stall.
    Felicitas zog das Kind auf. Es ragte in die Einsamkeit der kommenden Jahre hinein, ohne sie daraus zu befreien. Es war ihr Verbündeter, das Pfand, das sie von der Welt mitbekommen hatte in ihr weggesperrtes Dasein.
    Sie hielt das Kind schon in den Armen, als man Marie ins Schlafgemach brachte, sie dort vom Kuhmist reinigte und in frische Gewänder hüllte. Sie selbst rieb das Kind mit einem feuchten Tuch ab, bis es nicht mehr verschmiert war, sondern ein rotgesichtiges Baby war, auf dessen lang gezogenem Kopf sich schwarze, feuchte Haare kräuselten. Dann wollte sie es Marie geben. Doch die nahm es nicht. Der Kopf des Kindes fiel haltlos nach hinten, und Felicitas griff hastig danach, während Marie noch immer kein Wort sagte.
    Graf Maximilian von Altenbach-Wolfsberg beobachtete gereizt das Verhalten seines Eheweibs, befahl, eine Amme für das Kind zu suchen, und erklärte höhnisch dessen leibliche Mutter für verhindert.
    Felicitas wurde hellwach.
    »Ich kann mich seiner annehmen«, erklärte sie, witternd, wie sie dem peinlichen Dasein als verleugnete

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