Entfuehrung in den Highlands
bremsen. Seine Ungeduld verwandelte sich langsam in schlechte Laune, bis er plötzlich spürte, wie Fiona neben ihm vor unterdrücktem Gelächter bebte.
Als sich ihre Blicke begegneten, sah sie ihn mit einem kaum verborgenen Lächeln und funkelnden Augen an.
„Oh ja“, fuhr Miss Hatfield fort, ohne sich bewusst zu sein, dass ihre Gäste sich über sie amüsierten. „Der Schlachter und der Bäcker sind mit einem Abstand von nur zwei Wochen gestorben! Ich habe also keinerlei Ahnung, wie wir vernünftiges Essen auf den Tisch bringen sollen, und nun sitzen wir da, mit so vielen Gästen! Ich kann nicht einfach über Nacht einen neuen Schlachter und einen neuen Bäcker wachsen lassen.“
Fiona musste sich die Hand auf den Mund pressen, um nicht laut loszuprusten, worüber Jack seinerseits breit grinsen musste. Dennoch gelang es ihm schließlich mit erstaunlich ruhiger Stimme, Miss Hatfields Geplapper zu unterbrechen. „Es tut mir leid, Miss Hatfield, dass der Schlachter und der Bäcker Ihnen mit ihrem unpassenden Verscheiden Unannehmlichkeiten bereitet haben, aber Lady Kincaid und ich sind ein wenig müde von der Reise. Denken Sie, Sie könnten ... “
„Du liebe Güte!“, quietschte die Braut. „Hier stehe ich und rede, und Sie sind beide wahrscheinlich völlig erschöpft! Ich werde Ihre Koffer ins Rosenzimmer hinaufbringen lassen. “ Sie näherte ihren Mund Fionas Ohr und flüsterte in vertraulichem Ton: „Es ist das größte Gästezimmer, das wir haben. Pauls arme Eltern dachten, sie würden es bekommen, aber ich habe ihnen gesagt, bis sie ein Vermögen gemacht oder einen Titel aufzuweisen haben, reserviere ich das Zimmer für wirklich wichtige Gäste.“
„Vielen Dank“, erwiderte Fiona mit todernster Miene und warf gleich darauf Jack einen erheiterten Blick zu.
Miss Hatfield, die das alles nicht wahrnahm, zeigte in Richtung Haus. „Paul ist mit den Herren im Garten, Lord Kincaid. Für den Fall, dass Sie ihn begrüßen möchten.“ Sie zog Fionas Arm unter ihrem hindurch und wandte sich in Richtung Eingang. „Kommen Sie, meine Liebe. Ich werde Sie auf Ihr Zimmer begleiten und mein Mädchen anweisen, Ihnen etwas Griechisches Wasser zu bringen. Ich habe es in Italien gekauft, und obwohl ich den Geruch nicht besonders mag, muss ich doch sagen, dass ich tiefer schlafe, wenn ich mir ein wenig davon auf die Schläfen gerieben habe.“
„Ich bin nicht müde, nur ein bisschen steif von der langen Reise“, erklärte Fiona hastig.
Jack sah seine Frau prüfend an. Sie bewegte sich schon wieder viel besser und humpelte kaum noch. Während der Reise hatten sie viele Pausen gemacht, sodass Fiona häufig aussteigen und sich ein wenig bewegen konnte.
Sie hatte sich gut gehalten, obwohl sie immer noch blasser aussah als sonst.
„Nun, Lord Kincaid!“, riss ihn Miss Hatfields laute, schrille Stimme aus seinen Gedanken. „Porterfield wird Ihnen den Weg in den Garten zeigen, sodass Sie Paul dabei zusehen können, wie er seine dummen Zigarren raucht.“
Ein beleibter Butler, der sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hatte, verbeugte sich in Jacks Richtung.
„In der Zwischenzeit werde ich gut auf Ihre Gattin aufpassen.“ Miss Hatfield tätschelte Fionas Hand. „Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, meine Liebe, aber meine älteste Schwester kennt Ihre Brüder gut, und sie sagte mir, dass Sie guter Hoffnung sind.“
Fiona stolperte, und Miss Hatfield packte ihren Arm noch energischer. „Sie müssen mir alles darüber erzählen, weil ich nicht die geringste Ahnung von alldem habe, und ich sagte bereits meinem Verlobten, dass wir sicher eine große Familie haben werden. Ich weiß einfach, dass ich nach meiner Hochzeit in derselben interessanten Verfassung sein werde wie Sie, bevor ich nur ,piep‘ sagen kann!“
Grinsend sah Jack seiner armen Frau hinterher, wie sie sich hilflos in der Gewalt einer Plaudertasche begeben musste. Natürlich war es ein wenig unangebracht von Miss Hatfield gewesen, Fionas Hoffnung zu erwähnen, aber seine tapfere Frau hatte es mit Würde getragen.
Jack zögerte. War es möglich, dass Fiona tatsächlich in einer interessanten Verfassung war? Er sah zu, wie sie die Stufen zur Haustür hinaufstieg und bemerkte, dass ihre Hand die ganze Zeit auf ihrem Bauch lag. Hatte sie das schon immer getan?
Während der Reise in der Kutsche war ihr mehrmals schlecht geworden, und sie hatten ein oder zwei Mal anhalten müssen, damit sie sich wieder von ihrem Unwohlsein erholen konnte.
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