Entfuehrung in den Highlands
erkundigte sie sich und sah ihn fragend an.
Er zögerte. „Nein“, erwiderte er schließlich. „Wolltest du tanzen?“
Zwar hätte sie es nur zu gern getan, aber ihre schmerzenden Füße sprachen dagegen. „Ich fürchte, mir geht es noch nicht gut genug.“
„Natürlich nicht. Du musst dich noch schonen.“ Jack führte sie durch den Raum zu einer kleinen Gruppe freier Stühle, die an einem langen Tisch standen. „Setz dich.“ Er rückte ihr einen der Stühle zurecht. „Ich bin gleich zurück.“
Tatsächlich erschien er innerhalb weniger Minuten wieder. Er kam beladen mit zwei Tassen Mandelmilch und zwei Tellern, auf denen sich Tortenstücke, heiße Obsttörtchen und andere Delikatessen häuften.
Grinsend stellte er seine Last ab. „Es ist mir gelungen, die letzten Apfeltörtchen zu erringen. Der dicke Mann in der blauen Jacke wird nie wieder ein Wort mit mir wechseln, aber das ist es mir wert. “
Fiona gluckste vor sich hin. „Man wird während der nächsten Wochen ausschließlich schlecht von dir reden.“
„Daran hege ich keinen Zweifel.“ Er reichte ihr einen Teller mit Torte, und sie aßen und sahen dabei den Paaren beim Tanzen zu. Die Braut und der Bräutigam hielten sich bei den Händen und sahen entzückend schüchtern aus, während sie atemlos auf ihn einredete und er sie in stummer Bewunderung ansah.
Ein leiser Schmerz zog Fionas Herz zusammen. Sie sehnte sich nicht unbedingt nach dem Brautschleier und den Blumen, die sie nicht gehabt hatte, aber nach der Freude, die es normalerweise bedeutete, das Leben als Ehepaar zu beginnen. Das hatten Jack und sie versäumt, und sie würden es niemals nachholen können.
Jacks Blick ging in die Richtung, in die Fiona wehmütig schaute, dorthin, wo Braut und Bräutigam die Tänzer anführten. Was machte sie so traurig? Dass sie dem Glück des fremden Paares zuschaute, selber aber niemals eine richtige Hochzeit gehabt hatte?
Obwohl er zu Beginn den Gedanken, verheiratet zu sein, gehasst und sich so lange wie möglich an seine Freiheit geklammert hatte, konnte er sich nun das Leben ohne seine Ehefrau nicht mehr vorstellen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie es gewesen war, allein zu schlafen, allein zu frühstücken oder lässig und gleichgültig durch das Leben zu schlendern, wie er es ohne Fiona getan hatte, anstatt es wirklich zu leben. Mit ihr an seiner Seite lebte er. Ohne sie ...
Er weigerte sich, darüber nachzudenken, wie leer und kalt ohne sie alles wäre. Schon immer hatte er in der Gegenwart gelebt; vielleicht war es das, was er auch jetzt tun musste. Er konnte Fiona keine Hochzeit wie diese verschaffen - was vorüber war, war vorüber. Aber er konnte etwas tun, um sie zum Lächeln zu bringen.
Gleich darauf ließ er sich grinsend in seinem Stuhl zurückfallen. Er hatte einen Plan, den er so bald wie möglich in die Tat umsetzen würde. Dazu brauchte er nur ein wenig Hilfe von Devonsgate.
Die Morgensonne blinzelte durch einen Spalt im Vorhang. Fiona öffnete ihre Augen und sah sich suchend in der fremden Umgebung um.
Jack lag nicht neben ihr und hielt sich auch nicht im Zimmer auf. Er war fort.
Eilig richtete sie sich auf und sprang aus dem Bett. Wo war er? Sie streckte die Hand nach dem Klingelzug aus, um das Mädchen herbeizurufen, entschied dann aber, dass es angesichts der vielen Gäste im Haus schneller gehen würde, wenn sie sich ohne Hilfe anzog. Sie benutzte das frische Wasser aus der Kanne neben dem Bett zum Waschen, dann schlüpfte sie so schnell es ging in ihre Kleider.
Jacks Reitstiefel fehlten. Vielleicht war er einfach nur ausgeritten.
Gerade dachte sie darüber nach, welche harmlosen Erklärungen es außer einem morgendlichen Ausritt noch für seine Abwesenheit geben konnte, als die Tür aufging und Jack hereinkam. Er trug ihren Umhang zusammengefaltet über dem Arm und lächelte, als er sie sah. Bis zu diesem Moment war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie bei seinem Anblick die Luft angehalten hatte.
„Ich freue mich, dass du schon auf bist“, sagte er mit sanfter Stimme.
Sie betrachtete ihren Umhang. „Gehen wir aus?“
„Ja. Devonsgate ist früher als erwartet angekommen und wartet mit der Kutsche auf uns“, erklärte ihr Jack mit geheimnisvoller Miene.
„Wo fahren wir hin?“, fragte sie, denn wie üblich konnte sie ihre Neugier nicht zügeln.
„Das ist eine Überraschung.“ Sein Blick wanderte zu ihren leichten Schuhen. „Du wirst Stiefeletten brauchen; der Weg könnte uneben sein.“
Weitere Kostenlose Bücher