English Cooking
Eichenanrichten eines Landhauses oder Hotels präsentiert werden, zu widerstehen.
Doch vielleicht sind die Zellen der Polizei sogar der Ort, an dem der normale Engländer noch in die Nähe von Frühstückseiern und Speck kommt. Einer Umfrage zufolge nimmt nur noch einer von zehn am Morgen ein traditionelles englisches Frühstück zu sich. Der moderne Lebensstil, außer Haus berufstätige Frauen, gesteigertes Gesundheitsbewusstsein und einfach weniger Zeit haben dazu geführt, dass diejenigen, die sich gesund ernähren, ein Schälchen Müsli mampfen, bevor sie aus dem Haus eilen. Bei jedem Fünften reicht es nur noch für eine Tasse Kaffee und leider gehen viele Kinder mit leerem Magen zur Schule. Das traditionelle englische Frühstück hat sich praktisch nur in Hotels und Bed-and-Breakfasts gehalten – zur Freude der Touristen und als Besonderheit für Einheimische im Urlaub.
Streng genommen beginnt das englische Morgenritual für diejenigen, die in seinen Genuss kommen, noch im Bett: Man wird vom Klopfen an der Tür geweckt und bekommt eine belebende Tasse Tee zusammen mit der Zeitung serviert. Manche Hotels und Pensionen haben leider inzwischen diese vulgären Teemaschinen auf den Zimmern, die man am Abend vorher programmiert, damit sie zur gewünschten Zeit ein Tässchen aufbrühen. Man beachte jedoch, dass die hinzugefügte Milch zwangsläufig H-Milch ist, was meiner Ansicht nach den Geschmack des Tees ruiniert.
Sobald man sich treppab begeben hat – und ein englisches Frühstück im Bett einzunehmen verdirbt nicht nur den Spaß, sondern ist auch reichlich unpraktisch –, steht man vor einer verwirrenden Vielzahl von Möglichkeiten. Mir kommt es manchmal geradezu unfair vor, um diese Tageszeit schon mit so vielen schwierigen Entscheidungen konfrontiert zu werden. Da gibt es verschiedene Sorten Fruchtsaft, mehrerlei frisches Obst oder Kompott, noch mehr Sorten Zerealien und Müsli, Porridge, gekochte, gespiegelte, pochierte und Rühreier, Speck, Tomaten, gebratenes Brot, Nieren, Würstchen, Leber, Kipper (geräucherter Hering), Toast, Brötchen, Brot, Marmelade, Jam, Honig und vielleicht noch mehr. (Eventuell bietet man auch ein kontinentales Frühstück an – Fruchtsaft, Croissants, Butter und Marmelade. Das ist zwar fantasielos, aber wenigstens einfacher.) Lassen Sie uns mit den typischsten Bestandteilen beginnen.
Eine halbe Grapefruit galt lange Zeit als Lieblingsvorspeise, und ein aufmerksamer Gastgeber wird jedes Segment vorsichtig mit einem Messer lösen – es gibt sogar Spezialmesser dafür – und das Ganze mit Zucker bestreuen. Dann muss man als Gast nur noch die Stückchen herausheben, oft mit einem speziell dafür gemachten, langen Grapefruitlöffel, und läuft nicht Gefahr, sich den Saft in die Augen zu spritzen.
Dann folgt der Porridge. Das war vielen meiner Generation ein Graus, denn sie wurden als Kinder gezwungen, einen Mundvollnach dem anderen von dieser grauen, gummiartigen, geschmacklosen Masse zu schlucken, die unter dem Namen Porridge firmierte. Die Vorstellung, dass arme Schotten früher praktisch dreimal täglich nichts anderes zu essen hatten, war erschreckend. Sobald wie möglich mieden wir das Zeug wie die Pest, denn es galt als Symbol der Tyrannei der Erwachsenen sowie als tödlich für die schlanke Linie. Inzwischen haben wir gelernt, dass Hafermehl sehr gesund ist, und außerdem – das mag eine reine Selbsttäuschung sein oder an der liebevolleren und sorgfältigeren Zubereitung liegen – sieht Porridge heute so viel ansprechender aus und schmeckt auch bedeutend besser.
Seltsam, dass etwas so Schlichtes und Gesundes schon seit Generationen Thema nicht einer, sondern zweier ergebnisloser Debatten ist. Bei der Ersten geht es um die Frage: Sollte man ihn mit Zucker oder mit Salz essen? Die Schotten besitzen große Autorität in Sachen Porridge, denn er scheint aus ihrer Gegend zu stammen – Hafer gedeiht in Schottland prächtig –, und sie neigen dazu, ihn mit Salz zu essen, was den nussigen Geschmack des Getreides unterstreicht; man hält diese Variante demnach für die authentischere. Viele Leute, vor allem jene aus südlicheren Gegenden, bevorzugen Porridge, der großzügig mit Zucker – am liebsten mit krachendem braunem Zucker – bestreut wurde. (Eine Prise Salz beim Kochen kommt immer dazu, einfach um das Aroma zu verstärken.) In beiden Fällen wird das Gericht mit Milch oder, noch besser: mit Sahne serviert.
Aber dann steht
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