Engelsfluch
fünf weitere Schüsse abzufeuern, bevor sie von Neuem eingekreist waren. Diesmal waren sie allerdings nur noch einen Katzensprung von der Hütte entfernt.
Die gesamte Zeit hatte Deacon an ihrem Rücken geklebt. Die katzenhafte Leichtigkeit, mit der er sich ihren kürzeren Schritten angepasst hatte, verriet ihr, dass er ein hervorragender Kämpfer war. Den Geräuschen nach zu urteilen verwendete er eine Pistole, doch keine, die Kugeln abfeuerte. Sara konnte keinen Blick riskieren, dafür standen die Vampire zu dicht, aber Deacon schien nicht verletzt.
»Sollen wir mit den Spielereien aufhören?«, fragte sie den Vampir, der offenbar das Sprachrohr der Gruppe war.
Der durchaus attraktive Mann hatte sich schon den Bolzen aus der Schulter gezogen und warf ihn ihr vor die Füße. »Das war aber nicht sehr damenhaft.«
»Nun, Ihr Angriff war auch nicht gerade die feine englische Art.« In der Ferne dämmerte schon der Morgen. Zu schade, dass die Vampire bei den ersten Sonnenstrahlen nicht zu Staub zerfielen. Das geschah nur in Filmen. Einige Vampire waren lichtempfindlich, aber Sara hätte wetten können, dass diese Meute hier problemlos in der Mittagssonne herumspazieren konnte.
»Ah«, sagte der Vampir. »Da haben Sie natürlich recht, aber Sie haben ja einen Ritter an Ihrer Seite, der sie beschützt.«
»Ich brauche keinen Ritter«, sagte sie und wusste, dass es hierbei nicht nur um ein physisches Kräftemessen ging. »Ich bin keine Königin, die sich hinter ihren Truppen versteckt. Ich bin eine Feldherrin.«
Das Gesicht des Vampirs wurde seltsam ausdruckslos. »Dann werde ich auch nicht länger den Gentleman spielen.«
Diesmal blieb Sara nicht genug Zeit, die Armbrust zu laden, deshalb ließ sie sie fallen und griff mit Messern an. Sie schnitt dem Anführer in den Hals, trat einem zweiten Vampir kräftig in den Unterleib. Hinter ihr schaltete Deacon die Vampire rechts, links und in der Mitte aus. Doch waren sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Das war auf keinen Fall ein fairer Kampf.
Wer immer diesen Angriff veranlasst hatte, trachtete Sara nach dem Leben. Warum? Sie schlitzte einem Vampir die Kehle auf und das Blut spritzte ihr ekelhaft heiß und frisch entgegen. Der Vampir taumelte rückwärts und griff sich verzweifelt an den Hals. Sara kämpfte unbeirrt weiter, trat um sich, brach Knie und Knochen. Sie verspürte ein Brennen an der Schulter und trieb dem Vampir, der sie in ein Frühstückbuffet hatte verwandeln wollen, ein Messer ins Ohr.
Heulend ließ der Angreifer von ihr ab. Deacon stieß ein so fürchterliches Knurren aus, dass sich ihr die Haare sträubten. Er setzte drei weitere Vampire außer Gefecht, die sich hatten auf sie stürzen wollen, und hielt sich gleichzeitig noch selbst zwei Angreifer vom Leib, während sie sich ihre Pistole schnappte und zu feuern begann, damit er nachladen konnte.
Mittlerweile waren sie zwar ein Stück näher an die Hütte herangelangt, aber immer noch nicht weit genug. Wenn Tim sich dort drinnen befand, war er entweder verletzt, tot oder ihr Schicksal kümmerte ihn einen Dreck. Sonst hätte er schon längst das Feuer eröffnet. Es war an der Zeit, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Simon hatte sich in dieser Hinsicht ganz unmissverständlich ausgedrückt.
»Es ist eine Gratwanderung. Die Engel brauchen uns, doch wenn wir zu mächtig werden, dann würden sie uns mit Freuden auslöschen. Versuch die Vampire, die sie auf dich hetzen, auszuschalten, aber nicht zu töten. Denn ansonsten bist du kein Gewinn, sondern eine Gefahr für sie.«
Leider erholten sich die Vampire schnell von ihren Verletzungen und setzten ihren harten Angriff fort, wobei sie ganz offensichtlich ihren Tod wollten. »Deacon?«
»Bereit.«
Noch während Sara ihren Flammenwerfer vom Oberschenkelgurt löste, steckte dem Vampir vor ihr plötzlich ein Messer in der Halsschlagader. Er würgte an seinem eigenen Blut und zog sich zurück. Ein zweites Messer traf den Rädelsführer ins Auge.
Keines davon stammte aus Saras Hand.
Dann begann die Schießerei.
Messer flogen von links, Kugeln von rechts.
Endlich hatten sie freie Bahn zur Hütte. Vorher schien sie ihnen die beste Möglichkeit für eine Verteidigung zu bieten, doch nun hatte sich die Lage verändert. »Denkst du, was ich denke?«
»Wir kämpfen.«
Lächelnd zog Sara eine zweite Pistole aus dem Schultergurt und begann beidhändig zu feuern.
Fünf Minuten später standen sie mit dem Rücken zum Haus, die Vampire geschlagen und
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