Entführung nach Dathomir
Augen waren vor Überraschung geweitet. »Du bist es also«, sagte sie laut, um den Schlachtenlärm zu übertönen. »Ich habe das Kräuseln deiner Macht früher schon gespürt. Ich wollte schon immer einem Jedi begegnen, und dann traf ich einen in den Korridoren meines eigenen Gefängnisses und erkannte ihn nicht.« Sie musterte Luke, wie um sich davon zu überzeugen, daß er tatsächlich ein Jedi war.
»Ich bin Leuten wie dir schon begegnet«, sagte Luke. »Hör mir zu, Gethzerion: Wende dich von der dunklen Seite der Macht ab, ehe es zu spät ist!«
Gethzerion nickte nachdenklich. »Verzeih mir, wenn ich sage, daß ich dich nicht besonders beeindruckend finde, junger Jedi. Es ist schade, daß du sterben mußt und nicht mitansehen kannst, wie ich deine Freunde zerschmettere.«
Sie deutete mit einem Finger auf Luke, und ehe Luke überhaupt begriff, was vor sich ging, traf ihn eine Welle der Macht. Weißes Licht explodierte hinter seinen Augen, und seine rechte Gesichtshälfte fühlte sich an, als hätte ein Hammer sie zertrümmert. Sein linker Arm wurde taub, sein linkes Bein knickte unter seinem eigenen, unerträglichen Gewicht ein, und er sank auf ein Knie, war wie gelähmt. Der Schlachtenlärm, das Blasterfeuer und die Schmerzensschreie verklangen zu einem fernen Rauschen. Gethzerion deutete wieder auf ihn, krümmte den Finger, und er konnte nur noch verschwommen sehen. Er spürte, wie der Hammer seine linke Schläfe traf, kippte auf die Seite und rollte keuchend auf den Rücken. Luke blickte zum Himmel hinauf, zu den zahllosen Felsbrocken, die durch die Luft flogen – einige von der Macht gelenkt, andere von den Rancor geschleudert.
Die Zeit schien sich zu dehnen. Sein Kopf pochte, pulsierte im Rhythmus seines Herzschlags. Sein Gesicht war kalt und taub, und Luke erkannte benommen, daß Gethzerions Zauberspruch Blutgefäße in seinem Gehirn zum Platzen gebracht hatte. Er würde sterben, einer von Hunderten von Toten, die schon jetzt auf diesem Schlachtfeld lagen.
So wäre es also gewesen, wenn Barth versucht hätte, mich zu töten, durchfuhr es Luke. Teneniel hatte recht gehabt – er war kein Krieger. Wem hatte er etwas vormachen wollen? Ben, dachte Luke, ich habe dich enttäuscht. Ich habe euch alle enttäuscht. Und plötzlich schlug eine Woge aus Schmerz über ihm zusammen. Luke versuchte sich zu erinnern, mit wem er gerade gesprochen hatte, zermarterte sich den Kopf nach einem Namen, nach jemandem, den er um Hilfe bitten konnte, aber sein Kopf war taub und leer wie die endlosen Wüsten von Tatooine, die nackt unter den untergehenden Sonnen lagen.
23
Isolder hob das neue Sensorfenster hoch. Chewbacca war bereits mit dem elektrischen Schraubenschlüssel dabei, das alte Fenster abzumontieren, während Leia und Han im engen Laderaum des Falken die Vibrofeldgeneratoren anschlössen. Die Droiden füllten unterdessen die Kühlflüssigkeit in den Reaktor. Draußen vor der Festung war der Krieg in vollem Gang. Die Steinböden bebten und schwankten unter den Einschlägen der Blasterstrahlen und Felsblöcke, während durch das Labyrinth der Korridore der Wind heulte.
Isolder hatte das Gefühl, als könnte der ganze Berg jeden Moment zu Staub zerfallen. Er wünschte fast, der Raum hätte ein Fenster, einen Balkon wie die meisten anderen Räume hier in der Festung, damit er sehen konnte, was draußen geschah. Aber gleichzeitig fühlte er sich in diesem geschlossenen Raum, wo nur die Tür bewacht werden mußte, viel sicherer.
Isolder trug das Fenster zu Chewbacca und hielt es einen Moment hoch, während der Wookiee mit seinen haarigen Pfoten nach einigen Schraubenbolzen griff, um das neue Fenster am Falken anzubringen. Die Hände des Wookiees zitterten vor Angst.
Plötzlich hörte Isolder hinter sich eine laute und doch wie aus weiter Ferne dringende Stimme: »Gethzerion, ich habe sie gefunden!«
Isolder wirbelte herum und ließ das Fenster fallen. Im Türrahmen stand eine Nachtschwester und schnappte nach Luft. Isolder zog seinen Blaster und schoß, doch die Nachtschwester wehrte den Blasterblitz mit der Hand ab.
»Nun«, sagte sie, »du bist aber ein Hübscher. Ich denke, ich werde dich behalten.«
Chewbacca brüllte und sprang die Nachtschwester an, und sie wich einen Schritt zurück. Chewie glitt zur Seite, wie um ihr den Fluchtweg aus dem Raum abzuschneiden, und die Nachtschwester zuckte zusammen. Der Wookiee hatte der Schwester so schnell den Arm ausgerissen, daß Isolder es gar nicht mitbekommen
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