Entfuehrung auf die Insel des Gluecks
auf Matt und Cam hören sollen, dachte Alex. Vor seiner Abreise hatte der Familienclan beim gemeinsamen Abendessen getagt. Das Verhältnis der drei Brüder zu ihrem Vater hatte sich nach einigen dramatischen Ereignissen merklich gebessert. Cam wäre fast ums Leben gekommen, und Matt hatte sich im kolumbianischen Regenwald unter anderem mit dem Drogenkartell angelegt.
Als seine Schwägerinnen sich in der Küche um den Nachtisch kümmerten, erzählte Alex, dass der Direktor ihn sehen wollte.
âIch soll mich morgen bei ihm melden.â
Matt lachte nun. âEr glaubt doch nicht im Ernst, dass du kommst.â
âDu hast ihm sicher zu verstehen gegeben, was er dich kann, oder?â, fragte Cam.
âIch muss zugeben, dass ich neugierig binâ, sagte Alex zögernd.
Matt fluchte unterdrückt. âVon Shaw ist noch nie etwas Gutes gekommen.â
Später nahm sein Vater ihn beiseite. âDu hast nie ein Wort über die Arbeit beim Geheimdienst verlorenâ, sagte Avery. âOffensichtlich war die Zeit dort nicht besonders angenehm. Aber du musst an die Sache geglaubt haben, sonst hättest du das Treuegelübde nicht abgelegt.â
Ja, es war ihm wichtig gewesen, seinem Land zu dienen. Und ein Gelübde war nun einmal ein Gelübde.
Alex stand auf.
âTut mir leidâ, sagte er zu der Brünetten, die immer noch lächelte. âMeine Pläne haben sich geändert. Ich bleibe in Washington und muss hier noch etwas erledigen.â
Nachdem sie sich von ihrer offensichtlichen Enttäuschung erholt hatte, zog sie eine Visitenkarte aus der Tasche. âRufen Sie mich doch an, wenn Sie Gelegenheit dazu haben.â
Bereitwillig nahm er die Karte, obwohl er genau wusste, dass er sich nicht melden würde, und die Brünette machte sich bestimmt auch keine Illusionen.
Etwas später stand Alex wieder im Büro des Direktors. Shaw begrüÃte ihn mit einem strahlenden Lächeln und reichte ihm die Hand zur BegrüÃung. Alex ignorierte sie geflissentlich.
âEines möchte ich von vornherein klarstellenâ, sagte er kühl. âIch erledige diesen Auftrag für Sie, aber danach möchte ich nie wieder etwas von Ihnen hören.â
Shaw nickte.
âIch arbeite allein.â
âAber das â¦â
âIch arbeite allein oder gar nicht!â Alex schnitt ihm das Wort ab.
Unzufrieden presste Shaw die Lippen zusammen.
âSie geben mir uneingeschränkte Vollmacht, das Leben des Zeugen zu schützen, und mischen sich nicht ein.â
Wieder nickte Shaw. âIn Ordnung.â
âGut, dann weisen Sie mich jetzt kurz ein.â
âDie Person lebt in New York City.â
âVerheiratet oder Single? Wie alt ist er?â
âUnverheiratet, Mitte zwanzig, und es ist eine Zeugin.â
Eine Frau. Das machte die Sache nicht gerade einfacher. Der Umgang mit Frauen war schwieriger. Ihre Gefühle, die Hormonschwankungen â¦
âIn welchem Verhältnis steht nun die Zeugin zu den Gennaros?â
Shaw lächelte geringschätzig. âSie war Anthony Gennaros Geliebte.â
Kein Wunder also, dass sie dem FBI wichtig war.
âHier sind alle Informationen, die wir habenâ, sagte Shaw und reichte Alex einen Umschlag.
Alex öffnete den Umschlag und nahm ein Foto heraus. Was Frauen anging, hatte Gennaro einen ausgezeichneten Geschmack.
âSie heiÃt Cara Prescottâ, sagte Shaw. âBis vor kurzem hat sie mit Gennaro zusammengelebt und für ihn gearbeitet.â
Auf der Rückseite des Fotos standen die Personalien: Name, Geburtsdatum, letzte bekannte Anschrift, Haarfarbe: braun, Augen: braun. Die Beschreibung wurde dem Foto nicht gerecht.
Cara Prescotts Haar besaà die Farbe reifer Kastanien, in den braunen Augen tanzten goldfarbene Punkte, und auf ihren Lippen lag ein zarter Rosaton.
Sie wirkte zierlich, fast zerbrechlich. Auf diesen Frauentypfuhren Kerle wie Gennaro vermutlich besonders ab.
Als Alex aufsah, begegnete er dem amüsierten Blick des Direktors.
âEine wunderschöne Frau, oder?â
âSie sagten zuerst, sie wäre Gennaros Geliebte gewesen. Dann, dass sie für ihn gearbeitet hat. Was denn nun?â
âBeides.â
âUnd nun ist sie plötzlich bereit, gegen ihn auszusagen? Wieso?â Erneut betrachtete Alex das Foto.
âWeil es ihre Bürgerpflicht ist.â
âUnsinn! Warum stellt sie sich als Zeugin zur
Weitere Kostenlose Bücher