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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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größte Reform, die Custos jemals durchgeführt hat«, meinte Alexander.
    Enrico sagte nichts, sondern sah nur lächelnd zu dem Balkon hinauf, auf dem Custos und Lucius Arm in Arm standen. Elena knuffte ihn in die Seite. »Du hast davon gewusst! Gib es zu!«

    »Gewusst nicht gerade.« Enrico grinste. »Aber die eine oder andere Andeutung meines Vaters hat mich so etwas ahnen lassen.«
    »Es hat halt seine Vorteile, einen Papst zum Vater zu haben«, sagte Elena. »Wir sollten im engen Kontakt bleiben, Enrico, du bist für jeden Vatikanisten eine hervorragende Quelle! Aber leider wird das wohl nicht gehen. Wie ich von Alex hörte, fliegst du morgen nach Deutschland zurück.« In ihrem letzten Satz schwang ehrliches Bedauern mit.
    »Das muss nicht sein«, mischte Alexander sich ein. »Ich habe gestern etwas Interessantes von Stelvio Donati erfahren. Im Zuge der europäischen Zusammenarbeit bei der Kriminalitätsbekämpfung soll in Rom eine internationale Fahndungs- und Koordinationsstelle für Kapitalverbrechen eingerichtet werden. Da sucht man nicht nur Polizisten, sondern auch Juristen aus der ganzen EU. Donati meint, unser Freund Enrico wäre eine echte Bereicherung für diesen Verein.« Er blinzelte Enrico zu. »Eine Bewerbung von dir hätte gute Chancen auf Erfolg. Donati soll nämlich Leiter der neuen Behörde werden.«
    Enrico sah ihn dankbar an. Alexander war für ihn nicht länger der Rivale, sondern ein guter Freund. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, hatten sie die gemeinsam überstandenen Gefahren zusammengeschweißt. Und wohl auch die gemeinsame Sorge um Elena.
    »Schön, dass ich hier willkommen bin«, sagte Enrico mit einem leisen Lächeln. »Vielleicht werde ich auf das Angebot zurückkommen, eines Tages. Natürlich nur, wenn Commissario Donati und die EU mich dann noch haben wollen.«
    »Und in der Zwischenzeit, Enrico?«, fragte Elena mit ernstem Unterton.

    »Ehrlich gesagt, so genau weiß ich das selbst nicht. Nach allem, was ich in den letzten Wochen erlebt und erfahren habe, muss ich erst einmal zu mir selber finden. Einen Papst zum Vater zu haben ist schon erstaunlich genug. Aber darüber hinaus noch zu erfahren, dass ich ein Abkömmling jener Wesen bin, die wir Engel nennen …«
    Enrico sprach den Satz nicht zu Ende, musste es auch nicht tun. Elena und Alexander konnten auch so ermessen, was ihn bewegte.
    Die vergangenen Wochen waren überaus turbulent gewesen.
    Enrico war auch nicht ansatzweise dazu gekommen, die neuen Erfahrungen und Erkenntnisse zu verarbeiten. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, wie er das anstellen sollte. Eins aber war sicher: Er würde viel Zeit zum Nachdenken benötigen und zum Lesen. Bücher über die Etrusker, über die Engel, über Jesus und über das Christentum. Er würde noch einmal studieren, aber diesmal nicht für ein Staatsexamen, nicht für eine berufliche Karriere, sondern für sich selbst. Und er musste über Vanessa nachdenken, über das Opfer, das sie gebracht hatte.
    Noch immer fühlte er sich schuldig an ihrem Tod. Hätte er ihr, nachdem er von ihrem Verrat erfahren hatte, nicht so ablehnend gegenübergestanden, hätte sie sich vielleicht nicht mit Lavagnino in den See gestürzt. Aber wäre dann der Engelsfluch über die Welt gekommen? Enrico fand es unsagbar schwer, das Für und Wider abzuwägen, wenn es um den Tod eines Menschen ging – eines geliebten Menschen. Jetzt, nachdem es zu spät war, wusste er, dass er Vanessa verziehen hätte. Und er sehnte sich nach dem Unmöglichen, nach der Gelegenheit, es ihr zu sagen. Es würde lange dauern, bis er wegen Vanessa mit sich ins Reine kam.
    Elena musste seine düsteren Gedanken erahnt haben. Sie berührte ihn sanft an der Schulter und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Wie immer deine Pläne auch aussehen mögen, Enrico, hier in Rom wird stets ein Platz für dich sein.
    Alex und ich freuen uns jetzt schon auf unser Wiedersehen.«
    »Ich mich auch«, sagte Enrico. Sein Blick wanderte von Elena hinauf zu dem Balkon mit den beiden Päpsten. »Es tut gut, zu wissen, dass man nicht allein ist.«

Nachbemerkung des Autors
    In meinem früheren Roman »Der Engelspapst« habe ich den historischen Mord am Kommandanten der päpstlichen Schweizergarde und seiner Frau zum Anknüpfungspunkt für eine fiktive Geschichte genommen, die neben der erfundenen Handlung, so hoffe ich, auch ein paar erhellende Einblicke in die Machtstrukturen des Vatikans bietet. Inzwischen hat die Mutter des angeblichen

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