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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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zerfielen. Es war total eklig gewesen und echt deprimierend. Dann wurde der Tunnel verschlossen, als hätte es ihn nie gegeben, und Beschwörungen sollten dafür sorgen, dass mindestens ein Jahrhundert lang niemand ahnte, dass dort einmal etwas war. Ich hatte mich davor gefürchtet, in die Gesichter zu sehen, aus Angst, Stratton, Cecily oder womöglich sogar Nell zu entdecken - oder sonst jemanden, den ich kannte. Aber abgesehen von dem gruseligen Pärchen waren es alles Unbekannte gewesen. River, Asher und Anne hatten jedoch ein paarmal scharf eingeatmet oder etwas gemurmelt, wenn sie jemanden erkannten.
      Und dann waren die dunklen Tage vorbei.
      Brynne parkte den neuen Kleinwagen der Farm auf dem Kies und wir stiegen aus. Reyn und ich hatten entschieden, auf den Kauf eines protzigen Hauses zu verzichten, und wohnten stattdessen seit drei Wochen in einer meiner Wohnungen in der Stadt. Aber ich kam trotzdem fast jeden Tag zum Unterricht oder einfach nur so zurück nach River's Edge.
      Auf den Feldern und im Küchengarten wuchs und gedieh alles - es war ein warmes, feuchtes Frühjahr und die ganze Welt war voll mit neuem Leben. Um nicht aus der Übung zu kommen, striegelte ich sogar gelegentlich ein Pferd oder melkte eine Kuh. Das Huhn, das ich entfedert hatte, war jetzt nicht mehr von den anderen zu unterscheiden und die Küken des Teufelshuhns waren inzwischen ausgewachsene Hühner.
      Henrik, Maggies letzter Welpe, hatte sich zu einem wundervollen Rassehund entwickelt, mit dem typischen Jagdhundkopf, einem perfekten Körperbau und eleganten Bewegungen.
      Dufa war eben Dufa, aber sie war größer als er. Auf dem Weg zur Tür stieß ich Brynne mit dem Ellbogen an. »Uuund?«
      Zu meinem Erstaunen wurde sie rot und senkte den Kopf, was ihre Korkenzieherlocken wirken ließ wie einen Heiligenschein. »Er hat seinen Widerstand autgegeben«, murmelte sie und ich blieb mit offenem Mund auf der ersten Stufe zur Veranda stehen.
      »Ehrlich?«, fragte ich. »Und sind wir jetzt überglücklich? Haben wir die Engel singen gehört?«
      Brynne nickte, immer noch ganz rot, und ich nahm mir vor, später etwas total Peinliches zu Joshua zu sagen. Er hatte entschieden, noch eine Weile in River's Edge zu bleiben, anfangs nur, um bei den Reparaturen zu helfen, dann, weil ihm bewusst wurde, wie wichtig ihm der Kontakt zu seiner Familie war, und jetzt anscheinend auch noch für ein paar gute altmodische Knutschereien mit der netten Brynne.
      »Gratuliere«, sagte ich und wir tauschten einen Highfive.
      »Also ...«, sagte sie verlegen. »Ich dachte mir, wenn zwischen ihm und Reyn so ein Jungs-Ding läuft, gibt es keinen Grund, warum er mit mir nicht auch so ein Paar-Ding haben kann.« »Sehr wahr«, bestätigte ich und wir gingen hinein.
      Und tatsächlich waren Joshua und Reyn, Erzfeinde seit etlichen Jahrhunderten, jetzt die besten Freunde. Sie gingen alle paar Wochen im Hinterhof von River's Edge mit ihren Schwertern aufeinander los. Anne flehte sie immer wieder an, diese schrecklichen, lauten und gruseligen Kämpfe einzustellen, weil sie sich dabei gelegentlich verletzten und dann Wundnähte, Tee und Heilzauber brauchten. Aber anscheinend befriedigten die Kämpfe irgendetwas in ihnen.
      Drinnen kam River gerade aus ihrem Büro. Sie hatte sich seit März verändert. Nachdem sie 1300 Jahre lang mit allem fertig geworden war, hatte diese letzte Schlacht ihren Tribut gefordert. Sie hatte Gewicht verloren und sah aus, als wäre sie in den letzten zwei Monaten um zehn (menschliche) Jahre gealtert. Ich machte mir Sorgen um sie, aber sie beteuerte immer wieder, dass es ihr gut ging.
      »Hallo, meine Liebe«, sagte sie und wir vollzogen dieses Küsschen-rechts-Küsschen-links-Ritual. »Was macht dein Immobilien-Imperium? Ich habe gestern ganz vergessen, danach zu fragen.«
      »Läuft super«, erwiderte ich und rieb mir die Hände wie eine Großgrundbesitzerin. »Ich habe mich mit diesem T-Shirt-Typen unterhalten, bei dem man immer eins umsonst kriegt, wenn man welche kauft, weißt du? Ich glaube, ich konnte ihm meine alte Fabrik draußen an der Devan Road schmackhaft machen. Ich schätze, meine Leute könnten sie in etwa zehn Wochen auf Vordermann bringen und dann könnte er dort eine Zweigstelle seines T-Shirt-Konzerns eröffnen. Vielleicht kann Skunk einer von seinen Designern werden.«
      »Das hört sich toll an«, sagte Brynne.
      »Muhahah«, machte ich. »Bald gehört mir das ganze Kaff!«
       River

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