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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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meine Liebkosungen sie eines Tages verschwinden lassen.
      Aber eigentlich war es egal, ob seine oder auch meine Narbe jemals komplett verheilten. So viele andere Dinge in unserer beider Leben waren auf jeden Fall schon wieder in Ordnung gekommen.
      ***
     
      »Was soll 'n das für 'ne Farbe sein? Schimmel auf Brot?« Dray musterte kritisch den Wandabschnitt, den ich gerade zum ersten Mal gestrichen hatte. Dabei mampfte sie Chips und schüttelte die Tüte, um alle Krümel in eine Ecke zu befördern.
      »Sie nennt sich Marshmallow«, verteidigte ich meine Farbwahl ein wenig gereizt.
      »So schlecht finde ich sie gar nicht«, sagte Meriwether und schaute von ihrer Zeitschrift auf.
      »Das hier ist dein Schlafzimmer«, betonte Dray. »Und dein Freund ist der absolut heißeste Typ, den ich in meinem ganzen Leb-« Mein böser Blick brachte sie zum Schweigen. »Ich wollte doch nur sagen, dass du die Wände lieber blutrot streichen solltest, das wäre leidenschaftlich und total sexy.«
      »Oh, du glaubst gar nicht, wie unsexy Blut ist.«
      »Pfirsich wäre doch eine hübsche Farbe«, meinte Meriwether. Sie bediente sich an meiner Tüte mit sauren Fruchtgummis. »Mir gefällt diese Farbe!«, verteidigte ich mich.
      »Wenn du meinst.«
      »Vergiss nicht, dass du nur meine Nachbarin bist. Nicht meine Mutter«, wies ich Dray zurecht, was sie zum Grinsen brachte.
      »Klopf, klopf!«, rief Brynne schon auf dem Flur. »Nas, kommst du? Hey, Dray, Meriwether. Schon mit der Schule fertig? Äh, ist das die Grundierung?«
      »Noch vier Tage«, verkündete Meriwether strahlend. »Und dann sehe ich Lowell jeden Tag - mein Dad hat ihm einen Job im Laden gegeben.«
      »Das ist toll«, sagte ich erfreut.
      »Finde ich auch«, murmelte Meriwether und wurde rot.
      »Klar, und jedes Mal wenn ich in euren Laden komme, knutscht ihr gerade im Badezimmer rum«, prophezeite Dray düster.
      »Tun wir nicht«, widersprach Meriwether heftig, obwohl ich erkennen konnte, dass sie die Vorstellung recht reizvoll fand. »Willst du so gehen?« Brynne zeigte auf meine mit Farbe beklecksten Sachen. Die lange Narbe auf ihrer Wange verschwand allmählich und war jetzt nur noch als feine Linie zu sehen. Schon bald würde sie ganz weg sein. Wie immer bei unsereins. »Mist, ist es schon fünf?« Ich legte die Rolle weg und drückte den Deckel auf den Farbeimer. »Bin gleich fertig. Reyn fährt direkt hin.«
      »Welche Farbe soll das Zimmer denn nun kriegen?«, fragte Brynne provozierend.
      »Wisst ihr was?«, sagte ich auf meinem Weg ins Badezimmer. »Ihr könnt mich alle kreuzweise.«
      Das Lachen meiner Freundinnen erfüllte meine Wohnung.
       Und mein Herz.
      Ich weiß. Rührselig. Total rührselig. Geradezu ekelhaft rührselig. Aber wahr.
      ***
     
      In River's Edge hatte sich vieles verändert, während anderes beim Alten geblieben war. Große Teile des Haupthauses waren nach dem Brand neu aufgebaut worden und die meisten Möbel im Wohnzimmer waren auch neu. Die offizielle Erklärung für das Feuer lautete Kabelbrand, und wir hatten es schon gelöscht, bevor ein Nachbar den Rauch bemerkt und die Feuerwehr alarmiert hatte.
      Mein Onkel hatte Ottavio im Haus ermordet. Jess und Solis waren im Kampf gegen die namenlose Horde gestorben, die Egthor und Agata überall zusammengesammelt hatte. Ich hatte nach Robertos Tod noch wochenlang Albträume.
      Von ihren vier Brüdern hatte River zwei verloren. Daniel war gefesselt in eine Gefängnis-Reha in Kalifornien gebracht worden, die ein ehemaliger Bekannter von Solis leitete. Bis jetzt hatten weder Daniel noch Egthor oder Agata irgendwelche
      Anzeichen von Reue gezeigt, aber River gab die Hoffnung nicht auf.
      Die weltweiten Angriffe auf Unsterbliche hatten aufgehört, aber die meisten von uns waren überzeugt, dass irgendwann ein anderer machthungriger Terávà auftauchen würde, der es darauf anlegte, fremde Magie an sich zu reißen.
      Was aus den Leichen wurde? Klar, diese Frage musste ja kommen, denn wir sind ja alle makaber, neugierig und blutrünstig. Das kann man wohl keinem vorwerfen.
      Wie nicht anders zu erwarten, blieb eine beträchtliche Menge toter Unsterblicher auf dem Schlachtfeld zurück, und so was kann niemand auf der Welt der Polizei überzeugend erklären. Wir hatten die Leichen schließlich in eine Sackgasse der unterirdischen Tunnel gebracht und einige von uns hatten mithilfe ihrer Magie dafür gesorgt, dass sie buchstäblich zu Staub

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